Gemüseverkäufer auf einem Gemüsemarkt in Peking: Das Coronavirus hat nicht nur die Angst vor Ansteckung hochgetrieben, sondern auch die Preise.

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Peking/Wien – Sechs Österreicher, die am Sonntag im Rahmen einer von Großbritannien organisierten Rückholaktion aus Wuhan in die Heimat gebracht worden sind, weisen wie schon alle bisherigen Verdachtsfälle keine Hinweise auf eine Infektion mit dem neuen Coronavirus (2019-nCoV) auf. Das ist das Ergebnis von ersten Tests, die am Montag bekanntgegeben wurden. Alle Wuhan-Rückkehrer befinden sich bis auf weiteres in Quarantäne im Hygienezentrum in Simmering.

Am Montag gab das Gesundheitsministerium bekannt, dass insgesamt 96 Tests in Österreich durchgeführt wurden. Alle waren negativ. In Zukunft werde man nicht mehr über jeden einzelnen Verdachtsfall informieren, sagte der zuständige Abteilungsleiter für übertragbare Erkrankungen im Gesundheitsministerium, Bernhard Benka. Am Beginn der Coronavirus-Problematik war das Zentrum für Virologie der Med-Uni Wien die einzige Stelle gewesen, an der in Österreich die Untersuchungen durchgeführt werden konnten. Mittlerweile sind die Tests bereits an immer mehr Stellen etabliert. Das wird noch zunehmen und verkürzt die Transport-, Reaktions- und Testzeiten, sagte Benka.

Inflation in China

Das Coronavirus treibt unterdessen auch die Inflation in China an: Die Verbraucherpreise, vor allem für Lebensmittel, stiegen im Jänner gegenüber dem Jahr davor um 5,4 Prozent. Das war nach Angaben des chinesischen Statistikamts der höchste Anstieg seit Ende 2011. Die Epidemie beeinträchtigt die Produktion und Verteilung von Lebensmitteln.

Angesichts der immer weiter um sich greifenden Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie sollte Chinas Notenbank eine Zinssenkung erwägen. Damit solle es Firmen erleichtert werden, schwierige Zeiten durchzustehen, sagte Zentralbankberater Ma Jun der Zeitung "Global Times". Laut Insidern wird die Notenbank wohl am 20. Februar den Leitzins senken und innerhalb weniger Wochen auch die Reserveanforderungen für die Banken weiter lockern. Damit soll mehr Geld für die Kreditvergabe losgeeist werden.

Langsame Normalisierung

Menschen machten sich am Montag in China wieder auf den Weg zur Arbeit, nachdem die Regierung einige Beschränkungen gelockert hatte. Bisher sind 27 Ausländer unter den Erkrankten in China. Zwei – ein Amerikaner und ein Japaner – sind nach Angaben des Außenministeriums gestorben. Insgesamt fielen dem Virus bisher mehr als 900 Menschen zum Opfer, die Zahl der Krankheitsfälle liegt bei mehr als 40.000. Allein am Sonntag wurden 97 Todesfälle gemeldet – so viele wie noch nie an einem Tag seit Ausbruch des Virus im Dezember. Der Erreger hat sich inzwischen auf mindestens 27 Länder und Regionen ausgebreitet, wo sich mehr als 330 Menschen ansteckten.

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In Wuhan, wo das Coronavirus im Dezember erstmals nachgewiesen wurde, gilt nach wie vor die höchste Sicherheitsstufe. Dazu gehört auch die regelmäßige Desinfektion.
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Die britische Regierung erklärte das Virus am Montag zu einer "ernsten und unmittelbaren Gefahr" für die öffentliche Gesundheit. Durch die Neubewertung der Lage erhält die Regierung zusätzliche Befugnisse zur Eindämmung des Virus. In Großbritannien wurden bisher vier Fälle von Coronavirus gemeldet. Am Montag wurde ein Mitarbeiter einer Arztpraxis in Brighton positiv auf das Virus getestet: Die Praxis wurde laut BBC vorerst geschlossen.

Ein Expertenteam unter Leitung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) befand sich am Montag auf dem Weg nach Peking, um die Lage zu beurteilen. Der Wissenschaftler Wu Fan von der Fudan-Universität in Schanghai erklärte, es gebe Hoffnung, dass die Ausbreitung des Virus bald einen Wendepunkt erreichen könnte. "Die Lage stabilisiert sich", sagte er mit Blick auf Schanghai, wo es 300 Krankheitsfälle und einen Toten gab.

