Wer sich bei einer der Servicestellen der Stadt impfen lassen will, muss dafür online oder telefonisch einen Termin vereinbaren. Das soll lange Wartezeiten verhindern.

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Wien – Was Friseure und niedergelassene Ärzte immer öfter anbieten, wird diese Woche auf alle Impfstellen der Stadt Wien ausgerollt: ein Online-Terminvergabesystem. Wer sich unter www.impfservice.wien anmeldet, sieht, welche Termine bei welcher Impfstelle der Stadt frei sind – und kann sich einen aussuchen. Wer registriert ist, brauche dafür 90 Sekunden, versprach Gesundheitsstadtradt Peter Hacker (SPÖ) bei der Präsentation der Neuerungen am Donnerstag.

Alternativ können Bürger von Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr kostenlos telefonisch Termine unter 01/4000-8015 vereinbaren. Das Impfenlassen ohne vorher vereinbarten Termin wird es nach einer Übergangsphase nicht mehr geben.

Vor Ort melden und warten

Bisher mussten Menschen, die sich in städtischen Impfstellen impfen lassen wollten, sich vor Ort anmelden und dann dort warten, bis sie an der Reihe waren. Das konnte lange dauern. Nun habe man "fantastische Wartezeiten", sagte Hacker. Die Vereinfachungen würden auf jeden Fall die Durchimpfungsraten in Wien erhöhen, ist der Gesundheitsstadtrat überzeugt.

Auch die stellvertretende Landessanitätsdirektorin Ursula Karnthaler sprach von nun "locker besetzten Warteräumen". Neben den Impfstellen der Stadt bieten praktische Ärzte und Kinderärzte Immunisierungen an. In den städtischen Anlaufstellen werden laut Karnthaler rund 100.000 Impfdosen im Jahr verimpft.

Tests seit August

Das Online-Buchungssystem wurde "heimlich, still und leise" (Hacker) seit August in der Impfzentrale der Stadt ("Town Town" am Thomas-Klestil-Platz) getestet. Im Jänner 2020 kam dort bereits ein Drittel der Impfwilligen über das Webportal zur gewünschten Immunisierung. Diese Woche startet es zusätzlich in allen acht Bezirksgesundheitsämtern. Nutzer müssen sich mit Name, Adresse und E-Mailadresse, wahlweise auch Telefonnummer, registrieren. E-Mail- oder SMS-Erinnerungen 24 Stunden vorher sind möglich. Zehn Minuten vor dem vereinbarten Zeitslot müssen die Kunden vor Ort sein. Bei Zuspätkommen kann der Termin nicht mehr garantiert werden, heißt es im Infofolder. Wer absagen muss, kann dies online oder am Telefon erledigen.

Reisemedizin im KFJ-Spital

Eine weitere Änderung geht mit der Neueinführung einher: Der reisemedizinische Impfservice wird im Kaiser-Franz-Josef-Spital im 10. Bezirk gebündelt, da es dafür Spezialwissen brauche, sagte Hacker. Auch dort werden Termine nun online beziehungsweise telefonisch vergeben. Sollten bei reisemedizinischen Beratungen allgemeine Impflücken auftauchen, würden auch die entsprechenden Impfstoffe vor Ort verabreicht.

In den Bezirksgesundheitsämtern ist zugleich das Angebotsspektrum erweitert worden: So sind dort auch Impfungen gegen Hepatitis A sowie A und B für Kinder und Erwachsene erhältlich – sowie die Impfung gegen Hepatitis B ab 15 Jahren. Zusätzlich werden dort nun auch Meningokokken- und Pneumokokken-Impfungen angeboten.

Grippewelle auf dem Höhepunkt

Impflücken tun sich insbesondere bei Masern/Mumps/Röteln auf, wo rund 30 Prozent der jungen Erwachsenen nicht entsprechend immunisiert seien, sagte die stellvertretende Sanitätsdirektorin Karnthaler. Bei kleinen Kindern sei zum Beispiel das zu späte Schützen gegen Keuchhusten ein Problem.

Die Durchimpfungsrate gegen Influenza lag in der vorigen Grippesaison bei rund acht bis zehn Prozent. Die Influenzawelle in Österreich dürfte derzeit an ihrem Höhepunkt angelangt sein. Allein in Wien wurden vergangene Woche insgesamt rund 14.000 Neuerkrankungen mit Grippe und grippalen Infekten gemeldet. Heuer sind besonders viele Kinder von der Erkrankung betroffen.

E-Impfpass-Projekt noch heuer

Wie viele Menschen sich wirklich genau gegen welche Krankheiten schützen, ist derzeit in Österreich nur anhand der Zahl verkaufter Impfdosen ungefähr eruierbar. Durch den E-Impfpass soll sich das ändern. Wien, Niederösterreich und die Steiermark wollen im Rahmen von Pilotprojekten mit dem E-Impfpass starten. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) geht trotz Vorbehalten des Datenschutzrats davon aus, dass der Projektbeginn, wie bereits 2018 angekündigt, noch heuer sein wird. Hacker zeigte sich diesbezüglich motiviert und "sehr ungeduldig".

Der Wiener Stadtrat will außerdem bei weiteren Gesundheitsservices der Stadt Terminvereinbarungen realisieren. In einzelnen Spitalsambulanzen werde derlei bereits getestet. Auch eine direkte Terminvergabe bei Ärzten über die Gesundheitshotline 1450 sei langfristig ein Ziel. (Gudrun Springer, 13.2.2020)