Klare Nummer eins, klare Nummer zwo in der Kanzlerfrage: Kurz und Kogler.

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Linz – Einen Monat nach Angelobung der Regierung Kurz II ist die Stimmung für die türkis-grüne Koalition weiterhin ausgezeichnet: Hatten kurz nach der Wahl 53 Prozent gemeint, für Österreich wäre eine solche Zusammenarbeit gut, so sind es heute immer noch 52 Prozent – und der Anteil jener, die Türkis-Grün für ausdrücklich negativ halten, ist mit 26 Prozent gleichbleibend niedrig.

Das geht aus einer in der Vorwoche durchgeführten Umfrage des Linzer Market-Instituts für den STANDARD hervor. Auch in der Sonntagsfrage gibt es kaum Verschiebungen seit der Regierungsbildung, wohl aber in der Kanzlerfrage: Hatte Sebastian Kurz in der 42. Woche des Vorjahres, kurz nach seinem Wahlsieg, noch den Spitzenwert von 48 Prozent erreicht, so sind es nunmehr nur noch 37 Prozent.

Normalität für den Bundeskanzler

Market-Institutsleiter David Pfarrhofer verweist darauf, dass dies etwa jenes Niveau darstellt, das er während seiner ersten Kanzlerschaft durchgehend hatte: "In den Tagen nach der Wahl und während der Regierungsbildung war die Zustimmung deswegen erhöht, weil viele Befragte gemeint haben, dass der Wahlsieger eben zum Kanzler gewählt werden soll. Jetzt beginnt sich langsam Normalität einzustellen, da sind Kratzer am Image unvermeidbar." Pfarrhofer verweist auch auf den Langzeitvergleich: Im Mai 2019, vor Veröffentlichung des Ibiza-Videos, und im September, kurz vor der Wahl, hatte Kurz ganz ähnliche Werte.

Übrigens: Die aktuellen Auseinandersetzungen rund um die Kanzler-Kritik an der Justiz fielen genau in die Feldzeit der Umfrage, ob sie Auswirkungen hatten, ist zweifelhaft.

Optimismus im Privaten wie im Politischen

Unzweifelhaft ist dagegen die allgemein positive Beurteilung der Lage: 51 Prozent der Befragten – so viel wie seit mehr als einem Jahr nicht mehr – blicken "mit Optimismus und Zuversicht" auf die nächsten Monate. Zudem sagen 49 Prozent, dass sich das Land "alles in allem in die richtige Richtung entwickelt". Davon sind Wähler der ÖVP (68 Prozent), der Grünen (61 Prozent) und der Neos (57 Prozent) besonders überzeugt.

Apropos Neos: Diese bekommen in der Umfrage besonders gute Noten: 43 Prozent der Befragten sagen, die Neos hätten sich in ihrer Rolle als kleinste Oppositionspartei gut zurechtgefunden. Zum Vergleich: Nur 18 Prozent meinen, dass die FPÖ in ihre neue Rolle als Oppositionspartei gefunden hätte, von der SPÖ sagen das nur neun Prozent.

Auf der Regierungsseite wird der ÖVP von 70 Prozent attestiert, dass sie ihre Rolle in der Regierung beherrsche, den Grünen bestätigen das nur halb so viele Befragte.

Regierungsparteien legen zu

In der Sonntagsfrage zeigt sich, dass beide Regierungsparteien heute besser liegen als bei der Wahl im September: Mit 39 Prozent in der Hochrechnung winkt der ÖVP ein Zugewinn von eineinhalb Prozentpunkten, bei den Grünen, die derzeit auf 17 Prozent kämen, liegt der Zugewinn sogar bei drei Prozentpunkten.

Das heißt gleichzeitig: Die Grünen haben zur SPÖ (derzeit 19 Prozent) aufgeschlossen und die FPÖ (derzeit 15 Prozent) hinter sich gelassen. Die Neos liegen mit neun Prozent nur leicht über dem Wahlergebnis.

Rendi-Wagner Schlusslicht bei Kanzlerfrage

Für die SPÖ bedeuten die 19 Prozent einen Verlust von zwei Prozentpunkten gegenüber der Nationalratswahl – in den Market-Umfragen seit der Wahl schwankt die Bereitschaft, sozialdemokratisch zu wählen zwischen 18 und 20 Prozent. Parteichefin Pamela Rendi-Wagner kommt in der Kanzlerfrage auf gerade noch neun Prozent – ebenfalls weitgehend unverändert seit Oktober. Sie hat die schlechtesten Werte aller Parteichefs und würde auch nur von jedem zweiten erklärten SPÖ-Wähler direkt gewählt werden.

In der – theoretischen – Kanzlerfrage führt Amtsinhaber Kurz wie erwähnt mit 37 Prozent weit vor seinem Grünen-Vizekanzler Werner Kogler, den sich 14 Prozent als Kanzler wünschen. FPÖ-Chef Norbert Hofer und Neos-Obfrau Beate Meinl-Reisinger kommen in der Kanzlerfrage auf jeweils elf Prozent. (Conrad Seidl, 10.2.2020)