Ist da jemand?
Foto: NRAO/AUI/NSF; J. Hellerman

Seattle – Sind wir die einzige intelligente Spezies in der Milchstraße, oder gibt es entgegen allen bisherigen Beobachtungen doch noch andere Zivilisationen im näheren kosmischen Umkreis? Auf der Suche nach Antworten stellt der russische Milliardär Jurij Milner seit 2015 100 Millionen US-Dollar für mehrere SETI-Projekte (Search for Extra-Terrestrial Intelligence) zur Verfügung. Mit an Bord seiner globalen Initiative "Breakthrough Listen" war unter anderem auch der 2018 verstorbene britische Astrophysiker Stephen Hawking.

Zwei Petabyte

Nun haben Astronomen im Rahmen dieser Suche nach technisch hoch entwickelten Außerirdischen den bisher größten Datensatz öffentlich zugänglich gemacht: "Breakthrough Listen" hat insgesamt zwei Petabyte Daten von Radioteleskopen ins Internet gestellt, berichtete die University of California in Berkeley am Freitag auf der Jahrestagung der American Association for the Advancement of Science (AAAS) in Seattle.

Zwei Petabyte sind rund zwei Milliarden Megabyte, das entspricht etwa einer Billion Seiten Text. Die Rohdaten stammen vor allem vom Parkes-Radioteleskop in Australien und vom Green-Bank-Radioteleskop in den USA. "Das ist die größte Veröffentlichung von SETI-Daten in der Geschichte", betonte "Breakthrough Listen"-Chefwissenschaftler Andrew Siemion von der University of California. Die Teleskope wurden in den letzten vier Jahren dazu genutzt, die von Sternen dicht bevölkerte Scheibe der Milchstraße nach möglichen Signalen außerirdischer Zivilisationen abzusuchen.

Analyse als globales Gemeinschaftsprojekt

Die Auswertung der Daten ist eine Herkulesaufgabe, bei der die Initiative auf die Hilfe von anderen Forschern wie etwa Experten für Maschinenlernen und künstliche Intelligenz hofft. Auch Bürger können sich beteiligen: Ein Teil der Daten kann über das Bürgerforschernetzwerk SETI@Home der University of California auf heimischen PCs analysiert werden.

Allerdings seien die Datenmengen so riesig, dass sie sich nicht alle direkt über das Internet senden ließen, erklärte Siemion. Stattdessen würden die Rohdaten mit Hilfe von leistungsstarken Computern verkleinert, wobei die Empfindlichkeit für ein möglichst breites Spektrum von Signalen erhalten bleibe.

Auch Fast Radio Bursts im Visier

Die Beobachtungen dienten nicht allein zum Aufspüren außerirdischer Rundfunksender oder anderer künstlicher Signale, betonten die Wissenschafter. Sie seien auch eine Goldmine für die Suche nach natürlichen astronomischen Phänomenen, die sich im Bereich der Radiowellen bemerkbar machen. So habe eine Analyse vor etwas mehr als einem Jahr mehr als 70 Radiopulse von einem sich wiederholenden sogenannten Fast Radio Burst (FRB; kurzer Radioblitz) aufgespürt. Die zufällig auftretenden FRB gehören derzeit zu den rätselhaftesten Beobachtungen im Kosmos. Sie sind natürlichen Ursprungs, aber ihre genaue Ursache ist noch nicht geklärt. Astronomen sind daher auf möglichst viele Beobachtungen angewiesen. (red, APA, 16.2.2020)