Armin Wolf spitzt es zu beim Interview mit Alma Zadić zu: Man habe den Eindruck, das Justizministerium würde eher von der ÖVP geleitet als von ihr, der Grünen. Wolf reiht sich damit in die Gruppe jener ein, welche die Grünen im Allgemeinen etwas in der Defensive gegenüber dem Koalitionspartner sehen. Was sie selbst, also Zadić, betrifft, will sie diesen "Eindruck nicht gewinnen". Wer immer sich öffentlich zum Zustand der Justiz äußere, "die Justizministerin bin natürlich ich!", sagt Zadić, ohne Wolf ganz zu überzeugen. Er lässt nicht locker, sein Nachbohren kreist um mutmaßlichen Druck von Kanzler Sebastian Kurz auf die Justiz.

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Zadićs Lächeln wirkt leicht gefroren, nach ausweichenden Anläufen sucht sie aber Klarheit: Vom Kanzler habe sie keinen Druck verspürt und somit auch "keinen weitergegeben". Dann kommt es wieder: Schließlich sei sie "die Justizministerin", zudem stehe sie ja "an der Weisungsspitze". Zu Sachthemen kam man in der "ZiB 2" leider nur kurz. Man streifte selbige, ohne dass sich jedoch die leichte kommunikative Verkrampfung gelöst hätte. Fazit: Das koalitionäre Leben ist mühsam. Eigene Werte und Autorität behaupten, gleichzeitig medial Rücksicht auf den Politpartner nehmen ist eine Übung, die Kraft kostet. Auch anderen Grün-Ministern.

Ist aber hinnehmbar. Wer sich an Wolfs Interviewkämpfe mit dem FPÖler Harald Vilimsky erinnert, der den "ZiB 2"-Mann ob dessen Fragestils Konsequenzen angedroht hat, für den ist die aktuelle Lage vergleichsweise eine demokratische TV-Wohltat. (Ljubiša Tošić, 12.2.2020)