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Recep Tayyip Erdoğan ist über den jüngsten Fortgang der Kämpfe in Syrien erzürnt.

Foto: AP / Turkish Presidency

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Der Hubschrauber stürzte brennend ab.

Foto: AP/Ghaith Alsayed

Idlib/London – Syriens Regierungstruppen haben Aktivisten zufolge erstmals seit acht Jahren wieder eine der wichtigsten Verkehrsachsen des Bürgerkriegslandes unter Kontrolle gebracht. Die Regierungsanhänger hätten die Verbindungsstraße M5 zwischen der Hauptstadt Damaskus und der nordsyrischen Großstadt Aleppo vollständig eingenommen, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag.

Russland und die Türkei steuern in Syrien auf eine offene Konfrontation zu. Nach Angaben des türkischen Präsidenten Tayyip Erdoğan haben mit der Türkei verbündete Rebellentruppen einen syrischen Hubschrauber abgeschossen.

Erdoğan drohte nach dem Tod von 13 türkischen Soldaten in den vergangenen sieben Tagen auch, Syrien werde dafür "einen hohen Preis zahlen".

Putin will mit Erdoğan telefonieren

Die Regierung in Moskau forderte dagegen, alle Angriffe auf russische und syrische Kräfte in der Rebellen-Provinz Idlib müssten eingestellt werden. Das syrische Militär erklärte, man werde auf türkische Angriffe antworten. Die russische Nachrichtenagentur TASS berichtete, Russlands Präsident Wladimir Putin wolle noch am Dienstag mit Erdogan telefonieren.

Die Türkei und Russland hatten im September 2018 ein Abkommen geschlossen, um in Idlib eine großangelegte syrische Offensive gegen die von der Türkei unterstützten islamistischen Milizen zu verhindern. Für die Region mit rund drei Millionen Einwohnern wurden seither diverse Waffenruhen vereinbart, zuletzt zu Jahresbeginn. Alle Feuerpausen wurden jedoch kurz nach ihrem Inkrafttreten gebrochen. Auch zwölf Beobachtungsposten der türkischen Armee in Idlib sind Teil des Abkommens mit Moskau.

Am Montag hatte sich die Situation zugespitzt, nachdem bei einem Angriff syrischer Truppen fünf türkische Soldaten getötet worden waren. Zudem endeten türkisch-russische Gespräche zur Beendigung der Kämpfe ohne konkretes Ergebnis.

Die Türkei ist aber auch wegen des Voranschreitens der syrischen Truppen unter Druck: Teile der von ihnen neu eroberten Straße M5 gehörten bisher zum letzten großen Rebellengebiet. Die Regierungstruppen hatten bereits in den vergangenen Tagen große Geländegewinne im Kampf um das Gebiet um die Stadt Idlib gemeldet. Assad hatte in der Vergangenheit immer wieder erklärt, seine Anhänger würden das gesamte Land wieder unter Kontrolle bringen.

Dominiert wird das Rebellengebiet um Idlib von der Al-Kaida-nahen Miliz Hayat Tahrir al-Sham (HTS). In der Region leben nach UN-Schätzungen rund drei Millionen Zivilisten. Helfer beklagen eine katastrophale humanitäre Lage. Durch die Kämpfe sind seit Anfang Dezember nach UN-Angaben fast 700.000 Menschen vertrieben worden. (red, APA, 11.2.2020)