Ulrike Lunacek.

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Wien – Die Ablöse Christian Konrads an der Spitze des Kuratoriums der Albertina ist womöglich doch nicht so konsensual abgelaufen, wie Grüne und ÖVP das bisher zumindest öffentlich dargestellt haben. Wie Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne) am Sonntagabend in der "ZiB 2" sagte, hätte sie den ehemaligen Raiffeisen-Generalanwalt gerne in seinem Amt behalten – die ÖVP habe aber darauf gedrängt, Konrad abzulösen. Über den Disput gab es bisher bereits Berichte, öffentliche Aussagen aber kaum.

Erstaunen über Edtstadler

Die Ablöse des eigentlich ÖVP-nahen Ex-Flüchtlingskoordinators sorgt schon seit Wochen ebenso für Diskussionen wie zwei weitere Neubesetzungen an der Spitze von Bundesmuseen. Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) hatte in ihrer Rolle als vorübergehende Kulturministerin Konrad sowie Peter Kostelka (Technisches Museum) und Hannes Sereinig (Mak) ausgetauscht. Letztere beide kommen aus der SPÖ. Konrad hatte sich Ärger der Kurz-ÖVP zugezogen, weil er deren restriktive Flüchtlingspolitik deutlich kritisiert hatte.

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Erstaunt hatte bei der Ablöse auch die Vorgangsweise: Edtstadler agierte via E-Mail und nur wenige Stunden, bevor die Agenden mit der Umverteilung der Zuständigkeiten in den neu strukturierten Ministerien an Lunacek übergingen.

Konkret sagte Lunacek nun, die ÖVP habe "dann relativ kurzfristig gefunden," sie wolle einige Personen nicht mehr im Amt behalten. Die Grünen hätten Vorschläge machen können, aber "es war nicht so, dass wir verhindern hätten können", dass es zu den Wechseln kommen würde. Was Konrad falsch gemacht habe, fragte Moderator Martin Thür: "Das müssen sie die ÖVP fragen", antwortete Lunacek. Es sei klar gewesen, dass die ÖVP ihn nicht mehr wollte. Für die Grünen gelte hingegen: "Wir hätten ihn gerne behalten."

"Selbstverständlich abgesprochen"

Während die SPÖ ebenso wie die anderen beiden Oppositionsparteien FPÖ und Neos damals Kritik an Edtstadlers Handeln übten, bemühten sich bisher sowohl Grüne als auch die ÖVP um mäßigende Worte. Die Grünen seien über die Personalia "informiert gewesen", sagte Parteichef Werner Kogler. Edtstadler selbst berief sich darauf, dass Eile geboten gewesen sei. Immerhin seien die Funktionsperioden bereits mit Jahresende 2019 ausgelaufen.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sagte in der "ZiB 2" Anfang Februar zur Causa, er "verstehe die Aufregung nicht", man hätte noch einen Tag warten können, aber vielleicht auch schon vor zwei Monaten tätig werden sollen. "Es war selbstverständlich abgesprochen, alles andere wäre absurd". Lunacek selbst hatte sich bisher nicht zum Inhalt der Entscheidung geäußert, sie hatte nur formell festgestellt, diese sei "noch im Zuständigkeitsbereich von Ministerin Edtstadler" gelegen.

"Breiter Kulturbegriff"

Lunacek bestellte später Andrea Braidt, 2011 bis 2019 Vizerektorin der Akademie der bildenden Künste Wien, zur neuen Vorsitzenden des Albertina-Kuratoriums. Braidt sei "in der Kunst- und Kulturbranche – auch international – bestens vernetzt und wirtschaftlich sachkundig", begründete sie vor einer guten Woche die Entscheidung.

Die Staatssekretärin berichtete in der "ZiB 2" auch von "erfreulichen Erlebnissen mit Künstlerinnen und Künstlern", die sie bereits gehabt habe. Auf die Frage, warum sie die Stelle für Kunst und Kultur überhaupt angenommen habe, sagte sie: "Weil Werner Kogler mich gefragt hat." Gegen Ende der Koalitionsverhandlungen sei klar gewesen, dass Außen- und Europapolitik, ihr eigentliches Spezialgebiet, bei der ÖVP bleiben würden. Übrig, so deutete Lunacek an, war eben noch Kunst und Kultur. Sie habe sich dafür aber schon immer interessiert und viel in diesen Bereichen im Europaparlament gemacht. Außerdem: Die Grünen hätten ja "einen breiten Kunst- und Kulturbegriff". (mesc, 16.2.2020)