Die Hälfte der Uni-Studierenden brechen das IKT-Studium ab, die Informatiklehrgänge an den Fachhochschulen (FH) weisen ähnliche Zahlen auf.

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Da ist der Wurm drin: Während der IT-Branche rund 10.000 Experten fehlen, gehen den Universitäten und Fachhochschulen die Absolventen von Informatik- und Kommunikationstechnologien (IKT) verloren. Vor allem der Westen Österreichs sucht höherqualifizierte IT-Spezialisten etwa in den Bereichen Automatisierung, IT-Security und Big Data. Jedoch brechen die Hälfte der Uni-Studierenden das IKT-Studium ab, die Informatiklehrgänge an den Fachhochschulen (FH) weisen ähnliche Zahlen auf. Das ist deutlich über dem Schnitt aller Studienrichtungen, wie der aktuelle Statusreport zur Ausbildungs- und Beschäftigtenlage in der IT-Branche des zuständigen Branchenverbands Ubit zeigt.

Die hohen Drop-out-Quoten werden oft mit Job-outs – also Studenten, die ohne Hochschulabschluss direkt in den Arbeitsmarkt einsteigen – erklärt. Eigentlich doch keine schlechte Sache, oder? Doch, wenn es sich um Drop-outs der frühen Bachelor-Semester handelt, konstatiert der Fachverband. Diese gingen der IKT-Branche zum größten Teil ganz verloren.

Branchenverband beklagt hohe Drop-out-Quote der IKT-Studierenden.
derStandard/ Quelle KIHS

IT-Lehre als Chance

Eine Strategie gegen den Fachkräftemangel ist die neue IT-Lehre. Mit einer verkürzten Lehrzeit nach der Matura könnten Studierende wieder für die Branche eingefangen werden, so die Hoffnung. Es gibt allerdings auch Kritik an den IKT-Unternehmen selbst, es werde im Gegensatz zu anderen Branchen viel zu wenig in die Ausbildung der eigenen Fachkräfte investiert. Die zuständige Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) attestiert der Branche diesbezüglich offiziell Defizite.

Der Rektorin der TU Wien, Sabine Seidler, sind die Drop-outs ebenfalls ein Dorn im Auge. Es werde dagegen gearbeitet, sagt die Rektorin. Seit vier Jahren will man dem Schwund bei den Informatikern auch mit einer Zugangsbeschränkung entgegenwirken. Die Beschränkung soll sicherstellen, dass Studierende sich für das richtige Studium entschieden haben und eine optimale Betreuung bekommen. Erste Erfolge lassen sich laut Seidler an den Leistungspunkten (ECTS) festmachen. Im gleichen Zeitraum wurden 2018 fast doppelt so viele Punkte gesammelt wie im Jahr 2012.

Bessere Zusammenarbeit

Auch österreichweit will man besser zusammenarbeiten und Studierenden, die an der TU Wien keinen Platz bekommen haben, andere Universitäten wie Innsbruck, Linz oder Klagenfurt nahelegen. Ebenso arbeitet man an der TU Wien daran, mit diversen Workshops an Schulen und Veranstaltungen den Frauenanteil zu erhöhen. Dieser lag in den IKT-Studien an österreichischen Universitäten im Wintersemester 2018/19 bei 18,6 Prozent, im Jahr zuvor bei 17,4 Prozent. Für Ubit-Obmann Alfred Harl besteht so oder so Handlungsbedarf, falle Österreich doch jedes Jahr um einen Platz im europäischen Ranking des Digital Economy and Society Index zurück. Dieser wurde erstellt, um die Entwicklung der digitalen Wirtschaft und Gesellschaft in den EU-Ländern bewerten zu können. Aktuell liegt Österreich auf Rang 13. An der Spitze sind Finnland, Schweden und die Niederlande. Gefordert wird von der Regierung ein Gesamtausbildungskonzept, das Schulen, Universitäten und Fachhochschulen einbindet. Man müsse aber auch bereits im Kindergarten mit Informatik beginnen. (sl, 15.2.2020)