Überfluteter Fischmarkt in Hamburg: Die deutsche Nordseeküste stellt sich auf weitere Sturmfluten ein.

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In der Stadt Salzburg wurde das Blechdach eines Wohnhauses weggeblasen.

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Wien – Österreich befindet sich inmitten des nächsten stürmischen Tages. Im Flachland ist durch das Sturmtief Sabine den ganzen Dienstag mit Böen von 100 Stundenkilometern zu rechnen, auf den Bergen mit Spitzen von bis zu 150 km/h. Fegte der Sturm in den Morgenstunden vor allem über Vorarlberg, das Außerfern und das Tiroler Oberland hinweg, soll sich der Schwerpunkt seit Mittag auf Salzburg, Oberösterreich, die nördliche Steiermark und das südliche Niederösterreich verlagern.

In Vorarlberg hat sich der Orkan freilich nicht mehr so scharf gezeigt wie tags zuvor, aber dennoch Unruhe gestiftet und Schaden angerichtet. In der Nacht auf Dienstag verzeichnete die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle 59 Feuerwehreinsätze, bevor sich die Situation am Vormittag deutlich entschärfte. Im Stadion des SCR Altach zerriss Sabine die Dachplane der Nordtribüne.

Bereits in der Nacht hatte eine weitere Front Salzburg erreicht, laut Landesfeuerwehrkommando gingen gegen 3 Uhr die ersten Alarmierungen ein. In der Folge mussten Feuerwehrleute vor allem umgestürzte Bäume von Straßen, Stromleitungen und Dächern räumen.

Haus abgedeckt, Züge fahren meist

Bis kurz nach 8 Uhr waren im ganzen Land rund 440 Feuerwehrleute zu mehr als 50 Einsätzen ausgerückt, der Schwerpunkt des Geschehens lag im nördlichen Flachgau. In der Stadt Salzburg wurde von einer Sturmböe ein rund 500 Quadratmeter großes Blechdach eines Wohnblocks weggeblasen. Das Dach stürzte zum Teil auf einen Garten und einen Parkplatz, Menschen wurden nicht verletzt. Laut Berufsfeuerwehr konnten die Bewohner der 25 Wohnungen in dem Gebäude bleiben, weil es gelang, das Dach mit Planen provisorisch wieder zu decken.

Auswirkungen des Sturmtiefs "Sabine".
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Auch im Flachgau wurde eine Lagerhalle zum Teil abgedeckt, zudem stürzte ein Baum in die Fahrleitung der Salzburger Lokalbahn. Die Strecke dürfte für die Reparatur des Schadens wohl bis Mittag gesperrt bleiben. Zwischen Oberndorf und Lamprechtshausen richtete die Salzburg AG einen Schienenersatzverkehr ein. Die ÖBB meldete in der Früh keine Einschränkungen im Zugverkehr.

Auch über Österreich ist das Orkantief Sabine gezogen. Allerdings mit deutlich weniger schlimmen Folgen. Hier waren es vor allem abgedeckte Häuser und umgestürzte Bäume, die zu vielen Feuerwehreinsätzen führten. Tausende Haushalte waren vorübergehend ohne Strom.
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Auch Teile Deutschlands werden noch von stürmischem Wetter heimgesucht. Im Süden der Bundesrepublik meldeten die Einsatzstellen der Polizei auch in der Nacht auf Dienstag noch eine Vielzahl umgestürzter Bäume.

Einsatzkräfte auf Trab

In der Region Freiburg und im Hochschwarzwald rückten Einsatzkräfte zu zahlreichen Einsätzen aus, viele Straßen waren am frühen Morgen noch gesperrt. Auch in Südbayern hielten auf Straßen liegende Bäume und Stromausfälle die Einsatzkräfte auf Trab. Insgesamt war die Lage aber deutlich ruhiger als noch am Montagmorgen. Auch über weitere Verletzte gab es zunächst keine Informationen.

Die Deutsche Bahn will ihren Fernverkehr Dienstagfrüh ohne größere Einschränkungen wiederaufnehmen, am Vormittag seien einzelne Probleme aber nicht zu vermeiden. Im Regionalverkehr werde es vor allem in Bayern und Baden-Württemberg zunächst noch Einschränkungen geben, sagte ein Bahnsprecher in der Nacht. Auch auf hessische Strecken waren in der Nacht erneut Bäume gestürzt – hier seien vereinzelt Einschränkungen zu erwarten.

Schwere Sturmflut in Hamburg

Die Menschen an der Nordseeküste stellen sich hingegen auf weitere Sturmfluten ein. Eine solche hat den Fischmarkt in Hamburg überschwemmt. Das Wasser stieg auf 2,7 Meter über dem mittleren Hochwasser, was laut Kategorisierung als schwere Sturmflut gilt.

In Summe wurden am Sonntag und Montag in Deutschland viele Menschen bei sturmbedingten Unfällen verletzt – allein im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen waren es laut Landesinnenministerium 13 Menschen. Auch aus anderen Bundesländern wurden Verletzte gemeldet, zum Beispiel aus dem Saarland. Dort schwebte eine Frau am Montagnachmittag noch in Lebensgefahr.

In Polen hat der Sturm am Dienstag ein drittes Menschenleben gefordert. Nach einem Unglück im Skiressort Bukowina Tatrzanska mit zwei Toten erlag am Montagabend auch eine 21-jährige Frau ihren Verletzungen, wie das Krankenhaus in Nowy Targ laut Nachrichtenagentur PAP mitteilte. In Tschechien rückten die Feuerwehren landesweit erneut zu Hunderten Einsätzen aus. Mehr als 50.000 Haushalte waren am Vormittag nach Angaben der Energieversorger noch ohne Strom. Die meisten sollten im Laufe des Tages wieder angeschlossen werden. Verletzte gab es in Tschechien vorerst nicht.

Auch in Österreich kamen nach derzeitigem Stand offenbar keine Personen zu Schaden. Der Sturm sorgte "nur" für abgedeckte Häuser, umgestürzte Bäume und Stromausfälle. (red, APA, 11.2.2020)