Lisa Schadauer, ... blumengestalten: "Bloß kein klassischer roter Strauß"

Lisa Schadauer, ... blumengestalten
Foto: Katharina Gossow

"Beim Zusammenstellen dieses Valentinsstraußes dachte ich: Alles, nur kein klassischer roter. In dieser Jahreszeit geht es um Freude an der Farbe, Frühling. Ich wollte eine möglichst saisonale Auswahl treffen, und die Wuchsformen sollten zur Geltung kommen. Normalerweise verwende ich nicht so viel Gelb, doch seit kurzem hat es mir die Mimose angetan. Es kommt immer wieder vor, dass ich Blumen für mich ‚neu‘ entdecke. Die Narzissen wiederum haben den Vorteil, dass sie relativ günstig sind, und es ist schön, wenn man das vorhandene Budget im Strauß streuen kann.

Der Valentinstag ist nur eine von vielen Gelegenheiten, den Liebsten Blumen zu schenken, doch an diesem Tag kaufen bei uns im Geschäft, das ich mit meinen zwei Kolleginnen betreibe, primär Männer ein. Wir bemühen uns, Sträuße vorzubereiten, die uns gefallen, denn am Valentinstag kommen nicht nur die Stammkunden. Klar betreten manche auch entschlossen den Laden und verlangen ausschließlich rote Rosen. Die bekommen sie auch, doch ich bin stolz, wenn ich die Männer von etwas anderem überzeugen kann.

Blumen zu schenken ist etwas Besonderes. Man sucht etwas Passendes für die Person und nimmt sich dafür die nötige Zeit – das ist nicht selbstverständlich. Gerade wenn man einen Strauß zusammenstellen lässt, dauert das. Doch die meisten tun das gerne, auch weil sie etwas weitergeben möchten, das ihnen selbst gefällt. Die Menschen verlassen das Geschäft froh, und sie geben diese Freude weiter. Ein bisschen Luxus sind Blumen ebenfalls, allein aufgrund ihrer Vergänglichkeit. Leider passiert es mir als Floristin selten, dass mir jemand welche mitbringt, das traut sich fast niemand, und irgendwie kann ich das auch nachvollziehen.

Trends sind in der Floristik natürlich zu sehen, aktuell beispielsweise Regionales und Saisonales anzubieten – das machen wir allerdings schon seit Anbeginn. So etwa führen wir ab Mai Gartenrosen ausschließlich aus Schwechat. Das binde ich allen Kunden ungefragt auf die Nase, denn das ist mir wichtig. Besonders trendabhängig ist die Hochzeitsfloristik. Kaum ein Paar kommt ohne Fotos von Instagram oder einer Hochzeitswebseite, um seine Vorstellungen zu kommunizieren. Für uns ist das hilfreich, denn so wissen wir, in welche Richtung es gehen soll. Wir lassen uns auch auf Social Media inspirieren und betreiben selbst Accounts, weiters verschicken wir Newsletter. Wenn genug Zeit ist, macht es ja auch Spaß, mit Formulierungen und Worten zu spielen." (Petra Eder)

Lisa Schadauer betreibt gemeinsam mit Gabriele Jochinger und Susanne Völk die Blumenhandlung "...blumengestalten" in der Wiener Köstlergasse (6. Bezirk). Schwerpunkte sind die Hochzeitsfloristik sowie Workshops.
www.blumengestalten.at


Markus Jagersberger, Markus And His Flowers: "Getrocknete Blumen sind angesagt"

Markus Jagersberger, Markus And His Flowers
Foto: Katharina Gossow

"Ich mische in meinen Sträußen gerne kräftige Farben miteinander: Deshalb habe ich für den Valentinsstrauß lila Nelken, rosafarbene Anthurien, Philodendronblätter, getrocknetes, blau gespraytes Schilf und die große Helikonie in Orange zusammengestellt. Ich mag einfach den Mix aus starken Farben, Formen und Oberflächen.