AT&S, Miba und andere Firmen nehmen Produktion wieder auf

Der steirische Leiterplattenhersteller AT&S, der vorige Woche wegen des Coronavirus seine Ergebnisprognose für das Jahr 2019/20 zurückgenommen hatte, nahm am Montag seine Produktion im Werk in Schanghai wieder auf. Das ebenfalls stillstehende Werk Chongqing II ist hingegen "aufgrund der verschärften Regularien noch nicht angelaufen", sagte ein Konzernsprecher.

Miba hat seine zwei Werke in Suzhou nahe Schanghai ebenfalls wieder aufgesperrt. Der oberösterreichische Industriezulieferer hat wie alle Unternehmen strenge Auflagen von den Behörden bekommen. Der Konzern muss etwa die Körpertemperatur der Mitarbeiter messen, und die Beschäftigten müssen Schutzmasken tragen. "Es wird auch kontrolliert, ob das passt. Die nehmen das schon ernst", sagte Miba-Sprecher Wolfgang Chmelir. Auch andere Unternehmen, darunter Tesla, Daimler und Ford, wollten mit der Produktion in ihren Fabriken wieder beginnen. VW hat die Produktionsaufnahme am Montag noch einmal verschoben.

Amazon sagt Kongressteilnahme ab

Dagegen will der japanische Autobauer Nissan einem Zeitungsbericht zufolge seine Produktion im heimischen Werk in Kyushu vorübergehend stoppen. Als Grund wurden stockende Teilelieferungen aus China angegeben.

Auch Amazon zieht Konsequenzen: Der Konzern verlautbarte am Sonntag, wegen des Virus nicht beim diesjährigen Mobil World Congress (MWC) in Barcelona teilnehmen zu wollen. Der MWC ist der größte Kongress in der Mobilfunkbranche weltweit und lockt jährlich mehr als 100.000 Besucher an.

Auf der Diamond Princess im Hafen von Yokohama wurden weitere 65 Fälle von Corona-Infektionen festgestellt, das Kreuzfahrtschiff steht unter Quarantäne.
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An Bord der unter Quarantäne gestellten Diamond Princess im japanischen Yokohama sind weitere 65 Fälle des Coronavirus festgestellt worden. Damit erhöht sich die Zahl der Infizierten an Bord des Schiffes auf mindestens 130. Die übrigen der insgesamt 2.666 Passagiere und 1.045 Crewmitglieder sollen noch bis 19. Februar an Bord bleiben, da die Untersuchungen weitergehen.

Airbnb setzt Buchungen für Peking aus

Der Online-Zimmervermittler Airbnb hat Buchungen für Peking bis 29. Februar ausgesetzt. Die Entscheidung gelte nur für Peking, sagte ein Sprecher von Airbnb China. Das Unternehmen bewerte die Situation und arbeite daran, die Richtlinien der lokalen Behörden einzuhalten.

Auf dem gesamten chinesischen Festland gab es am Sonntag 3.062 bestätigte Neuinfektionen, womit sich die Gesamtzahl nach Angaben der Nationalen Gesundheitskommission auf 40.171 erhöht hat, die Zahl der Toten wurde mit 908 kommuniziert. Das Virus hat sich inzwischen auf mindestens 27 Länder und Gebiete ausgebreitet.

Aufgrund der unsicheren Situation hat die Universität Salzburg in diesem Jahr ein seit 2007 laufendes Austauschprogramm mit der Fudan-Universität in Schanghai ausgesetzt. Betroffen sind elf Master-Studierende der Kommunikationswissenschaft, die ein Semester an der Partneruniversität studiert hätten.

Maskenpflicht bei Champions League in Asien

Beim Eröffnungsspiel der asiatischen Fußball-Champions-League am Mittwoch in Südkorea müssen alle Zuschauer Gesichtsmasken tragen. Das ist eine der Maßnahmen der Asiatischen Fußball-Förderation (AFC) gegen die weitere Ausbreitung des Coronavirus. Die Körpertemperatur der Besucher darf nicht über 37,5 Grad liegen. Die AFC hatte in der vergangenen Woche bereits beschlossen, dass die Partien von drei chinesischen Klubs, darunter auch jene von Shanghai SIPG mit ÖFB-Teamstürmer Marko Arnautovic, verschoben werden. Sie sollen im April und Mai stattfinden. (Reuters, APA, red, 10.2.2020)