24 Lautsprecher sorgen mit Ultraschall-Akustik für "taube" Mikrofone.

Foto: University of Chicago

Eigentlich wollte der Computerwissenschafter Ben Zhao einen Amazon-Echo-Lautsprecher, damit er zu Hause einfach Musik hören kann. Die Anschaffung stieß bei seiner Frau Heather, auch sie ist Computerwissenschafterin, auf wenig Gegenliebe. Speziell, als er das Gerät ins gemeinsame Büro stellte.

"Bitte stecke es aus. Ich weiß, dass das Mikrofon immer an ist", protestierte sie. Wie die Auseinandersetzung um den Smart Speaker im privaten Haushalt letztlich ausgegangen ist, überliefert die "New York Times" zwar nicht. Aber sie erzählt von einer gemeinsamen Erfindung, die aus diesem Disput hervorgegangen ist: ein Armband, das Mikrofone lahmlegt.

HCI lab UChicago

"Armband der Stille"

Entwickelt wurde das Bracelet of Silence (Armband der Stille) gemeinsam mit einem weiteren Professor von der University of Chicago. Es verfügt über 24 Lautsprecher, die Signale im Ultraschallbereich ausgeben können. Für das menschliche Gehört sind diese nicht wahrnehmbar, doch bei Mikrofonen in der Umgebung überlagern sie anderen Ton.

Will man etwas Privates erzählen, so schaltet man das Armband einfach an. Statt Gesprächen ist auf Aufnahmen dann nur noch ein Rauschen zu hören. Das funktioniert freilich nicht nur bei Alexa und Co, sondern auch bei Mikrofonen anderer Geräte, beispielsweise bei Smartphones. Es gibt bereits Gadgets, die über einen Smart Speaker gestülpt werden können, um ihn "taub" zu machen, das Armband ist – trotz seiner eher klobigen Gestaltung – allerdings weitaus praktischer, weil es den Träger an jedem Ort schützen kann.

Herstellen lässt es sich um rund 20 Dollar. Eine "Handvoll" Investoren soll sich bereits dafür interessieren, das noch im Prototyp-Stadium befindliche Gerät zu kommerzialisieren. Erfindungen wie diese würden in Zukunft immer wichtiger werden, sagen die Forscher. Denn andernfalls sei der Kampf um die Privatsphäre im Zeitalter des Internets der Dinge verloren, da man künftig immer öfter in Reichweite von mithörenden Lautsprechern oder Kameras sein werde.

Nur eine Notlösung?

Abseits von Sicherheitslücken, die fremden Zugriff auf die Geräte ermöglichen könnten, kann es häufig vorkommen, dass ein smarter Lautsprecher zuhört, wenn er es nicht sollte. Forscher der Northeastern University testeten dies, indem sie verschiedenen Geräten 120 Stunden an Fernsehprogramm vorspielten. Die Geräte wachten während der Berieselung dutzende Male auf, weil in einer Sendung etwas gesagt wurde, das so ähnlich wie ihr "Hotword" klang.

Woodrow Hartzog, Rechts- und Technologieexperte an der Northeastern University, hält derlei Geräte allerdings nicht für der Weisheit letzten Schluss. Es sei an der Politik, Regeln aufzustellen, die den Schutz der Privatsphäre stärken und Nutzern Kontrolle über ihre Daten geben. Alles andere sei nur eine Notlösung in einem "Wettrüsten", das Konsumenten auf lange Sicht verlieren. (red, 17.2.2020)