Medikamente sind gut, knapp und teuer.

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Arzneimittel werden zusehends zur Mangelware. Ob Schmerzmittel oder Blutdrucksenker – viele Medikamente sind in Österreich und ganz Europa vergriffen, wie das Bundesamt für Sicherheit und Gesundheitswesen kürzlich mitteilte, das auch eine lange Liste der knappen Arzneien führt. Die Konzentration der Pharmaindustrie auf wenige Produktionsstandorte (vielfach in China und Indien) wird häufig als Grund für den Mangel genannt.

Auch der Parallelhandel soll die Knappheit verschärfen. Zuletzt wurde ein Exportverbot für Medikamente thematisiert, um die Versorgungslage zu verbessern. Nun könnte Bewegung in die Angelegenheit kommen. Bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) ist eine Beschwerde eingegangen, wonach der Großhandel für die aktuelle Situation verantwortlich sei.

Herba im Visier

Konkret sollen der größte Anbieter Herba und die dahinterstehende McKesson-Gruppe aus Texas die Verknappung herbeiführen. Das erfolge durch eine Limitierung der Länderkontingente über den Konzern, "Knebelverträge" mit den Apotheken und Zutrittshürden für potenzielle Mitbewerber, heißt es in der anonymen Beschwerde. Ein echter Preiskampf werde durch die Aufteilung des Marktes verhindert und so Apotheken und Endkunden Schaden zugefügt.

Marktmacht

Über die Marktmacht für den angeblichen Missbrauch verfüge Herba mit einem Marktanteil von 43 Prozent und Geschäftsbeziehungen zu 89 Prozent der Apotheken, meint der Beschwerdeführer. Dazu kämen Beteiligungen an Apotheken. Die BWB wird aufgefordert, Marktmissbrauch, Knebelverträge, Treuhandschaften und andere Missstände unter anderem im Wege von Hausdurchsuchungen zu ermitteln.

Gemeinsam mit zwei weiteren Großhändlern komme Herba sogar auf einen Marktanteil von bis zu 85 Prozent, zudem verfügten alle sechs Handelsakteure in Österreich über die gemeinsame Tochter Datacare. Es wird der Verdacht geäußert, dass über diese Firma Warenströme und Absatz kontrolliert und der Markt aufgeteilt werde.

Herba: Vorwürfe haltlos

Herba-Sprecher Andreas Scerbe-Saiko weist die Vorwürfe als "haltlos" zurück. Herba Chemosan versorge Österreichs Apotheken bestens, so Scerbe-Saiko auf Anfrage des STANDARD. Und die BWB? Ihr Chef Theodor Thanner spricht von einer "fundierten Anzeige". Den Vorwürfen werde nachgegangen. (Renate Graber, 13.2.2020)