Bald gibt es auch den "Wiener Wurm".

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"Insekten schmecken großartig", sagt Christoph Thomann. Der Mitgründer des Wiener Start-ups Zirp muss es wissen, denn dem Jungunternehmen ist es sogar gelungen, Würmer und Heuschrecken in das Supermarktregal zu stellen. Beim Erstversuch mit einer großen Handelskette in Österreich waren die ungewürzten Insekten prompt am nächsten Tag ausverkauft. Und das, obwohl den Zirp-Gründern Thomann und Simon Hagleitner bewusst ist, dass viele Menschen denken, dass Insekten ekelhaft sind.

"Gut für die Umwelt"

Dabei wären die Vorteile deutlich in der Überzahl: "Insekten sind good for the planet und, noch viel wichtiger, good for you", sagt Thomann. "Insekten sind für den Menschen das bestverträgliche tierische Protein." Und die Zucht sei besonders ressourcenschonend und verbrauche im Vergleich zur Rinderzucht kaum Wasser. "Insekten haben einen relativ neutralen Geschmack. Sie sind leicht nussig und knusprig", beschreibt Hagleitner. Zirp bietet sie vor allem als Knabbersnack in kleinen bunten Kartonschachteln an. Und falls neutral bis nussig nicht genügt, gibt es sie die Heuschrecken und Buffalowürmer auch gewürzt.

In Österreich Graubereich

Um aus der Nische zu kommen, wollen die beiden Gründer die Insekten verarbeiten und andere Lebensmittel damit anreichern – Proteinriegel, Nudeln oder Burger-Pattys. "Darin sehen wir die Zukunft, denn da ist es leichter, über den eigenen Schatten zu springen", meint Hagleitner. Im österreichischen Handel machen ihnen die Behörden allerdings einen Strich durch die Rechnung, da sie fürchten, Konsumenten könnten getäuscht werden.

Rechtlich sind verarbeitete Insekten in Österreich laut Thomann noch ein Graubereich. Er ist aber zuversichtlich, dass sich das spätestens mit dem Inkrafttreten der einheitlichen Novel-Food-Verordnung der EU ändern wird. Und bis dahin soll Zirp mit diesen Produkten eben andere Märkte erobern, wo verarbeitete Insekten zugelassen sind – in Deutschland sei man schon in intensiven Gesprächen.

Ethische Proteinquelle für Veganer

Insekten, so hoffen die Zirp-Gründer, seien sogar für Veganer interessant. Dort könnten sie nämlich als ethisch vertretbare Quelle für tierisches Protein dienen. "Insekten haben nach dem jetzigen Stand kein Schmerzempfinden", erklärt Thomann. Und die "Schlachtung" sei der Natur nachempfunden. Denn die meisten Insekten sterben in der Natur, wenn es im Winter kalt wird. In Zuchtfarmen werden die Würmer und Heuschrecken zur Tötung eingefroren.

Zirp bezieht die Heuschrecken von einer Zucht in Vorarlberg, wo sie in Regalen voller Boxen heranwachsen. Noch sind Heuschrecken teuer – Zirp bezahlt 300 Euro pro Kilogramm. Die Gründer sind aber zuversichtlich, dass der Preis sinken wird, wenn die Nachfrage wächst und die Produktion steigt. Weil den beiden Regionalität wichtig ist, werden sie die Würmer bald in Wien beziehen können – hier entsteht nämlich unter dem Titel "Wiener Wurm" eine entsprechende Farm. (Sara Grasel, Tech & Nature, 12.2.2020)