Der in der Ibiza-Causa als Beschuldigter geführte K. berichtet von einem Treffen im Juni 2019 mit Heinz-Christian und Philippa Strache. Es soll laut K. um den Ankauf des Gesamtvideos gegangen sein.

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

Wien – Der einstige Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat offenbar intensiv versucht, das Ibiza-Video nach dessen erstmaligem Erscheinen im Mai 2019 zu erhalten. Das geht zumindest aus einer Einvernahme des Beschuldigten K. in der Ibiza-Affäre hervor, die dem STANDARD vorliegt. Gegen K. wird unter anderem wegen Drogendelikten und "versuchter Erpressung" ermittelt, K. sitzt aktuell noch in Untersuchungshaft – es gilt die Unschuldsvermutung.

K. behauptet, dass ein Salzburger Polizist an ihn herangetreten sei. Dieser soll gewusst haben, dass K. in Kontakt zu den mutmaßlichen Urhebern des Ibiza-Videos stand – konkret zum Wiener Detektiv H., der neben Strache und Ex-FPÖ-Klubchef Johann Gudenus auch auf den Aufnahmen auf Ibiza zu sehen ist. Von der Existenz des Ibiza-Videos will K. von Detektiv H. bereits im März 2018 erfahren haben.

Der Salzburger Polizist soll K. aufgefordert haben, ein Treffen zwischen Strache und Detektiv H. zu arrangieren. Auch ein Bundesheerbediensteter, der mittlerweile als Straches Bodyguard arbeiten soll, war angeblich dabei. Die drei – der Polizist, der Beschuldigte und der Soldat – sollen dann eine Chatgruppe namens "Gerechtigkeit" eingerichtet haben.

Zum Nachhören: Was man zur Ibiza-Affäre wissen muss.

Auch Philippa Strache bei Treffen dabei

Gemeinsam mit dem Heeresbediensteten fuhr der Salzburger K. dann Anfang Juni 2019 nach Wien, um an einem Treffen mit Strache und dessen beiden Anwälten teilzunehmen. Nach einer halben Stunde sei auch Philippa Strache, nunmehr wilde Nationalratsabgeordnete, dazugestoßen, erzählt K. den Beamten: "Das Ziel war, dass diese Leute das gesamte Video (...) kaufen wollen. Es kam aber kein Angebot für das Video."

"Einer dieser Investoren soll Felix Baumgartner gewesen sein"

Allerdings sei behauptet worden, dass es "eine Investorengruppe" gebe, die an dem Video interessiert sei. "Einer dieser Investoren soll Felix Baumgartner gewesen sein", behauptet K. Schlussendlich sei der Deal aber nie zustande gekommen.

Straches Anwälte dementieren auf STANDARD-Anfrage, dass Strache oder andere an dem Gespräch teilnehmende Personen "ihr Interesse an einem Ankauf des Videos bekundet haben". Schon gar nicht sei "ein Angebot unterbreitet" worden.

Straches Anwälte: K.s Angaben sind falsch

"Daher ist es auch schlicht unwahr, dass von 'Investorengruppen' oder gar Herrn Felix Baumgartner überhaupt nur gesprochen wurde", heißt es von Straches Anwalt. Die von K. gemachten Angaben seien falsch. Das Treffen in einer Wiener Anwaltskanzlei dürfte Anfang Juni 2019 aber stattgefunden haben – auch wenn Straches Anwalt dazu sagt: "Aus standesrechtlichen Gründen ist es uns verwehrt, zu Inhalten, Orten und Zeiten unserer rechtlichen Beratung Stellung zu beziehen."

Baumgartner selbst weilt derzeit beruflich in den USA. Eine Bitte um Stellungnahme zu den Aussagen des Beschuldigten K. in der Causa Ibiza-Video konnte vorerst nicht beantwortet werden. Baumgartner und Strache kennen einander: Am 14. Mai 2019 – nur drei Tage vor Veröffentlichung des Ibiza-Videos und knapp vor den EU-Wahlen – postete Strache auf seiner Facebook-Seite unter anderem ein Foto, das Baumgartner mit dem Ehepaar Strache zeigt. "Neulich in Wien ... Ein gemütliches Treffen mit Felix Baumgartner", schrieb Strache.

Am selben Tag folgte ein weiteres Foto, das Strache und Baumgartner in Straches Büro zeigt. "Ein guter Freund, sowie ein ehrlicher und bodenständiger Mensch", postete Strache.

Weiter keine öffentliche Stellungnahme von Detektiv H.

Ob Detektiv H. tatsächlich in Erwägung gezogen hat, weitere Videoausschnitte über den Beschuldigten K. an Strache zu vermitteln, bleibt offen: H.s Anwalt wollte aufgrund anhängiger Medienverfahren keine Stellungnahme zur Causa abgeben.

Am Donnerstagabend berichtete indes oe24.at, dass Polizist R., einst Straches Bodyguard, seit September vom Polizeidienst suspendiert ist. R. soll sich vor Ibiza ebenfalls im Umkreis von H. befunden haben. Dem Bericht zufolge soll der Polizist schon seit 2015 Material gesammelt haben, das Strache belasten sollte. Auch der Staatsanwaltschaft soll er das "Beweismaterial" damals angeboten haben. Nach einer Hausdurchsuchung im vergangenen September, bei der die Ermittler der Soko Ibiza in R.s Wohnung weiteres Material sichergestellt hatten, soll er auch kurzfristig festgenommen worden sein. Mit einer Anklage sei in diesem Jahr allerdings nicht mehr zu rechnen, zitiert oe24.at Justizkenner. (David Krutzler, Fabian Schmid, 13.2.2020)