Beim Tokio Marathon kommen auch wearable cameras zum Einsatz. Sie schicken Bilder in eine Zentrale, die dann dort mittels künstlicher Intelligenz ausgewertet werden.

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Japan hat 125 Millionen Einwohner und fünf Millionen Kameras, die sie analysieren. Gesichtserkennung, Bewegungsprofile – erfasst wird alles, auch wenn dafür die gesetzliche Grundlage fehlt. Die Gesellschaft könne man nicht mehr als demokratisch und frei bezeichnen, sagt Yasuhiko Tajima. Der Medienforscher gehört zu den wenigen Japanern, die sich noch kritisch mit dem Überwachungssystem seines Landes auseinandersetzen. Big Brother ist in der technologie getriebenen Gesellschaft bereits zu normal. Das werden heuer auch die Besucher der Olympischen Sommerspiele in Tokio zu spüren bekommen. Zehn Millionen sollen es sein.

Einen Vorgeschmack, wie viel Privatsphäre sie an der Grenze abzugeben haben, liefert Donnerstagabend der ORF mit dem Dok 1-Film "Tokio 2020 – Der Preis der Sicherheit". Gesichtserkennungssoftware, Armbänder zum Identitätsnachweis, auf künstliche Intelligenz gestützte Roboter und virtuelle Polizisten zum Datensammeln: Der Überwachungsfantasie sind keine Grenzen gesetzt. Und damit auch nicht der Gefahr des Missbrauchs und der Manipulation.

In 2000 Geschäften kommen schon "Pre-Crime-Programme" zum Einsatz, vorgeblich, um Ladendiebe zu identifizieren, nicht zuletzt aber auch zum Zwecke der Vermarktung. Greift ein Kunde nicht gleich zum Produkt, sondern geht zuerst einen Schritt zurück und sieht sich um, schlägt das System Alarm. Eine andere Software, der Mental-Checker, scannt die Gesichtszüge und destilliert das Aggressionspotenzial. Kein schöner Ausblick! (Oliver Mark, 6.2.2020)