In Paris und in Schweden sind gerade getrocknete, teilweise farbig besprühte Blumen angesagt, in Österreich ist dieser Trend erst teilweise angekommen. Mir sind Arrangements aus ausschließlich getrockneten Pflanzen zu tot, ich bevorzuge eine Mischung aus getrockneten und frischen Blumen. Besonders gut lassen sich solche Trends auf Instagram beobachten, dort pflege ich weltweit Kontakte. Überhaupt habe ich mittlerweile recht viele Bekannte und Freunde, die wie ich mit Blumen arbeiten. Wahrscheinlich ist das normal, wenn man schon länger in einem Bereich aktiv ist.

Am meisten fasziniert mich aber die japanische Blumenkunst, es inspiriert mich, durch Fachliteratur zu blättern. Neben dem bekannten Ikebana-Arrangement gibt es verschiedene Jahrhunderte alte Meisterschulen und Stile wie Nageire. Das ist eine moderne Form der Blumenkunst, die auch mal aus den strengen Regeln der Meisterschulen ausbricht. Mit Blumen wollte ich übrigens schon immer was machen, bereits als kleiner Junge war mein Traumberuf Gärtner. Das habe ich dann auch realisiert: In Schönbrunn habe ich eine Landschaftsarchitekturschule besucht und danach an der Angewandten Landschaftsdesign studiert. Heute arbeite ich künstlerisch mit Pflanzen, versuche beispielsweise in Gärten Räume zu erschaffen." (Anne Feldkamp)

Markus Jagersberger ist Landschaftsgärtner, Stylist und Künstler. Am 14. 2. sind in seinem Pop-up-Shop (im Wiener Conceptstore Unikatessen, Margaretenstraße 45, 1040 Wien) Blumen und dazu passende Vasen erhältlich.
www.instagram.com/markus_and_his_flowers


Christine Fink, Blumenkraft: "Quantität ist am Valentinstag fehl am Platz"

Christine Fink, Blumenkraft
Foto: Katharina Gossow

"Sie mögen überrascht sein, aber meine Wahl in Sachen Valentinstag fiel auf etwas ganz Einfaches. Ich habe mich für ein Sträußchen aus Veilchen entschieden. Zuerst dachte ich an Bellis. Bellis ist eine andere Bezeichnung für Gänseblümchen. In beiden Fällen handelt es sich um entzückende, von kleinen Gärtnereien vorgefertigte Sträuße. Mir schwebte das Bild von Gardenienfrauen, Maiglöckchenfrauen oder eben Veilchenfrauen vor, so wie es sie früher gab und wie sie einst auf der Gasse Blümchen feilboten. Deshalb wollte ich auch floristisch nicht in diese bezaubernden Bündel eingreifen. Beim Gedanken an den Valentinstag stehen für mich das Reizende, das Duftende und eine einfache Message im Vordergrund. Veilchen stehen außerdem für heimliche Verehrung.

Klar kann man auch den Mega-Buschen – so groß, dass man ihn kaum tragen kann – anfertigen lassen, aber das entspricht nicht meiner Vorstellung von diesem Tag. Der Valentinstag ist mittlerweile von einer amerikanischen Mega-Tradition geprägt, im Ursprung geht es aber um die ganz einfache Liebe. Valentin traute Menschen, denen das Heiraten verboten war, und schenkte ihnen angeblich Blumen aus seinem Garten. Kaiser Claudius II. ließ ihn angeblich am 14. Februar 269 in Rom enthaupten. Heute gilt der heilige Valentin als Patron der Liebenden, Verlobten und sogar der Bienenzüchter. Quantität ist am Valentinstag fehl am Platz.

Blumen zu schenken bedeutet etwas sehr Emotionales, egal um welchen Anlass es sich handelt. Das gilt für den Strauß anlässlich einer Geburt ebenso wie für eine Beerdigung und alles dazwischen. Meine Aufgabe als Floristin ist es, eine Punktlandung zu schaffen. Je besser ich eine Person und deren Bedürfnisse kenne, desto mehr gelingt mir das.

