Foto: APA/AFP/NASA/ROBERT MARKOWITZ

Egal, ob im Film oder in der Realität: Raumfahrt war bis vor kurzem eine der letzten Bastionen uneingeschränkter Männlichkeit. Im Kalten Krieg dienten Kosmonauten und Astronauten den Supermächten als Heldenfiguren, und auch wenn die Sowjetunion schon 1963 die erste Frau ins All entsandte und die USA 20 Jahre später folgten, blieb das Bild der Raumfahrt männlich dominiert.

Weltweit ist immer noch nur ein Sechstel aller Astronauten weiblich, aber inzwischen haben bereits mehr als 60 Frauen die Schwerelosigkeit im All erlebt – und ihre Einsätze auf der Internationalen Raumstation ISS werden aufmerksam verfolgt. Im Oktober 2019 machten die Amerikanerinnen Christina Hammock Koch und Jessica Meir als erstes rein weibliches Team in einem Außenbordeinsatz Schlagzeilen. Ganz ohne männliche Begleitung reparierten sie in mehr als sieben Stunden einen kaputten Stromregler.

Am Donnerstag stellte Koch bei ihrer ersten Raumfahrt einen neuen Dauerrekord für eine Frau auf. Nach 328 Tagen landete sie in einer russischen Raumkapsel in der kasachischen Steppe. Nur zwölf Tage fehlten ihr auf den amerikanischen Allzeitrekord, der seit März 2016 von Scott Kelly gehalten wird. Die Mission wurde bewusst verlängert, um an Koch die Folgen von Langzeitaufenthalten für Frauen zu erforschen.

Der Wirbel um die 41-jährige Elektroingenieurin mag manche in der Nasa verwundern. Dort wird schon seit Jahren auf Gleichstellung geachtet. Die Astronautengruppe 21, für die Koch 2013 ausgewählt wurde, besteht aus vier Männern und vier Frauen.

Koch kannte die US-Weltraumbehörde damals schon gut: 2001 hatte sie ein Ausbildungsprogramm bei der Nasa absolviert und danach mehrere Jahre am Labor für Hochenergie-Physik in einem Nasa-Forschungszentrum gearbeitet. Von 2004 bis 2007 war sie auf US-Forschungsstationen in der Antarktis tätig, wohin sie 2010 noch einmal zurückkehrte. Dazwischen arbeitete sie an der Entwicklung von Messgeräten für die Nasa und verbrachte ein Jahr auf US-Wetterbeobachtungsstationen in Alaska und der Pazifikinselgruppe American Samoa.

Mit ihrem Mann Robert Koch lebt sie in Texas, wo sie in der Freizeit zahlreichen Sportarten nachgeht. Zu ihren Hobbys gehört Surfen – weshalb sie sich besonders freute, als ein Versorgungsflug im Jänner das signierte Trikot der Surflegende Kelly Slater zu ihr an Bord der ISS brachte. (Eric Frey, 7.2.2020)