Gegen die türkis-blaue Maßnahme, Volksschüler nur noch mit Ziffernnoten zu beurteilen gab es von Experten und zuletzt auch von Schulen Protest.

Foto: Getty Images / iStockphoto

Bregenz – Im Streit um die Vergabe von Ziffernnoten an der Vorarlberger Volksschule Lustenau-Kirchdorf haben der Lehrkörper und die Lehrer-Eltern-Schulpartnerschaft eingelenkt. Man habe sich dazu entschieden, ein gesetzeskonformes Ziffernzeugnis auszustellen, informierte Direktor Christoph Wund am Donnerstagabend kurz vor Mitternacht. Zugleich kündigte er "Post" an Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) an.

Die Volksschule Lustenau-Kirchdorf hat in den vergangenen Tagen große mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen, weil die Lehrer des reformpädagogischen Zweigs in der Schulnachricht alle Drittklässler einheitlich mit "Gut" beurteilen wollten – aus Protest gegen den "von Türkis-Blau 2018 verankerten Notenzwang auch für Zweit- und Drittklässler", wie es Wund formulierte. Mit einem unkorrekten Vorgehen dieser Art hätten die Lehrer allerdings disziplinarrechtliche Konsequenzen befürchten müssen. Wund sprach denn auch von "massiven Sanktionsdrohungen aus der juristischen Landesverwaltung".

Protest habe Wirkung gezeigt

Mit dem gemeinsam mit Schülern und Eltern gestarteten Protest "Du bist GUT! Und so viel mehr als eine Note" habe die Schule "unsere von Differenzierung, Individualisierung, Ganzheitlichkeit und Ressourcenorientierung geprägte pädagogische Haltung" ebenso zum Ausdruck bringen wollen "wie unser Unverständnis für einen in unseren Augen sachlich nicht nachvollziehbaren bildungspolitischen Rückschritt in der Leistungsbeurteilung und Stärkung der Schulautonomie", so Wund.

Allerdings sei es nicht die Absicht gewesen, als Gesetzesbrecher wahrgenommen zu werden. Und schon gar nicht habe man "den für uns so wichtigen und freudvollen Lehrerberuf" riskieren wollen, sagte der Direktor. Es sei um die Eröffnung eines Dialogs gegangen, den man nun fortsetzen werde.

Forderung nach Dialog

"Wir werden wir morgen (Freitag, Anm.) dem Mindestmaß an gesetzlicher Anforderung entsprechen. Und es uns nicht nehmen lassen, unser Anliegen nochmals neu in den Mittelpunkt zu stellen – untermauert von Aktivitäten, die wir gemeinsam mit Kindern und Eltern gestalten", kündigte Wund am Donnerstag an. Die Haltung laute, den Fokus von der Note wegzunehmen und das Hauptaugenmerk auf das Wohl des Kindes zu legen.

Am Zeugnistag, Freitag, wurden dann die Schulnachrichten von Eltern, Kindern und Lehrern feierlich kuvertiert und mit einem gemeinsam formulierten Protestbrief an Faßmann versandt. "Gerechte Noten gibt es nicht", heißt es darin unter anderem. Zudem wurde an der Schulfassade ein entsprechendes Transparent entrollt. "Es geht jetzt darum, im Gespräch zu bleiben. Wir sagen: Wir sind alle 'gut' – Jetzt lasst uns über gute Bildung reden", sagte Wund am Freitag. Er stehe weiter hinter seinen Lehrern, denn "die sind die Experten für die pädagogische Arbeit". Man wolle weiter zur Wahlfreiheit zurück. "Es ist uns klar, dass es keine schnelle Lösung gibt. Das nach Wien zu tragen, ist ein langer Weg. Dazu brauchen wir auch die Unterstützung der Vorarlberger Verantwortlichen", betonte er. Die "Vergleicherei" der Leistungen der Kinder müsse ein Ende haben.

Gleichwohl fordere man eine "verantwortliche Bildungs- und Schulentwicklung" ein, betonte Wund. Diesbezüglich nehme man Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) und die Bildungsdirektion beim Wort und verlange eine "inhaltliche Dialogeröffnung". Minister Faßmann, dessen Dialogverweigerung "wütend" gemacht habe, werde ein Schreiben der Schule erhalten. Der Inhalt laute "Wir brauchen GUTe Bildung. Und so viel mehr als Notenzwang!" (APA, 7.2.2020)