Ende gut, alles gut? Bei der Oscar-Verleihung, die traditionell in der Entscheidung über den besten Film ihren Schlussakkord findet, ist man versucht, diesem alten Sprichwort zuzustimmen. Denn anders als 2019, als zur Enttäuschung vieler das altmodisch-paternalistische Roadmovie "Green Book" das Rennen machte, triumphierte heuer mit "Parasite" von Bong Joon-ho ein Film, der Aufbruch symbolisiert. Noch nie hat ein fremdsprachiger in der Königsdisziplin gewonnen. Der Triumph ist umso größer, als das virtuose, gattungssprengende Sozialdrama auch als bester internationaler Film und in zwei weiteren Kernkategorien ausgezeichnet wurde.

"Parasite", der Film des koreanischen Regisseurs Bong Joon-ho erhielt vier Oscars.
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Für die Academy, die seit der #OscarSoWhite-Kampagnen im Jahr 2015 hinsichtlich ihrer mehrheitlich weißen und männlichen Mitglieder unter Zugzwang geraten ist, gibt es nun kein Zurück mehr. Der Oscar ist auf seinem Weg, ein Preis für globales Unterhaltungskino zu werden, ein Stück vorangekommen. Es ist wichtig, dass man sich von kulturellen Einschränkungen löst. Mit der Einladung internationaler Filmschaffender und nicht-weißer Mitglieder zollt der Preis auch endlich der Realität des Weltkinos Tribut. Hollywood, das sich zuletzt immer mehr zur monotonen Franchise-Fabrik entwickelte, kann zudem neue Ideenspender gebrauchen. Historisch betrachtet war es schon immer ein Ort, an dem sich Geschichten von Zuwanderern mit regionaleren Mythen durchmischten.

Noch aber ist die Academy davon weiter entfernt, als es die Freude über den Erfolg von "Parasite" vermuten lässt. Davon zeugt auch die große Zahl an kreativen Leistungen, an denen man bei den heurigen Nominierungen vorbeigegangen ist. Die Diversität der Academy liegt bei 16 Prozent an ethnischen Minderheiten, 32 Prozent sind Frauen. Da besteht noch Spielraum. Die Gelegenheit zur Veränderung ist jetzt – damit "Parasite" kein Ausnahmefall bleibt. (Dominik Kamalzadeh, 11.2.2020)