Die Novomatic will ihre Casinos-Anteile an die tschechische Sazka-Gruppe abgeben.

Foto: apa/jäger

Wien – Am Ende ging es sehr schnell. Das am Mittwoch für 10 Uhr angesetzte Treffen der Casinos-Austria-Aktionäre zum geplanten Verkauf der von Novomatic gehaltenen 17,2 Prozent an die tschechische Sazka-Gruppe war nach nicht einmal einer halben Stunde schon wieder vorbei. Der Novomatic-Konzern hat den Mitaktionären der Casinos Austria nicht gesagt, wie viel Geld er für seinen Anteil an den Casinos will. Die diesbezüglichen Unterlagen mit Infos zu Preis und sonstigen Konditionen werden in den kommenden Wochen versandt, hieß es nach dem Treffen.

Bis Mitte April müssen die Papiere bei den Eigentümern sein. "Da werden die Fakten drinstehen", sagte eine Person, die bei der Eigentümerversammlung dabei war.

Die Novomatic-Gruppe von Milliardär Johann Graf hatte zu dem Treffen geladen, um die Miteigentümer formell darüber in Kenntnis zu setzen, dass sie ihren Anteil an die Sazka-Gruppe weitergeben möchte. Sazka wollte von Anfang an die Kontrolle über die Casinos Austria, schon jetzt ist die Gruppe um Milliardär Karel Komárek mit 38 Prozent die größte Casinos-Aktionärin.

Da die Casinos-Eigentümer über komplizierte Verträge miteinander verflochten sind, geht der Deal nicht so einfach über die Bühne. Alle Aktionäre, auch der Staat, haben nämlich ein anteiliges Aufgriffsrecht.

Ob sie von diesem Gebrauch machen, haben sie nicht gesagt. Auch ein etwaiger Börsengang der Casinos, den Teile der ÖVP für gut hielten, war kein Thema, wie Involvierte auf Nachfrage sagten.

Die Aktionäre hielten sich nach der Sitzung eher bedeckt, auch die staatliche Beteiligungsholding Öbag, der ein Drittel der Casinos gehören. "Die Öbag wird nun alle Optionen in Ruhe abwägen," hieß es in einer Aussendung. Man suche "die Lösung mit der höchsten Wertschöpfung für den Standort und die österreichischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler sowie den bestmöglichen Schutz österreichischer Arbeitsplätze".

Ob diese Lösung ein Syndikatsvertrag mit der Sazka-Gruppe sein könnte, sagte die Öbag nicht. Auch zu einer diskutierten Senkung der Beteiligung auf 25 Prozent plus eine Aktie äußerte sich die Holding nicht. Die 17,2 Prozent von Novomatic sind dem Vernehmen nach etwas mehr als 100 Millionen Euro wert.

ORF

Anlegerschützer gegen Aufstockung des Staates

Zuvor hatte Anlegerschützer Wilhelm Rasinger gemeint, der Staat solle nicht aufstocken, sondern die Casinos an die Börse bringen. Wünschenswert wäre seiner Ansicht nach ein starker Kernaktionär mit einem Anteil von 25 Prozent. Das müsse nicht unbedingt die Öbag sein, wenngleich er sich momentan außer der Beteiligungsholding niemanden vorstellen könne, der kurzfristig "so viel Geld für diese Branche zur Verfügung stellt".

Dem Vernehmen nach verhandelt Sazka seit geraumer Zeit mit der Öbag. In Gespräch ist eine Lösung nach dem Vorbild der börsennotierten Firmen Telekom oder OMV, wo der Staat ebenfalls investiert ist und bei wichtigen Fragen mitreden darf.

Für "konstruktive Aktionärsvereinbarung"

Eine "konstruktive Aktionärsvereinbarung" zwischen Öbag und Sazka ist aus Sicht von Rasinger "das Beste, was man derzeit machen kann". Aber: "Es muss nicht 1:1 die Telekom nachgebildet werden." Keine so gute Idee wäre es bei den Casinos, wenn der Staat CEO und Aufsichtsrat bestimmen könnte. "Da bin ich vorsichtig. Bei den Casinos haben wir leidvolle Erfahrungen machen müssen, was da alles möglich ist", sagte Rasinger im Hinblick auf die Postenschacheraffäre rund um den schon wieder abgesetzten Casinos-Finanzchef Peter Sidlo.

Einen IPO der Casinos befürworten auch Teile der ÖVP, wie schon seit längerem zu hören ist. Damit würden die Casinos übrigens der von der Regierung vorgesehenen Kontrolle durch den Rechnungshof (RH) doch entgehen. Laut dem türkis-grünen Transparenzpaket soll der RH künftig zwar schon Unternehmen ab 25 Prozent Staatsanteil prüfen dürfen. Börsennotierte Staatsfirmen, so steht es im Regierungsprogramm, sind aber ausgenommen. (APA, 12.2.2020)