Brüssel – Ein Streit um Inhaltsstoffe von Lampen könnte zur Bewährungsprobe für die Ernsthaftigkeit der von der Europäischen Union angestrebten Klimaneutralität bis Mitte des Jahrhunderts werden. Konkret geht es um die fortgesetzte Verwendung von Quecksilber in Leuchtstofflampen. Die 27 Mitgliedsstaaten der EU sind uneins, wie es damit weitergehen soll. Laut durchgesickertem Schriftverkehr werden deutsche Industrieinteressen gegen Umweltinteressen insbesondere von Schweden ausgespielt.
Die EU-Kommission wird, wie der britische "Guardian" am Freitag schreibt, von Deutschland, den Niederlanden, Ungarn, Polen und der Tschechischen Republik aufgefordert, Herstellern die Verwendung von Quecksilber in Glühbirnen weiter zu erlauben, trotz möglicher Schäden für Umwelt und Gesundheit. Die drei wichtigsten Unternehmen der Branche, General Electric, Philips und Osram, sind wichtige Arbeitgeber, insbesondere in Deutschland und Ungarn. Kritiker finden aber, es sei an der Zeit, eine Ausnahme, die der Beleuchtungsindustrie im Jahr 2011 vom allgemeinen Verbot der Verwendung von Quecksilber gewährt wurde, zu entziehen.
Alternativen zu Quecksilber
Unter anderem Schweden, Finnland und Bulgarien sagen, dass das vor neun Jahren angeführte Argument, es gebe keine leicht verfügbare Alternative zu Quecksilber bei der Herstellung von Leuchtstofflampen, nicht mehr gelte. Die Technologie rund um quecksilberfreie LED-Glühbirnen habe sich ausreichend weiterentwickelt. Das Vorgehen Brüssels in der Causa wird nun als Lackmustest für die Ernsthaftigkeit des Engagements zur Bekämpfung der Klimakrise gewertet.
Schweden bezweifelt, dass die Verlängerung der Ausnahmeregelungen für Quecksilber mit dem Ziel der Klimaneutralität kompatibel ist. Die Regierung in Stockholm weist darauf hin, dass durch das schrittweise Hinausdrängen von Quecksilber aus der Lampenproduktion knapp 41 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden könnten. (stro, 7.2.2020)