Ruth Becher, die langjährige Bezirksparteichefin der SPÖ in der Donaustadt, soll nicht mehr zur Wahl antreten.

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Muna Duzdar, ehemalige Staatssekretärin und Nationalratsabgeordnete, hat ihre Kandidatur angekündigt.

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Josef Taucher, Klubchef der Wiener SPÖ, bekommt es bei der Kampfabstimmung um den Vorsitz im 22. Bezirk mit Muna Duzdar zu tun.

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Die Donaustadt ist der flächenmäßig größte Bezirks Wiens. Hier leben mehr als 191.000 Personen, nur Favoriten hat mehr Einwohner (204.000).

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Wien – Im flächenmäßig größten Wiener Bezirk Donaustadt – das ist neben Floridsdorf einer von zwei Bezirken jenseits der Donau – knirscht es ordentlich im Gebälk der dortigen Sozialdemokratie. Bei der einflussreichen SPÖ-Bezirksorganisation steht am 11. März regulär die Entscheidung über den künftigen Vorsitz an. Chefin der Bezirkspartei ist seit 15 Jahren die Nationalratsabgeordnete Ruth Becher. Diese soll aber nicht mehr zur Wahl stehen.

"Ruth Becher, die langjährige Parteivorsitzende, gibt den Weg für eine neue Generation frei – dafür danke ich ihr", schrieb Muna Duzdar auf ihrem Facebook-Account. Gleichzeitig gab die Ex-Staatssekretärin und ehemalige Nationalratsabgeordnete bekannt, für den Vorsitz der SPÖ Donaustadt zu kandidieren. Duzdar, die als Anwältin arbeitet, argumentiert das mit einer "dringend notwendigen politischen und organisatorischen Erneuerung".

Becher selbst wollte auf Anfrage des STANDARD keine Stellungnahme abgeben. Sie wurde erst vor kurzem als Bezirksfrauenvorsitzende der SPÖ bestätigt. Dieses Amt hat sie seit 1989 inne.

Dass Becher ihren Rückzug nicht selbst publik machte, deutet auf tiefe Gräben in der Donaustädter SPÖ zwischen alteingesessenen Kräften und jüngeren Mitgliedern hin. Letztere drängen auf Erneuerung – eine Forderung, die intern nicht viel Gehör gefunden haben dürfte. Statt einer geregelten Übergabe kommt es zur Kampfabstimmung: Laut Duzdar hat Ende Jänner auch der SPÖ-Klubchef im Rathaus, Josef Taucher, seine Kandidatur für den Parteivorsitz im Bezirk bekanntgegeben, wie auch im Klub bestätigt wird. Duzdar hat ihre Kandidatur am 7. Jänner kundgemacht, wie sie selbst sagt.

"Eine echte Wahl"

"Ich denke, das ist ein Stück demokratiepolitische Normalität, die sich in den letzten Jahren in unserer Partei etabliert hat", meint Duzdar. Sie verweist auf die Abstimmung über die Nachfolge von Bürgermeister Michael Häupl, bei der sich Michael Ludwig Ende Jänner 2018 gegen Andreas Schieder durchsetzte. Auch die Delegierten in der Donaustadt könnten "eine echte Wahl treffen".

Setzt sich Duzdar, die dem linken Flügel zugerechnet wird, durch, kann sich auch Bezirkschef Ernst Nevrivy auf mehr Gegenwind gefasst machen. Denn Nevrivy deckt eher das rechte Spektrum der Partei ab. Für den Wien-Wahlkampf 2020 hofft die Wiener SPÖ nach der Abstimmung auf eine geeinte Donaustädter SPÖ. (David Krutzler, 18.2.2020)