Das blaue Gold? Grönland will das Wasser seiner geschmolzenen Gletscher zu Geld machen.
Foto: imago/Dieter Mendzigall

Grönland ist eine der Regionen der Erde, in denen der Klimawandel seine Spuren am offensichtlichsten hinterlässt: Die Gletscher der Insel schmelzen heute siebenmal stärker als noch in den 1990er-Jahren, was sich dramatisch auf den Anstieg des Meeresspiegels auswirkt. Verstärkt wird dieser Effekt durch den Umstand, dass das arktische Eis durch warme Strömungen von unten abgetragen wird. Aus dieser Not eine Tugend machen will Jess Svane, Grönlands Energieminister: Er will das Schmelzwasser verkaufen.

Mit Schmelzwasser gegen die Wasserknappheit

"Uns ist natürlich klar, dass der Klimawandel zum Schmelzen des Eises beiträgt", gab Svane in einem Interview mit dem Tagesspiegel zu Protokoll. Das sorge aber eben auch dafür, "dass die Wasserknappheit auf der Welt zunehmen wird". Daraus will die grönländische Regierung Kapital schlagen. Schon bisher gab es neun Projekte, die Lizenzen zum Export von Wasser erhalten haben. Nun will man expandieren: Insgesamt sollen 16 Lizenzen zur Wassergewinnung an private Unternehmen vergeben werden. In welche Märkte das Wasser exportiert wird, ist laut Svane Sache der Unternehmen.

Zwischen Klimakrise und Kapitalismus

Das Schmelzwasser ist nicht der erste Fall, in dem die Insel vom Klimawandel profitiert. Die dortige Regierung versucht schon seit längerem den Spagat zwischen Klimakrise und Kapitalismus: Einerseits schmilzt den Grönländern das Eis buchstäblich unter den Füßen weg, andererseits gilt die Insel als reich an Öl- und Gasvorkommen. Für Grönland stellen diese Vorkommen eine wichtige Einnahmequelle dar, weswegen man die Förderrechte in Zukunft erweitern will. (APA, red, 17.2.2020)