Christoph Freund kennt man mittlerweile.

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Christoph Freund, der Sportdirektor von Serienmeister Red Bull Salzburg, legt darauf Wert, "demütig, dankbar und bodenständig" zu bleiben. Fußball sei kein Selbstläufer, "es ist harte Arbeit. Wir haben ein Level erreicht, das stolz macht." Man werde den eingeschlagen Weg weitergehen, wobei sich der 42-Jährige bewusst ist, "dass es nicht einfacher wird. Es liegen immer mehr Steine auf dem Weg. Wir müssen und werden sie beiseite räumen." Soll heißen: Salzburg wird Europa und auch sich selbst weiterhin mit hervorragend ausgebildeten Kickern versorgen. Freund sagt: "Das ist unsere Philosophie."

Höhepunkt dieser Geisteshaltung war die abgelaufene Wintertransferzeit. Erling Haaland zu Borussia Dortmund, Takumi Minamino zu Liverpool. Der 19-jährige Haaland ist nicht zu halten gewesen, Freund musste kapitulieren. "Eine außergewöhnliche Geschichte, er ist durch die Decke geschossen, das war völlig verrückt." Als er gleich im ersten Champions-League-Match gegen Genk drei Tore geschossen hat (6:2), ahnte Freund, "dass es für uns vorbei ist. Wir hätten ihn gern länger als sechs Monate gehabt. Keine Chance."

Der Norweger habe eine besondere Energie, eine einmalige Ausstrahlung. Aufgrund einer Ausstiegsklausel durfte er um kolportierte 20 Millionen Euro wechseln. Freund: "Ohne Klausel bekommt man keinen Spieler mehr. Die Spirale hat sich nach oben gedreht."

Minaminos Abschied

Fast emotionaler sei der Transfer von Minamino gewesen. "Er war fünf Jahre bei uns, dann wollte ihn Liverpool, der beste Klub der Welt. Wir haben alles richtig gemacht, es freut mich für ihn." Der Japaner ist für Salzburg typischer, als es Haaland war "Es liegt in unserem Interesse, dass Spieler sich recht lange bei uns entwickeln." Konrad Laimer, Stefan Lainer, Naby Keita oder Xaver Schlager dienten mehrere Jahre Salzburg. Freund. "Es ist eine Kunst, solche Spieler dann nachzubesetzen."

Salzburg schafft das. Die nächsten Lichtgestalten oder Aktien sind quasi im Anmarsch. Der 18-jährige Deutsche Karim Adeyemi wurde von Liefering befördert und langfristig gebunden (mit Ausstiegsklausel). Freund: "Es gibt keinen zweiten Haaland. Aber auch Karim ist ein außergewöhnliches Talent, unbekümmert." Salzburg ist freilich ein bisserl ein Opfer des eigenen Erfolgs geworden. "Der Markt reagiert, wir müssen mehr Geld in die Hand nehmen, um international konkurrenzfähig zu bleiben." Von Basel wurde Noah Okafor verpflichtet, der 19-jährige Schweizer soll mehr als elf Millionen Euro gekostet haben. Er ist wie Adeyemi ein Offensivspieler. Auch Verteidiger Maximilian Wöber war im Sommer kein Schnäppchen, seine Ablösesumme entsprach etwa jener von Okafor. Freund: "Qualität ist teuer."

Herausforderungen

Die Vorbereitung sei "richtig gut" gewesen, zum Aufwärmen wurde im Cup Amstetten 3:0 geschlagen. Im Halbfinale wir der LASK begrüßt. Bereits am Freitag kommen die Linzer zur Wiederaufnahme der Liga auf Besuch. Sie haben nur zwei Zähler Rückstand. Freund: "Respekt, sie sind eine große Herausforderung." In der Europa League steigt am 20. Februar das Beisammensein mit Eintracht Frankfurt. "Eine große Herausforderung." Salzburg werde jedenfalls den Weg weitergehen. "Wir entwickeln uns selbst. In allen Bereichen " Er, Freund, passe ja auch ins Bild. "Vor vier Jahren kannte mich kein Mensch." (Christian Hackl, 11.2.2020)