Die Akademie der Wissenschaften will Maturanten fördern.

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Wien – In Deutschland feiert die Studienstiftung bald ihren 100-jährigen Geburtstag, in Österreich gerade erst die Geburt. Über 100 Maturanten werden diesen Februar an Seminaren der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) teilnehmen. Die sogenannten Winterschulen sind Teil des Pilotprojekts "Österreichische Studienstiftung", das besondere Maturanten und Studierende durch die ersten fünf Jahre des Studiums begleiten will. Oliver Schmitt, Präsident der philosophisch-historischen Klasse der ÖAW, stellt klar: "Es geht uns nicht nur darum, die Wissenschafterinnen und Wissenschafter von morgen auszubilden, sondern generell Personen, die sich in einem positiven Sinn in die österreichische Gesellschaft einbringen."

Kommuniziert wurde die Initiative über die neun Bildungsdirektionen. Diese haben alle Schulen, die mit einer Matura abgeschlossen werden, informiert. Anschließend haben Lehrpersonal und Direktion Schüler aus Maturaklassen angesprochen, die an dem Projekt interessiert sein könnten. Die Schülerinnen und Schüler mussten eine Bewerbungsmappe erstellen, die das letzte Schulzeugnis, ein Motivationsschreiben und ein Empfehlungsschreiben eines Lehrkörpers beinhaltet. "Noten und Empfehlungsschreiben sind eine erste Grundlage. Aber entscheidend sind die sehr intensiven Gesprächsprozesse bei der Auswahl", sagt Schmitt. "Es sind nicht die Streber gemeint."

Die "Studienstiftler"

Insgesamt gab es 169 Bewerbungen aus 65 Schulen. Sie alle wurden zu den Auswahltagen an fünf Standorten in Österreich eingeladen. Geschafft haben es schließlich 105 Schülerinnen und Schüler. Die meisten gehen in Wien, Oberösterreich und Vorarlberg zur Schule. 83 Prozent besuchen Gymnasien, zwölf Prozent Höhere Technische Lehranstalten (HTL), und die restlichen fünf Prozent kommen aus anderen berufsbildenden Schulen. Von den 105 "Studienstiftlern" sind 58 weiblich und 47 männlich.

"Wir haben sehr interessante Schülerinnen und Schüler kennengelernt", sagt der Koordinator der Initiative, Alexander Nagler. Als Beispiel nennt er Musiker, die eigene Instrumente mitbrachten, um in den Pausen darauf vorzuspielen. Am Tag des Auswahlverfahrens müssen die Bewerber ein eigenes Thema präsentieren und eine Diskussion darüber moderieren. Anschließend gibt es zwei 20-minütige Gespräche mit Wissenschaftern, die vom Präsidium der ÖAW ausgewählt wurden. In acht unterschiedlichen Kategorien wurden Noten von eins bis vier vergeben.

Diversität und individuelle Betreuung

Das Komitee selbst wurde aus Vertretern verschiedener Fächer, Generationen und Standorte zusammengesetzt. Viele hatten selbst Förderungen erhalten, als sie jung waren. "Sie haben als Motivation angegeben, dass sie etwas zurück- und weitergeben wollen", erzählt Schmitt. Das Komitee war geschult, nicht nach Noten oder dem familiären Hintergrund zu entscheiden, sondern nach Potenzial. Die ÖAW wolle "keine Reproduktion von Eliten. Es sollen gerade auch Personen gefördert werden, die keinen Startvorteil von zu Hause mitbringen."

Die "Studienstiftler" werden nicht finanziell gefördert, ihnen werden am Anfang des Studiums fachnahe Mentoren zugeteilt, die sie fünf Jahre lang begleiten. In standortspezifischen Kleingruppen sollen sich die zukünftigen Studierenden untereinander und mit Betreuungsdozenten austauschen. Zusätzlich bietet die ÖAW Seminare zu unterschiedlichen Themen wie künstliche Intelligenz oder Klimawandel an. (Johanna Fuchs, 11.2.2020)