Die US-Behörden bringen Qasim al-Raymi mit zahlreichen Anschlägen in Verbindung.

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Washington/Sanaa – Die USA haben bei einer Operation im Jemen den Anführer des dortigen Ablegers des islamistischen Terrornetzwerks Al-Kaida getötet. Der Angriff sei auf Befehl von US-Präsident Donald Trump erfolgt, erklärte das Weiße Haus am Donnerstag. Qasim al-Raymi stand seit Juni 2015 an der Spitze der Terrorgruppe Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (Aqap).

Auch sein Vorgänger wurde bei einem US-Drohnenangriff im Jemen getötet. Wann genau Raymi getötet wurde, teilte die Regierungszentrale in Washington nicht mit. Trump erklärte auf Twitter, durch die Tötung des Aqap-Chefs werde dessen Organisation "weiter geschwächt". Dadurch rücke ein Ende der Bedrohung durch Aqap und das globale Al-Kaida-Netzwerk näher.

Anschlag auf US-Botschaft 2008

Raymi war zuvor Militärchef der Terrorgruppe, die als mächtigster Ableger des Al-Kaida-Netzwerks gilt. Auf den Terroristen war eine Belohnung von bis zu zehn Millionen Dollar ausgesetzt. Die US-Behörden bringen ihn mit zahlreichen Anschlägen in Verbindung, auch jenem auf die US-Botschaft im Jemen 2008.

Raymi habe in Afghanistan für Osama bin Laden gearbeitet, erklärte das Weiße Haus. Unter Raymi habe Aqap "skrupellose Gewalt" an Zivilisten im Jemen verübt und versucht, zahlreiche Angriffe gegen die Vereinigten Staaten und ihre Streitkräfte durchzuführen. Durch seinen Tod sei man der Beseitigung der Gefahren für die nationale Sicherheit durch Gruppierungen wie Al-Kaida nähergekommen, hieß es.

Vorangegangene Berichte

Die "New York Times" hatte bereits Ende Jänner berichtet, dass Raymi bei einem Luftangriff getötet worden sein könnte. Trump hatte Berichte darüber auf Twitter weiterverbreitet, eine Bestätigung stand allerdings aus.

Den Angriff dürfte Trump nutzen, um seine Entschlossenheit im Kampf gegen den Terrorismus zu unterstreichen. Im Oktober hatten Spezialkräfte des US-Militärs den IS-Anführer im Nordwesten Syriens aufgespürt. Auch rühmt Trump sich immer wieder mit dem US-Luftangriff auf den iranischen General Ghassem Soleimani. Nach dessen Tod im Jänner waren die Spannungen im Nahen Osten gefährlich eskaliert.

Drohnenangriffe

Im Jemen fliegen die US-Streitkräfte seit Jahren Drohnenangriffe auf Al-Kaida-Mitglieder. Auch die US-Geheimdienste setzen Drohnen ein, bestätigen deren Einsätze aber in der Regel nicht. Die Terrororganisation profitiert von den chaotischen Zuständen in dem Bürgerkriegsland.

Aqap war im Jahr 2009 durch den Zusammenschluss des saudi-arabischen und des jemenitischen Zweiges von Al-Kaida entstanden. Im jemenitischen Bürgerkrieg verübt die Organisation Anschläge sowohl gegen die Regierungstruppen als auch gegen die schiitischen Huthi-Rebellen.

Der Al-Kaida-Ableger hatte im Jemen in den vergangenen Jahren mehrere Rückschläge erlitten. Ranghohe Führungsleute, Experten für den Bau von Sprengsätzen und für Propaganda zuständige Mitglieder wurden Ziel von US-Drohnenangriffen und Einsätzen von Spezialkommandos. Experten zufolge ist Aqap aber weiterhin äußerst fähig und entschlossen, westliche Ziele anzugreifen. Im Jemen versucht die Gruppe, verdeckt zu bleiben und sich unter die örtliche Bevölkerung zu mischen. (APA, 7.2.2020)