Die französische Comic-Zeichnerin und Autorin Claire Bretécher ("Die Frustrierten", "Agrippina") ist am Dienstag im Alter von 79 Jahren gestorben. Das teilte der Verlag Dargaud mit.

Bretécher arbeitete in den 1960er-Jahren zunächst mit René Goscinny zusammen und zeichnete für "Tintin" ("Tim und Struppi"). Den Durchbruch schaffte sie Mitte der 1970er-Jahre mit der Serie "Les frustrés" ("Die Frustrierten") in der Wochenzeitschrift "Le Nouvel Observateur". Davon erschienen auch mehrere Bände auf Deutsch im Rowohlt-Verlag.

Der deutsche Comic-Zeichner Ralf König ließ sich von ihr inspirieren. Er sagte über sie: "Große Freude: Madame Bretécher endlich wieder auf Deutsch! Sehr zu Unrecht als gestrige 68er-Feministin abgestempelt, verbindet man hierzulande mit ihr noch allenfalls ihre legendären 'Frustrierten', dabei ist ihre Detailfreude und ihr Strich zeitlos und unerreicht. Aufrichtige Verehrung für eine der Größten der Zeichenzunft!"

Feministin und Kritikerin

Als eine der wenigen weiblichen Comic-Zeichnerinnen beschäftigte sich Bretécher in ihren Werken humorvoll mit dem Kampf der Geschlechter und hinterfragte auch die Rolle der Frau kritisch. Einerseits sah sie sich als kämpferische Feministin, machte sich aber zugleich über die Schwächen der Feministinnen lustig. "Männer verstehe ich nicht, Frauen schon", sagte Bretécher in einem Fernsehinterview.

In ihren Comics beobachtete sie die französische Gesellschaft, nahm sich Themen wie Homosexualität und Leihmutterschaft an und wurde als "Grande Dame des französischen Comics" gefeiert. Trotz tiefgründiger Themen blieben ihre Comics stets humorvoll. Mehrfach wurde sie mit Preisen des Comic-Festivals Angoulême ausgezeichnet, für ihr Lebenswerk erhielt sie unter anderem 1982 den Grand Prix de la Ville d'Angoulême. (APA, red, 11.2.2020)