Profiteur der Aktion 20.000: Türkis-Grün plant kein Comeback des Projekts für ältere Arbeitslose, will aber alte Instrumente verbessern.

Foto: Heribert Corn

Wien – Die türkis-blaue Regierung hatte unter großer Kritik die Aktion 20.000 für Langzeitarbeitslose über 50 Jahren beendet, die Vorwahlzeit brachte ein gewisses Revival: Vor der Nationalratswahl 2019 haben alle Parlamentsparteien außer den Neos auf Antrag der SPÖ beschlossen, 50 Millionen Euro zusätzlich an Förderung für ältere Arbeitslose zur Verfügung zu stellen. Nun sagt die türkis-grüne Regierung, was sie vorhat.

Wie es in einer Presseunterlage heißt, wollen Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) und Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) bestehende Angebote wie die Eingliederungsbeihilfe weiterentwickeln und diese "speziell im Interesse älterer Arbeitssuchender verbessern". Bei der Beihilfe handelt es sich um einen Zuschuss zu den Lohnnebenkosten, den Firmen bekommen, die Langzeitarbeitslose einstellen. Den Ministerien zufolge werden dafür jetzt schon mehr als 200 Millionen Euro aufgewendet. Jede vierte Beschäftigungsaufnahme von Menschen über 50 sei auf die Eingliederungsbeihilfe zurückzuführen.

Lohnverlust ausgleichen wie in Luxemburg

Eines der Vorbilder der Regierung ist das Luxemburger Modell. In dem kleinen reichen Land gleicht der Staat Langzeitarbeitslosen (mindestens ein Monat) ab 45 Jahren den Einkommensunterschied zwischen altem und neuem Job eine Zeitlang aus, um sie zu einem Comeback im Job zu motivieren. Vier Jahre garantiert Luxemburg eine jährliche Vergütung von 90 Prozent des letzten Entgelts. Auch Luxemburger, die ihren Job verloren haben, weil es ihrem Arbeitgeber wirtschaftlich schlecht ging, können die Wiedereingliederungshilfe bekommen.

Auf eine Neuauflage der Aktion 20.000 laufen die koalitionären Pläne damit nicht hinaus: In diesem Programm hatte das Arbeitsmarktservice für neugeschaffene Jobs sowohl Lohn- als auch Lohnnebenkosten übernommen, sofern die Tätigkeit einen gemeinnützen Wert hatte. Von den Teilnehmern hatte knapp jeder Dritte auch drei Monate nach Förderende noch einen Job. Allerdings wäre es nicht ausgemacht, dass sich diese Quote auch bei einem Weiterlaufen der Aktion hätte halten lassen. Schließlich konnte man annehmen, dass die ersten Profiteure besonders motivierte Arbeitslose waren.

Die türkis-grüne Regierung will außerdem auf Beratungsangebote fokussieren, zum Beispiel auf die Demografieberatung für Betriebe. Sozialminister Anschober will überdies Beratungsangebote wie Fit2Work ausbauen, "um Erkrankungen im Job und durch den Job zu vermeiden", und "gemeinnützige Beschäftigungsprojekte" forcieren.

SPÖ und Wirtschaftskammer loben die angekündigte Initiative, Kritik kommt von der FPÖ: Die ÖVP greife zu Mitteln, die sich als untauglich herausgestellt hätten.

Ältere häufiger arbeitslos

Ältere Menschen sind in Österreich deutlich häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als der Schnitt der Gesamtbevölkerung. Im Jänner 2020 sank die allgemeine Arbeitslosigkeit (inklusive Schulungen) weiter um 2,9 Prozent, bei älteren Personen ab 50 stieg sie hingegen leicht um 0,1 Prozent. Fast 30 Prozent der Menschen ohne Job sind über 50 Jahre alt.

Ältere sind zwar häufig stabil beschäftigt und werden seltener arbeitslos. Wenn sie es aber einmal sind, finden sie schwerer eine neue Stelle, sind also länger ohne Job – und zwar im Schnitt 178 Tage. Im Gesamtdurchschnitt beträgt die Verweildauer 121 Tage. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen beträgt bei Älteren 45 Prozent, der Schnitt quer durch alle Altersgruppen liegt bei 34 Prozent. (red, APA, 6.2.2020)