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Die Esa-Sonde Solar Orbiter ist Montagmorgen von Cape Canaveral in Florida gestartet. Der Satellit soll bis auf 42 Millionen Kilometer an die Sonne heranfliegen.

Foto: reuters/skipper

Cape Canaveral – Nach einer Startverschiebung, die Ende Jänner bekanntgegeben wurde, war es am Montag schließlich so weit: Die neue Esa-Sonde Solar Orbiter ist am Morgen von Cape Canaveral in Florida aus in Richtung Sonne gestartet. An Bord einer Atlas-V-411-Rakete hob die Sonde kurz nach 5 Uhr MEZ ins All ab. Der Instrumentenräger, in dem auch Technik aus Österreich verbaut ist, soll auch einen Blick auf bisher weniger bekannte Regionen der Sonne werfen und erstmals die Pole unseres Heimatsterns untersuchen.

ORF

Kritische Phase überstanden

Im Europäischen Raumflugkontrollzentrum (Esoc) in Darmstadt sprach man von einem "perfekten Start". "Wir sind sehr erleichtert. Alle Systeme funktionieren", sagte der Leiter des Esa-Missionsbetriebs und stellvertretende Esoc-Leiter Paolo Ferri. Mit der Entfaltung der Solarmodule sei die kritische Phase überstanden. "Wenn jetzt etwas schiefgeht, haben wir Zeit, es zu korrigieren." Es dauert noch bis Ende nächsten Jahres, bis der Orbiter in seine endgültige Umlaufbahn gelangt. Vorher wird er noch einmal die Erde und zweimal die Venus passieren.

"Die Teams müssen noch hart arbeiten. Die Instrumente an Bord müssen noch eingestellt werden", sagte Ferri. "Es war eine lange Reise bis hierhin." 15 bis 20 Jahre habe es von der ersten Idee bis zur Umsetzung gebraucht. Vor acht Jahren habe die Entwicklungsphase begonnen. "Wir gehen davon aus, wenn alles funktioniert, dauert die Mission zehn Jahre." Terminiert sei sie allerdings erst einmal bis 2026. "Wir fliegen in einer Umgebung, die nicht die beste ist", sagte der Leiter des Esa-Missionsbetriebs mit Blick auf die Strahlung und die hohen Temperaturen.

Die nach Schätzungen fast 1,5 Milliarden Euro teure Mission soll neue Erkenntnisse zur rund 150 Millionen Kilometer entfernten Sonne ermöglichen. Das Gemeinschaftsprojekt der US-Raumfahrtbehörde Nasa und ihres europäischen Pendants Esa hat zehn wissenschaftliche Instrumente an Bord.

Lange Reise

Vor dem 1,8 Tonnen schweren Orbiter liegt eine lange Reise. Bis auf 42 Millionen Kilometer soll der Satellit an die Sonne heranfliegen. In dieser Entfernung ist die Intensität der Sonne nach Angaben der Esa bereits 13-mal so hoch wie auf der Erde. Um vor den Temperaturen von mehreren hundert Grad geschützt zu sein, verfügt die Sonde über einen Hitzeschild aus Titan.

Auf der Oberfläche der Sonne herrschen Temperaturen von rund 5.500 Grad Celsius. Im Inneren sind es 15 bis 16 Millionen Grad. Auf seiner Flugbahn wird die größte Distanz zwischen dem Orbiter und der Erde 300 Millionen Kilometer betragen. Ein Radiosignal wird dann 16,5 Minuten brauchen.

European Space Agency, ESA

Österreichische Expertise

Mit dem Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), der Universität Graz und der Wiener Weltraumfirma Ruag Space sind auch österreichische Institutionen an der Mission beziehungsweise ihrer Vorbereitung und Umsetzung beteiligt. So zeichnete das IWF für die Antennenkalibrierung verantwortlich und baute den Bordcomputer für das Radiowelleninstrument "Radio and Plasma Waves" (RPW). IWF-Chef Wolfgang Baumjohann ist auch Co-Investigator beim Magnetometer-Instrument (Mag), mit dem das stabilere Magnetfeld der Sonne und die wechselhafteren magnetischen Wellen von der Sonnenoberfläche untersucht werden.

Ablauf der Mission zur Sonne.
Illustr: ESA

Beschleunigte Teilchen im Visier

Am "Spectrometer Imaging Telescope X-rays" (Stix) ist außerdem Astrid Veronig vom Institut für Physik der Universität Graz als Co-Investigator beteiligt. Die Forscherin war für die wissenschaftliche Leitung der Softwareentwicklung verantwortlich. Das Teleskop soll Röntgenbilder der Sonne aufnehmen und damit die Frage klären, wie bei Sonneneruptionen geladene hochenergetische Teilchen auf sehr hohe Geschwindigkeiten beschleunigt werden und sich im Weltraum ausbreiten. Die Wiener Weltraumfirma Ruag Space zeichnet für die Thermalisolation des gesamten Satelliten verantwortlich. Mit einem Auftragsvolumen von rund zehn Millionen Euro ist dies einer der bisher größten Einzelaufträge für den laut eigenen Angaben größten Weltraumzulieferer Österreichs. (red, APA, 10.2.2020)