Versiert durchs Barock:

Dirigent Stefan Gottfried.

Foto: Werner Kmetitsch

Der Biber war super. Wie sein fast gleichnamiger junger Musikerkollege aus den USA (siehe Seite 21) verfügt nämlich auch der Barockkomponist Heinrich Ignaz Franz Biber (1644–1704) über echte Entertainerqualitäten. Im Konzert des Concentus Musicus im Wiener Musikverein entpuppte sich dessen Battalia à 9 als nichts anderes als eine sehr kurzweilige Musikgeschichte in acht Kapiteln – genauer gesagt: als eine mit akustischen Spezialeffekten gespickte Humoreske über den Krieg (gegen Ende des Dreißigjährigen wurde der Tonsetzer Biber übrigens im böhmischen Wartenberg geboren).

"Apropos Krieg: Krieg ich hier denn nichts mehr zu trinken?" Mit diesem Zitat aus dem filmischen Schaffen von Otto Waalkes könnte man zu Georg Philipp Telemanns Ouverture D-Dur TWV 55:D1 überleiten. Das fünfteilige Werk üppigen Ausmaßes erschien im Jahr 1733 in dessen Sammlung Musique de Table und stellte quasi das Hauptgericht in der ersten Hälfte des Konzerts dar, in welchem der traditionsreiche Wiener Originalklangkörper, einst von Nikolaus Harnoncourt gegründet, historisch informiert sowie unter der Leitung des Dirigenten Stefan Gottfrieds musizierte.

Schönste Musik, wenig Glanz

Nach der Pause Johann Sebastian Bach, also dessen a-Moll Violinkonzert BWV 1041: wie klar die Faktur, wie wohltuend die Wirkung – es ist die wohl schönste Musik überhaupt. Schade allerdings, dass es Thomas Fheodoroffs vorherhörbarer Interpretation an solistischem Glanz gebrach. Ein Zickzack der Stimmungsbilder bot abschließend die Suite aus Henry Purcells Semi-Oper King Arthur, welche der britische Barockmeister, den man als "Orpheus britannicus" verehrte, 1691 als Fünfakter schrieb.

Was folgte, war begeisterter Applaus für das mit feingliedrigem Feuer musizierende Ensemble, das sich hier im Brahms-Saal des Wiener Musikvereins eigentlich im Freundeskreis weiß, en famille quasi. (sten, 17.2.2020)