Netanjahu kämpft um den Wahlsieg am 2. März.

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Nach Iowa muss sich auch Israel mit einer Wahlapp-Panne herumschlagen. Die Likud-Partei von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat das gesamte Wählerverzeichnis in der sogenannten "Elector App" gesammelt. Das Problem: Die App war nicht sicher, wodurch praktisch jeder an die sensiblen Daten der rund 6,4 Millionen Wahlberechtigten kommen konnte, darunter etwa Namen, Wohnadressen, Personalausweisnummern, Geschlecht und Telefonnummern. Das berichtet die Tageszeitung "Haaretz", die einen anonymen Hinweis darauf bekam.

Leicht auszunützen

Demnach reichte ein Rechtsklick auf der Homepage der Elector App, um den Seitenquelltext zu lesen. Darunter fanden sich dann die unverschlüsselten Zugangsdaten, also Usernamen und Passwörter, sämtlicher Systemadministratoren. Mit diesen konnten sich Unbefugte dann einloggen und das Wählerverzeichnis herunterladen. Feed-b, der Entwickler der App, spricht von einem "einmaligen Vorfall, der sofort erkannt wurde". Die Sicherheitsvorkehrungen seien daraufhin erhöht worden. Es ist unklar, wie viele Personen tatsächlich die Sicherheitslücke ausgenutzt haben. Der Likud hat sich noch nicht zu dem Vorfall geäußert.

Laut "Haaretz" ist es normal, dass israelische Parteien Zugang zum Wählerverzeichnis erhalten. Freilich sind sie verpflichtet, diese Daten zu schützen, nicht an Dritte weiterzugeben und nach jeder Wahl zu löschen. Der Likud hat die Daten in die App geladen, um den Wahltag besser managen zu können.

Erneute Parlamentswahl

In Israel ist für den 2. März erneut eine Parlamentswahl angesetzt – die dritte binnen eines Jahres. Nach Wahlen im April und September vergangenen Jahres war wegen einer Pattsituation zwischen dem rechtsreligiösen und dem Mitte-links-Lager keine Regierungsbildung gelungen. Netanjahu war zweimal bei dem Versuch gescheitert, eine Koalition zu schmieden. Der 70-Jährige ist politisch angeschlagen, weil er vor einer Korruptionsanklage steht. (red, APA, 11.2.2020)