Die Pannen bei der Auszählung trübten die Stimmung des jüngsten Kandidaten der Demokraten in Iowa nicht: Pete Buttigieg liegt vorne.

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Des Moines – Nach den durch eine blamable technische Panne verursachten Verzögerungen haben die Demokraten im US-Bundesstaat Iowa das provisorische Endergebnis ihrer Präsidentschaftsvorwahl veröffentlicht. Demnach liegt der pragmatisch-moderate Ex-Bürgermeister Pete Buttigieg hauchdünn vor dem linksgerichteten Senator Bernie Sanders an der Spitze – jedenfalls in der von US-Medien als entscheidend angesehenen Wertung nach Staatsdelegierten. Bei den absoluten Stimmen liegt Sanders voran.

Das teilte die Regionalsektion der Demokraten in Iowa am Donnerstagabend nach Auszählung der Stimmen in allen Bezirken mit. Buttigieg kommt den Angaben zufolge auf 26,2 Prozent, Sanders auf 26,1 Prozent der "State Delegate Equivalents" (SDE). Die linksgerichtete Senatorin Elizabeth Warren liegt mit 18 Prozent auf dem dritten Platz. Hinter ihr folgen der frühere Vizepräsident Joe Biden (15,8 Prozent) und die Senatorin Amy Klobuchar (12,3 Prozent). Beide vertreten den moderaten Parteiflügel.

Noch kein offizielles Ergebnis

Wegen des überaus knappen Ergebnisses riefen zunächst weder die Demokraten noch die US-Medien einen Sieger aus. Die Parteizentrale der Demokraten hatte zuvor eine Überprüfung der Resultate verlangt. "Genug ist genug", schrieb Parteichef Tom Perez auf Twitter. Um das Vertrauen der Öffentlichkeit in das Ergebnis zu gewährleisten, müsse unverzüglich mit einer erneuten Überprüfung begonnen werden. Die Demokratische Partei in Iowa steht einer solchen Teilneuauszählung aber kritisch gegenüber und will diese nur durchführen, wenn einer der Antretenden sie offiziell fordert.

Der Parteichef der Demokraten, Tom Perez, kündigte eine Überprüfung an.

Die Panne wurde nach Parteiangaben durch einen Programmierfehler bei einer App verursacht, die die Daten der einzelnen Bezirke sammelte. Die Verzögerungen bei der Auszählung bedeuteten für die Partei ein Fiasko zum Auftakt des mehrmonatigen Vorwahlmarathons, in dem der Herausforderer oder die Herausforderin von Präsident Donald Trump bestimmt werden soll.

Überraschungssieg

Buttigieg war schon in Teilergebnissen aus Iowa an der Spitze gelegen. Sein sehr gutes Abschneiden ist – unabhängig davon, ob sein Sieg letztlich bestätigt wird oder nicht – eine kleine Überraschen. Zwar war er in einigen Umfragen auch vor der Wahl vorangelegen, andere hatten aber Sanders und Biden in Front gesehen. Der offen homosexuelle 38-Jährige war als krasser Außenseiter in das Präsidentschaftsrennen eingestiegen. Vor einem Jahr war der damalige Bürgermeister der 100.000-Einwohner-Stadt Stadt South Bend in Indiana überregional kaum bekannt.

Im Wahlkampf präsentiert sich Buttigieg als die junge und frische Alternative zu dem 77-jährigen Biden, dem Exponenten des moderaten Parteiflügels. Für Biden ist der vierte Platz in Iowa eine herbe Schlappe.

Archaisches Wahlsystem

Die Verwirrung ist teils auch dem komplizierten Wahlsystem geschuldet: Die Anhänger aller Kandidaten sammeln sich bei einem Caucus in einem Gebäude und treten anschließend zu Gruppen zusammen – danach werden sie gezählt. Wählerinnen und Wähler jener Antretenden, die weniger als 15 Prozent der Stimmen erhalten, müssen dann in einer zweiten Runde ihre Präferenz ändern und jemand anderen wählen. Schließlich werden die Ergebnisse auf Bezirksebene auf eine Zahl von fiktiven Staatsdelegierten oder State Delegate Equivalents umgerechnet, die den jeweiligen Kandidaten zugerechnet werden. Aus dieser wiederum errechnet sich dann die Zahl der Delegierten für den Parteitag der Demokraten im Sommer, bei dem jene Person erkoren wird, die dann gegen Präsident Donald Trump antreten wird.

Bisher hatte immer die Zahl der SDE als entscheidend gegolten – diesmal aber wollten die Demokraten alle drei Werte, also jene der SDE und die absoluten Zahlen beider Wahlgänge – veröffentlichen. Das sorgte für zusätzliche Komplikationen.

Nächste Vorwahlen in New Hampshire

Der ehemalige Vizepräsident und langjährige Senator Biden stellt sich als Bewerber dar, der die größten Chancen gegen Trump hat. Allerdings hat er im Verlauf seiner Kampagne immer wieder Schwächen in Form von Aussetzern und Versprechern gezeigt.

Die nächsten Vorwahlen finden am Dienstag im Bundesstaat New Hampshire statt. Ihren Kandidaten nominieren die Demokraten dann bei einem Parteitag im Juli.

Rückzug bei den Republikanern

Bei den Republikanern gab am Freitag der ehemalige Kongressabgeordnete und heutige Radiomoderator Joe Walsh – Trumps wichtigster Gegner – bekannt, aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur auszuscheiden.

"Ich kann ihn in einer republikanischen Vorwahl nicht aufhalten", erklärte der 58-Jährige. "Aber ich kann mein Bestes tun, um ihn aufzuhalten ... indem ich Leute zusammenbringe", sagte Walsh dem Sender CNN. "Es ist keine Partei, es ist eine Sekte", sagte er über die Republikaner. (mesc, APA, 7.2.2020)