Google geht ein Licht auf: Zu aggressive Werbung treibt die Nutzer zu Adblockern.

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Als Google vor rund zwei Jahren einen integrierten Adblocker für seinen Browser Chrome ankündigte, sorgte dies für einige Aufregung in der Werbebranche. Von einer existenzbedrohenden Gefährdung sprach etwa der Verband IAB Österreich damals wörtlich. Ganz so weit ist es dann doch nicht gekommen: Die Branche fand sich rasch mit den ohnehin recht minimal gehaltenen Regeln ab und änderte ihre Angebote.

Im Endeffekt dürften die meisten Nutzer nie etwas vom Adblocker in Chrome mitbekommen haben – denn auch wenn Google mittlerweile diverse Verschärfungen der Regeln vorgenommen hat, passten sich die meisten Anbieter zeitgerecht an, um nicht die durch den weltweit meistgenutzten Browser generierten Werbeeinnahmen zu verlieren. Nun könnte dieser Konflikt aber wieder frisch aufflammen.

Neue Regeln

In einem Blogeintrag kündigt Google neue Richtlinien für Werbeformate an. Dieses Mal geht es dabei um den Bereich Videos. Die erneut in Kooperation mit der Coalition for Better Ads entstandenen Regeln sehen etwa vor, dass künftig lange Werbeclips vor einem Video nur mehr dann erlaubt sind, wenn sie innerhalb der ersten fünf Sekunden überspringbar sind. Werbeclips, die in der Mitte eines Videos angezeigt werden, sollen hingegen gleich komplett unterbunden werden. Und auch für Texte oder Bilder, die über einem Video angezeigt werden, gibt es neue Vorschriften: Diese dürfen nur mehr 20 Prozent der Videoanzeige einnehmen, das mittlere Drittel muss sogar ganz frei bleiben.

All das wird bereits in wenigen Monaten schlagend. Mit Stichtag 5. August soll Chrome damit beginnen, die Regeln durchzusetzen. Das heißt, dass auf Seiten, die sich nicht an diese Regeln halten, sämtliche Werbung entfernt wird – also nicht nur die beanstandeten Videos. Der Druck auf Seitenbetreiber, sich anzupassen, ist also hoch. Die Coalition for Better Ads empfiehlt den betroffenen Firmen, entsprechende Anpassungen innerhalb der kommenden vier Monate vorzunehmen, um nicht blockiert zu werden.

Keine Ausnahme für Youtube

Google betont dabei explizit, dass diese Regeln natürlich auch für die eigene Videoplattform gelten. Insofern werde man Youtube in dieser Hinsicht prüfen und im Bedarfsfall zeitgerecht Anpassungen vornehmen.

Die Motivation für diese Maßnahmen umreißt Google folgendermaßen: Es gehe darum, die schlimmsten Auswüchse der Onlinewerbung zu unterbinden, um so die Nutzer davon abzuhalten, einen Adblocker zu installieren. Tatsächlich seien die Installationsraten von Adblockern im Chrome in Nordamerika und Europa seit der Einführung der Regeln vor zwei Jahren "signifikant" zurückgegangen, behauptet Google. (apo, 9.2.2020)