Auf den Sugartrails durch die Wüste Israels biken.

Foto: Yellowtravel

Landschaftlich eine sehr deutliche Abwechslung zu den Alpen.

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Nicht jeder Weg eignet sich, nur die markierten werden gewartet und führen an ein Ziel.

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Innsbruck – Wer Mountainbike-affin und auf Social Media unterwegs ist, dem sind in den vergangenen Monaten vielleicht immer wieder Werbungen für Bike-Reisen nach Israel aufgefallen. Auch Youtube-Superstar Fabio Wibmer war erst kürzlich zum Werbevideodreh für den örtlichen Tourismusverband im Heiligen Land unterwegs. Und traf dort just auf einen Bekannten aus einem anderen Heiligen Land, seiner Heimat Osttirol: Christof Schett. Der steckt wiederum hinter den Social-Media-Einschaltungen, wie eine Nachfrage in Israel ergab.

Auch der ehemalige Profisnowboarder aus Innervillgraten staunte nicht schlecht, Landsmann Wibmer zu treffen, wie er erzählt: "Damit hatte ich nicht gerechnet. Wir waren auf Erkundungsreise, um ein mögliches neues Angebot zu testen." Denn Schett ist heute Geschäftsführer des Reiseunternehmens Yellowtravel, das Ski- und Mountainbikereisen in alle Welt anbietet. Vor zwei Jahren entstand die Idee, Israel als Ziel für geführte Mountainbikereisen ins Programm zu nehmen.

Israels florierende Bike-Szene

"Zuerst waren wir ob der Idee selbst skeptisch, aber nach kurzer Recherche wurde klar, dass Israel für Mountainbiker gar nicht so exotisch ist", erzählt der 50-Jährige. Es gibt dort mittlerweile eine recht lebendige Szene, und so sind bereits über 1.000 Kilometer Trailnetzwerk in dem von Wüsten geprägten Land entstanden. Eines der bekanntesten Reviere, so Schett, sei im Timna Park, wo es Crosscountry- und Enduro-Trails gibt. Tel Aviv gilt mittlerweile als Radler-Hauptstadt im Nahen Osten.

Der Osttiroler und sein Team haben in Zusammenarbeit mit lokalen Guides eine Tour ausgekundschaftet, die über den sogenannten "Sugartrail" von Jerusalem quer durch die Judäische Wüste hinab zum Toten Meer führt. Dabei geht es über alte Kamelwege durch Wüstengebiet. Neben der landschaftlichen Reizen seien es vor allem kulturelle, die ihn beeindruckt hätten, sagt Schett: "Man hat das Gefühl, durch ein Museum zu radeln. Immer wieder kommt man an historischen und religiösen Stätten vorbei."

Technisch einfache Tour mit besonderen Tücken

Vom Anspruch her sei die Tour für halbwegs trainierte Mountainbiker zu schaffen. Pro Tag ist mit 30 bis 45 Kilometer Strecke und 500 bis 800 Höhenmetern zu rechnen. Die Temperaturen können dabei auf gut 30 Grad Celsius klettern, daher ist ausreichend Wasser unabdingbar. Die Route führt aber immer wieder an Wasserzisternen vorbei. Und damit es den Gästen an nichts fehlt, werden sie zudem, ähnlich wie bei manchen Alpencross-Angeboten, von einem Begleitfahrzeug unterstützt, das an vorgemerkten Treffpunkten mit Proviant und technischer Hilfe wartet.

Vom Schwierigkeitsgrad her sind die Trails mit S1 und S2 zu bewerten, also sehr einfach. Auch mit einem Hardtail ist die Tour daher durchaus machbar. E-Bikes sind hingegen kein Thema auf dem Sugartrail, weil es schlichtweg an der nötigen Infrastruktur mangelt, die Akkus bei Bedarf wieder aufzuladen. Und auch in Israel gilt es, sich an die als Mountainbike-Routen ausgewiesenen Strecken zu halten. Vor allem aus Selbstschutz, wie Schett erklärt: "Die werden gewartet und führen ans Ziel. Ansonsten kann es einem schnell passieren, dass man im Nirgendwo in der Wüste landet."

Profi-Biker Scotty Laughland war auch schon in Israel unterwegs und liefert einen guten Eindruck von der Beschaffenheit der Wüstentrails.
Scotty Laughland

Sicherheitsbedenken ob der politischen Situation seien unbegründet, meint der Osttiroler. Allerdings beginnt der Sugartrail bei der illegalen israelischen Siedlung Keidar und wird ab Har Montar/Jabal Mounther zum Singletrail. Wobei es auch andere Einstiege gäbe. Der Trail endet in Jericho, genauer gesagt bei der illegalen israelischen Siedlung Almog in der Nähe von Jericho. Daher befindet er sich insgesamt in der West Bank, also in den Occupied Palestinian Territories oder Palästina.

Seitens des Außenministeriums wird aber zu großer Vorsicht geraten, je nachdem, wo in Israel man sich bewegt. Noch sei der Tourismus nicht zum Ziel der Auseinandersetzungen geworden, doch es empfehle sich, die Situation vor Ort stets aufmerksam zu verfolgen.

Wer sich einen Bikeurlaub in Israel gönnen möchte, sollte ihn zwischen Oktober und Mai planen, wegen der sommerlichen Hitze. Wobei es auch in diesen Monaten für mitteleuropäische Verhältnisse ausgesprochen sommerlich wird, nachts allerdings auf Minusgrade abkühlen kann. Neben dem Osttiroler Anbieter, der im November 2020 wieder Reisen für Gruppen bis maximal acht Personen anbietet, finden sich im Internet mittlerweile einige weitere internationale Reiseveranstalter, die Israel als Bikeziel im Programm haben. (Steffen Arora, 11.2.2020)