Chamonix/Wien – "Ich bin draufgekommen, dass ein Parallelslalom ohne Re-Run sportlich unfair ist." Peter Schröcksnadel sagt das, und im Gespräch mit dem STANDARD fügt er hinzu, vor zwei Jahren habe er noch anders gedacht. "Da wollte man die Superkombination weg haben, man wollte aber insgesamt nicht weniger Bewerbe. Deshalb hat man sich Parallelrennen einfallen lassen, ich war auch eher in dieser Fraktion. Wir haben uns das zwei Jahre lang angeschaut, und jetzt hab ich meine Meinung geändert. Ich bin dafür, die Superkombi beizubehalten, die ja in Wengen gut funktioniert hat, und nicht die Parallelrennen."

Peter Schröcksnadel sagt, er habe seine "Meinung geändert". Parallelrennen im Weltcup könnten nach dem FIS-Kongress im Mai in Thailand schon wieder Geschichte sein.
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Wohl auch die Aufregung zuletzt beim Parallel-Riesenslalom in Chamonix hat Schröcksnadel umdenken lassen. Just in der finalen Phase wurde jedes Duell in nur noch einem Lauf entschieden, wohl wegen der TV-Übertragung ging sich kein Re-Run mehr aus. Der eine Kurs war aber merkbar schneller als der andere, man kam aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus. Und Läufer wie der Franzose Alexis Pinturault übten heftige Kritik.

Unerklärlich unfair

Seitens der Ski-Industrie zeigt Salomon-Rennsportchef Günther Mader dafür Verständnis. "Was Sportler am meisten aufregt, ist Unfairness", sagt Mader dem STANDARD. Der frühere Rennläufer kann sich kaum erklären, wie man auf die Idee kommen konnte, etwa das Finale eines Parallelrennens in nur einem Heat zu entscheiden. "Bereits vor Jahrzehnten sind die Profis immer zwei Durchgänge gefahren, das hat schon Sinn gemacht."

Schließlich können zwei parallel gesteckte Durchgänge auf einem Hang maximal ähnlich, aber niemals ident, also klarerweise nicht "gleich schnell" sein. Für Pinturault und andere ist es laut Mader ein großes Problem, dass die zwei Parallelrennen dieser Saison zum Gesamtweltcup zählen. Sie müssen also unbedingt teilnehmen. "Es geht nicht nur um Punkte, es geht um Geld, es geht um alles." Mader sagt, er hätte nichts gegen werbeträchtige Parallelbewerbe in der Nähe von Großstädten. Bei solchen Rennen sollte viel Preisgeld ausgeschüttet werden, sie dürften aber nicht zum Gesamtweltcup zählen. "Dann kann sich jeder Läufer überlegen, ob er daran teilnehmen will oder nicht."

Der Schweizer Loic Meillard (hier gegen seinen Landsmann Thomas Tumler) fuhr stets auf dem blauen Kurs. Das war ein großer Vorteil.
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"Herumgewurstelt"

Im Weltverband (FIS) vermisst Mader eine Strategie, die über die nächsten ein, zwei Saisonen hinausgeht. "Es wird herumgewurstelt und zu kurzfristig gedacht. Die Frage ist doch: Welche Formate will man in drei Jahren oder in zehn Jahren haben?" Dass ein Läufer, in dem Fall der Schweizer Loic Meillard, als PGS-Gesamtsieger nach zwei Rennen eine kleine Kristallkugel erhalte, ist für Mader "eigentlich eine Katastrophe". Meillard selbst gab zu, die Trophäe sei "nicht so viel wert". Zusammenfassung: kein Plan, keine Werbung, keine Fairness.

Das Herumwursteln könnte sich beim FIS-Kongress im Mai in Thailand fortsetzen. Dort wird, sagt Schröcksnadel, "über alles geredet". Also über Parallelrennen, über die Superkombination, wohl auch über den ebenfalls umstrittenen Teambewerb. Dieser ist immerhin alle vier Jahre olympisch, weshalb Schröcksnadel an ihm festhalten will. Im Weltcup steht genau ein Teambewerb auf dem Programm, jener beim Finale. "Und dort", sagt Günther Mader, "wird das wieder ein großer Stress." (Fritz Neumann, 11.2.2020)