Lilli Hollein, die Kuratoriumsvorsitzende des Mak.

Foto: APA

Nun wurde Andrea Braidt zur Vorsitzenden des Albertina-Kuratoriums bestellt, wie das Kulturstaatssekretariat informierte. Die ehemalige Vizerektorin der Akademie der bildenden Künste folgt Christian Konrad, der dem Kuratorium seit 2004 vorgestanden war. Gemeinsam mit Rektorin Eva Blimlinger, seit 2019 Nationalratsmitglied und nunmehr Leiterin des Kulturausschusses ebendort, habe sie "die Sanierung des Akademie-Budgets erfolgreich" umgesetzt. Überdies habe sie über "zahlreiche Kooperationen und Fördereinreichungen die Drittmittel für Lehrende und Studierende signifikant" steigern können.

Mit Braidts Bestellung kann die Neubesetzung der Kuratoriumsvorsitzenden dreier Bundesmuseen nun offiziell ad acta gelegt werden. Diese hatte aufgrund des zeitlichen Ablaufs für einige Irritation gesorgt. Wenige Stunden bevor Ulrike Lunacek als Kulturstaatssekretärin zuständig gewesen wäre, hatte Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler die bisherigen Vorsitzenden, deren Funktion Ende 2019 ausgelaufen war, via Mail abberufen. Zeitgleich bestellte sie neue, ebenfalls via Mail, und teilweise noch bevor diese überhaupt zugesagt hatten.

Kompetenzen mit Nähe zu Interessenkollisionen

Zu den in das Albertina-Kuratorium Berufenen gehört auch Eva Dichand, wie das Büro Lunaceks bestätigt. Die Heute-Herausgeberin fungiert als stellvertretende Vorsitzende. Ihre Affinität zur Kunst ist bekannt. Sie zelebriert sie etwa über Instagram, wo sie Treffen mit Künstlern dokumentiert und Einblick in ihre Privatsammlung gibt. Kurz vor Jahreswechsel wurde sie von ARTnews unter "die 50 wichtigsten jungen Kunstsammler gereiht", wie Heute berichtete: "Es geht mir nicht darum, einen Picasso zu besitzen, sondern junge Künstler zu fördern", erklärte sie dazu.

Mit ihrem Ehemann, Krone-Herausgeber Christoph Dichand, ist sie über die gemeinsame Bertha Privatstiftung außerdem am Dorotheum beteiligt. Als Gesellschafter halten sie 17,69 Prozent am Auktionshaus. Eine Nähe, die das Potenzial einer Interessenkollision birgt – etwa bei Ankäufen, die der Zustimmung des Kuratoriums bedürfen: sowohl beim Dorotheum als auch beim Mitbewerb.

Den Usancen von Aufsichtsräten entsprechend, müsste sich Eva Dichand in solchen Fällen der Mitwirkung und Abstimmung enthalten, wie Juristen dem STANDARD bestätigen. Gleiches gilt für Martin Böhm als Geschäftsführer des Dorotheums mit einem Anteil von 6,99 Prozent. Er wurde vom Bundeskanzleramt als einfaches Mitglied in das Kuratorium des Museums für angewandte Kunst (Mak) bestellt. Beide bekämen Einblicke, etwa über die langfristige Planung, die ihnen gegenüber dem Mitbewerb theoretisch Vorteile verschaffen könnten.

Keine Verbindung, eine Partnerschaft

Darauf sei sie sensibilisiert, und sie wisse um ihre Verantwortung, stellt Lilli Hollein als Mak-Kuratoriumsvorsitzende klar. "Das ist kein Teekränzchen", betont sie, wie sie seit einem Kurs zum Thema Aufsichtsratkompetenz weiß. Eine Kollision zu ihrer Tätigkeit als Chefin der Vienna Design Week sieht sie nicht. Das sei keine klassische Geschäftsverbindung, sondern eine Programmpartnerschaft, das Mak einer von 60 Partnern. Und wie sie es als Tochter von Hans Hollein hält?

2016 erwarb die Republik wesentliche Teile des Nachlasses des 2014 verstorbenen Architekten: 260 Paletten mit Plänen, Skizzen, Fotografien, Schriftstücken und Modellen, für die der damalige Kulturminister Josef Ostermayer 250.000 Euro lockermachte. Zusätzlich gab es 420.000 Euro für die Digitalisierung und die wissenschaftliche Aufarbeitung, die dem Architekturzentrum (AzW) übertragen wurde.

Laut aktuellem Kunst- und Kulturbericht sollte die Digitalisierung 2019 abgeschlossen worden sein. Die Veröffentlichung "auf der Webseite des AzW und des Mak" steht noch aus. Als Tochter tangiert sie der Umgang mit dem Nachlass ihres Vaters durchaus, aber ihre Funktion als Kuratoriumsvorsitzende wird sie nicht missbrauchen, betont Hollein. (Olga Kronsteiner, 7.2.2020)