Das Verhalten der Kunden hat sich nicht nur am Valentinstag sehr verändert. Die Zeiten, in denen vor allem Männer 08/15-Protzsträuße aus 100 Rosen kauften, sind weitgehend vorbei. Auch sie setzen sich mittlerweile mehr und mehr mit dem Thema Floristik auseinander. Aufmerksame Kunden wissen, welch bezaubernde Wirkung ein Blumenstrauß haben kann, wenn er gut und mit Mühe gewählt wurde. Auch kaufen immer mehr Männer nicht-anlassbezogen, denken ebenso an passende Vasen und Orte in Wohnungen, wo die Blumen ihren Platz finden sollen.

Klar unterliegt die Floristik Moden und Trends. Florales Design orientiert sich an der Mode, das gilt zum Beispiel für Trendfarben. Ich lasse mich auch gern von Architektur und Design inspirieren. Soziale Medien wie Instagram sind durchaus ein Thema, wobei ich einfach nicht die Zeit habe, mich damit intensiver zu beschäftigen. Aber ich werfe schon immer wieder gern einen Blick darauf, was andere so posten. In Sachen Materialien geht es bei meinem Job eher um Ideen, zum Beispiel um Nachhaltigkeit, wobei ich keinerlei Widerspruch zwischen Nachhaltigkeit und Schnittblumen sehe. Ich fahre dreimal pro Woche zum Großgrünmarkt, kaufe so viel wie möglich bei kleinen Gärtnereien und lasse mir sicher nicht jeden Blumenstängel aus Ecuador ins Haus liefern. Ich mache es mir nicht leicht. Wie oft ich selbst Blumen verschenke? Gute Frage! So drei-, viermal im Monat." (Michael Hausenblas)

Die aus dem Bregenzerwald stammende Floristin Christine Fink eröffnete 1999 ihr Geschäft Blumenkraft in der Wiener Schleifmühlgasse (vierter Bezirk), eines der bekanntesten Blumengeschäfte der Stadt. Außerdem stattet sie exklusive Hotels zwischen Wien und Vorarlberg mit Blumenschmuck aus.
www.blumenkraft.at


Edith Westermayer, Lederleitner: "Valentinstag ist ein schöner Marathon"

Edith Westermayer, Lederleitner
Foto: Katharina Gossow

"Am Valentinstag sieht unser Schnittblumentisch aus wie ein Korallenriff. Es ist ein Meer aus Blumen in allen Strukturen und Formen. Und der Valentinstag ist der erste Tag im Winter, an dem endlich wieder richtig Farbe ins Geschäft kommt.

Auch die Stimmung ist ganz eigen. Es ist ein von Freude erfüllter Tag, selbst wenn es ein Valentinsmarathon ist. Denn Stillstehen gibt es am Valentinstag für uns keines. Wir binden Sträuße von zehn bis 19 Uhr. Generell stehe ich nie still, aber am Valentinstag noch weniger. Letztens hatte ich einen unglaublichen Muskelkater, und mein Kollege hat mich gefragt, ob ich krank sei, weil er mich noch nie so langsam gehen gesehen hat.

Heutzutage setzen sich unsere Kunden auch mehr mit dem auseinander, was sie kaufen. Das Vertrauen in uns ist groß, bei den Sträußen gehen wir immer auf die Vorstellungen des Kunden ein. Farb- und Blumenauswahl sind viel weiter gefasst als früher. Und natürlich sind auch Blumen stark Trends unterworfen.

Nelken hat man schon vor zehn Jahren wieder zu Trendblumen erklärt. In meinen Valentinsstrauß habe ich auch welche eingearbeitet. Es ist eine ganz filigrane Züchtung. Auf den ersten Blick erkennt man sie nicht als Nelken. Die Farben Rosé und Nude sind in der Mode wie auch im Blumengeschäft en vogue. So habe ich auch meine Farben für den Strauß gewählt: Rosen, Ranunkeln und Tulpen in blassem Rosa, Anemonen in Weiß und rundherum die Kirschzweigerln. Die Valentinssträuße gehen in den letzten Jahren immer stärker in die frühlingshafte Richtung. Sie sind auch lockerer gebunden, damit die Blumen ihre Naturform erhalten und nicht in eine Halbkuppel gezwängt werden. Nach dem Klassiker, einem Bund langstieliger roter Rosen, wird immer seltener gefragt.

