Der Überschuss der Bank fiel um rund die Hälfte auf knapp sechs Milliarden Dollar. Grund dafür sind Abschreibungen von 7,3 Milliarden Dollar.

Foto: APA/AFP/LOIC VENANCE

London – Die britische Großbank HSBC steht nach einem Gewinneinbruch vor einer Rosskur. 35.000 Jobs werden im Lauf der kommenden drei Jahre gestrichen, das Investmentbanking zurechtgestutzt und das Geschäft in Europa und den USA verkleinert, wie HSBC bei der Präsentation der Jahresbilanz am Dienstag mitteilte. 2019 brach der Gewinn vor Steuern um ein Drittel auf 13,3 Milliarden Dollar ein – in erster Linie, weil wegen des Umbaus Abschreibungen in Höhe von 7,3 Milliarden Dollar anfielen.

Mit dem Radikalumbau reagiert Europas größte Bank, die den Großteil ihres Geschäfts in Asien macht, auf das langsamere Wachstum in ihren wichtigsten Märkten, die Belastungen durch den Brexit und die niedrigen Zinsen sowie die Auswirkungen des Coronavirus. Zudem soll die Bank, deren Profitabilität seit längerem den Rivalen hinterherhinkt, wettbewerbsfähiger und schlanker werden.

Konzernstruktur vereinfachen

"Unsere Mitarbeiterzahl wird wahrscheinlich in den nächsten drei Jahren von 235.000 in die Nähe von 200.000 fallen", sagte Interimschef Noel Quinn. Die Bank ist in 64 Ländern tätig, wo der Personal am größten ausfallen wird, blieb vorerst offen. Ingesamt will er die Bilanzrisiken (RWA) um 100 Milliarden Dollar drücken. In Kontinentaleuropa sollen sie um 35 Prozent sinken, das Aktiengeschäft wird verkleinert. In den USA will die Bank ein Drittel ihrer 224 Filialen schließen und sich künftig nur noch auf internationale und vermögendere Kunden konzentrieren.

Zudem will HSBC ihre Konzernstruktur vereinfachen und legt deshalb zwei Sparten zusammen: Die Privatkunden- und Vermögensverwaltungssparte werde mit dem Private-Banking-Geschäft verschmolzen, wodurch eines der weltgrößten Vermögensverwaltungsgeschäfte entstehe.

Durch die Rosskur soll die Rendite bis 2022 auf zehn bis zwölf Prozent steigen, nachdem sie 2019 auf 8,4 (Vorjahr: 8,6) Prozent zurückgegangen war. Die Kosten will die Bank um 4,5 Milliarden Dollar drücken.

Quinn will bleiben

Quinn amtiert seit August als kommissarischer Konzernchef, nachdem sein Vorgänger John Flint nach nur 18 Monaten an der Konzernspitze gehen musste. Ihm war vorgeworfen worden, nicht radikal genug auf die sich eintrübende Geschäftslage zu reagieren. Mit seiner nun vorgestellten Strategie bewirbt sich Quinn, um den Posten dauerhaft zu übernehmen. Eine Entscheidung soll spätestens bis August fallen, bekräftigte HSBC. (APA, red, 18.2.2020)