Achim Gandras, "Zylinderhaus. Geschichten aus dem Erlebnismuseum in Bernkastel-Kues". € 18,95 / 128 Seiten. Motorbuch- Verlag, Stuttgart 2019

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Immer wenn von "der guten alten Zeit" die Rede ist, ist Vorsicht geboten. Nicht, dass etwas gegen Nostalgie, gegen Melancholie oder Erinnerungskultur spricht. Die Frage ist nur, woran man sich erinnern soll und will und woran nicht. Aber das ist in Wahrheit mehr, weit mehr als nur eine rein semantische Frage.

Im Fall von Oldtimer-Museen frönt man in erster Linie der Ästhetik, in zweiter Linie der Geschwindigkeit und in dritter Linie dem Rausch, der aus einer Melange von beiden erstgenannten Aphrodisiaka zu generieren ist. Dem sowohl grenzenlos-ungehemmten als auch fröhlichen Lebensgefühl der Ära des Wirtschaftswunders – also den 50er- und 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts – versucht das Zylinderhausan der Mosel ein Denkmal zu setzen. Vorrangig sind es Automobile, die zum Bestaunen locken, aber zahlreiche Exponate aus der Welt der Mobilität runden einen Besuch des Erlebnismuseums in Bernkastel-Kues pittoresk ab. Die perfekte Kulisse der 100 Chromjuwelen aus der goldenen Ära des Autos besteht aus alten, "vom Aussterben bedrohten" Geschäften; Apotheken, Tankstellen, Greißlern, die in Germanien Tante-Emma-Laden hießen, und anderen Stilmitteln der Nostalgie. Ostalgisch wird es bei Trabi & Co, bei Horch, Spatz und Teufelchen. Drahtesel und frühe Beispiele elektrisch betriebener Fahrzeuge runden die bunte Zeitreise der Mobilität ab.

Ein Exempel frühen Recyclings stellt eine rare Parkleuchte von Borgard dar. Was sich sonst noch alles auf dem Schrottplatz der Geschichte tummelt, ist mannigfach. Da gibt es einen Schokoautomaten von Kobold zu bestaunen, ein Velo, n’ Kühlschrank, sonstige wundersame Dinge. (Gregor Auenhammer, 18.02.2020)