Ab etwa 16 Uhr stehen die Männer bei uns im Geschäft Schlange. So viele wie sonst nie während des Jahres. Wir sind zehn Floristinnen am Schnittblumentisch und binden Sträuße. Trotzdem entstehen Wartezeiten, aber am Valentinstag sind die Männer sehr geduldig. Sie schauen und warten, bis der Strauß fertig ist. Und bei einem ordentlich gebundenen kann das schon einmal 20 Minuten dauern. Oft kommen in der Folge auch drei bis vier ähnliche Kompositionen heraus. Weil dem einen gefällt, was der andere kauft. Und trotzdem ist jeder Strauß anders, deshalb haben wir auch keinen auf unserer Homepage oder auf Instagram. Weil wir dann aus Millionen Optionen nur ein paar wenige zeigen würden. Und jeder Strauß ist individuell. Genauso wie die Grußkarten, da habe ich auch schon bei so einigen spontan beim Texten mitgeholfen. (Nina Wessely)

Edith Westermayer arbeitet seit 20 Jahren als Floristin bei Lederleitner. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Birgit Niedermayer leitet sie die Filiale bei der Wiener Börse am Schottenring 16.
www.lederleitner.at


Andreas Bamesberger, Zweigstelle: "Es gibt keine Trends in der Floristik"

Andreas Bamesberger, Zweigstelle
Foto: Katharina Gossow

"Eigentlich wollte ich einen Strauß aus roten Rosen und Vergissmeinnicht binden. Beim Schenken von Blumen schwingt immer der Gedanke mit, dass man selbst nicht vergessen werden will. Deshalb die Vergissmeinnicht. Die Rose muss man nicht lange erklären. Es gibt wohl keine stärker symbolbehaftete Blume als sie. Es existieren aber schöne Alternativen zu diesem Klassiker, wie etwa Frühlingsblumen. Blumen erfüllen ja Bedürfnisse, in den grauen, tristen Wintermonaten zum Beispiel jenes nach Farbe. Deshalb habe ich mich für eine Art Farbbombe aus Anemonen, Duftwicken und Hasenschwanzgras, Wachsblumen sowie Nerinen entschieden.

Diese symbolisieren Erwachen, Frische. Zum Valentinstag sind viele dieser Knollen- oder Zwiebelblumen bereits aus Österreich erhältlich. Die Kunden nehmen das regionale Angebot gerne an. Wir haben aber natürlich auch exotische Blumen im Sortiment. Früher hieß es, Männern schenkt man eher exotische Blumen. Pflanzen geschlechtsspezifisch zu behandeln halte ich jedoch für veraltet und lachhaft. Ich persönlich finde Exoten zwar extrem interessant, sehe sie aber viel lieber in der Natur als in einem Strauß. Das Klischee, dass eher Frauen Blumen bekommen, ist noch immer zu erkennen, aber nicht mehr so stark wie früher. Immer mehr Männer freuen sich über Blumen.

Als Trend würde ich das nicht jedoch bezeichnen. Viele Floristen reden von Trends. Es fehlt ihnen aber oft die reflektierte Ausbildung, um das beurteilen zu können. Mein Team und ich hingegen gestalten hauptsächlich florale Raumkonzepte. Da müssen wir uns intensiver mit Stil befassen als ein herkömmlicher Blumenladen. Aus meiner Position würde ich sagen, es gibt keine Trends in der Floristik, die werden bloß herbeigesehnt. Es wäre zum Beispiel ein Blödsinn, meinen Frühlingsblumenstrauß als Trend zu verkaufen. Es gab schon unzählige davor! (Michael Steingruber)

Andreas Bamesberger gründete 1999 das Unternehmen Zweigstelle in Wien. Neben der Ausstattung von Hotels à la Park Hyatt oder Events wie dem Life Ball bietet er auch fertige Sträuße und Accessoires an.
www.zweigstelle.com

(RONDO, 14.2.2020)