Kanzler Sebastian Kurz kritisierte SPÖ-Pläne von 1997, parteinahes Personal für Jobs in der Justiz zu motivieren.

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Es sind gefährliche Entwicklungen, die sich in diesem Land anbahnen – doch zum Glück wächst, wo Gefahr ist, das Rettende auch. Mit einem Coup, der jeden Enthüllungsjournalisten vor Neid zerspringen lässt, hat Kanzler Kurz enthüllt, was sich niemand hätte träumen lassen: In Österreich gab und gibt es nicht nur politische Postenbesetzungen, sondern es sind auch in manchen Funktionen Menschen tätig, die einer Partei nahestehen!

Dass die Evidenzen für Kurzens Enthüllung schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel haben, tut nichts zur Sache. Enthüllungen sind wie guter Wein: Sie werden mit dem Alter immer besser. Für Jahrgangsenthüllungen von 1997 zahlen Sammler heute Höchstpreise.

Natürlich sind die Figuren, die sich in die Justiz und sonstige Säulen des Staates eingeschlichen haben, allesamt Sozialdemokraten. Nur ein ideologisch verblendeter Hohlkopf könnte annehmen, dass Ähnliches bei der ÖVP möglich wäre.

Um jeden Verdacht zu zerstreuen, er könnte Schwarze begünstigen, hat Kurz die Partei schon auf Türkis umgefärbt, die ideale Farbe für einen sympathischen Freundschafts- und Wohlfühlverein ohne jeden Machtanspruch. Wer künftig von Kurz auf einen Posten gehievt wird, wird seine Parteiferne noch überzeugender belegen müssen: mit einer ausgewiesenen KPÖ-Mitgliedschaft oder einer eidesstattlichen Erklärung, dass ihm Raiffeisen mächtig auf die Nerven geht. (Christoph Winder, 16.2.2020)