Cham-Wings-Flugzeug nach dem Start im irakischen Erbil (Archivbild).

Foto: APA/AFP/SAFIN HAMED

Standbild aus einem Video der staatlichen syrischen Nachrichtenagenur Sana, das den Luftangriff zeigen soll.

Foto: APA/AFP/SANA

Moskau – Etwa einen Monat nach dem Abschuss eines Passagierflugzeugs im Iran ist russischen Angaben zufolge in Syrien ein ähnliches Unglück möglicherweise nur knapp verhindert worden.

Ein Airbus A320 im Anflug auf den internationalen Flughafen von Damaskus sei kurzfristig auf den von Russland kontrollierten Luftwaffenstützpunkt Hmeimim umgeleitet worden, berichteten russische Nachrichtenagenturen am Freitag unter Berufung auf das Moskauer Verteidigungsministerium.

Das Flugzeug mit 172 Insassen drohte demnach sonst unter Beschuss der syrischen Luftwaffe zu kommen. Die syrische Regierung erklärte, die eigene Luftwaffe habe israelische Raketenangriffe abgewehrt. Russland warf Israel vor, vier F-16-Kampfflugzeuge hätten Raketen auf Ziele in der Nähe von Damaskus abgefeuert und dabei das zivile Flugzeug als Schutzschild benutzt, um die Flugabwehr zu behindern. Die israelischen Kampfjets drangen dabei nicht in den syrischen Luftraum ein.

Vorwürfe gegen Israel

Das sei charakteristisch für das Vorgehen der israelischen Luftstreitkräfte, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow: "Solche Operationen der israelischen Strategen bringen leider das Leben hunderter unschuldiger Bürger in Gefahr."

Die israelischen Luftangriffe am frühen Donnerstagmorgen waren die heftigsten seit Monaten, die Flugzeuge beschossen auch die Bagdad-Brücke bei Damaskus. Laut der in London beheimateten Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte kamen bei den Angriffen 23 syrische und iranische Kämpfer ums Leben, syrischen Staatsmedien zufolge wurden lediglich acht Menschen verletzt. Israel lehnte eine Stellungnahme ab.

Im Jahr 2018 schoss die syrische Luftabwehr unter ähnlichen Umständen ein russisches Militärflugzeug ab, alle 15 Personen an Bord der Iljuschin-20 kamen ums Leben.

Flug kam aus dem Iran

Laut dem russischen Verteidigungsministerium war das Flugzeug auf dem Weg aus Teheran nach Damaskus. Aus Daten der Flugbeobachtungs-Website Flight Radar geht hervor, dass ein Flug aus der irakischen Stadt Najaf von Damaskus nach Hmeimim umgeleitet wurde. Diese Maschine gehört der syrischen Fluggesellschaft Cham Wings. Dort war zunächst keine Stellungnahme zu bekommen.

Die USA hatten 2016 Sanktionen gegen das Unternehmen verhängt und dies mit dem Vorwurf begründet, dass Cham Wings im syrischen Bürgerkrieg Kämpfer, Waffen und sonstige Ausrüstung für das Lager von Präsident Baschar al-Assad transportiere. Solche Flüge tauchen in keinem Flugplan auf und landen meistens in der Nacht in Damaskus oder der Mittelmeerstadt Latakia, wo das mit Assad verbündete Russland Militärstützpunkte hat. Die Basis Hmeimim, auf der der Airbus am Donnerstag landete, liegt nahe Latakia und rund 300 Kilometer nördlich von Damaskus.

Soleimani flog mit Cham Wings

Der iranische General Ghassem Soleimani war, kurz bevor er Anfang Jänner bei einem US-Drohneneinsatz in Bagdad getötet wurde, mit einer Cham-Wings-Maschine von Damaskus nach Bagdad geflogen. Als Vergeltung für den Tod Soleimanis beschoss der Iran US-Militärstützpunkte im Irak. Der Iran räumte ein, im Zuge dieser Militäraktion das ukrainische Passagierflugzeug mit 176 Menschen an Bord kurz nach seinem Start in Teheran versehentlich abgeschossen zu haben. Alle Insassen kamen ums Leben. (red, Reuters, 7.2.2020)