Vor einigen Tagen wurde das vermisste Sensorgestell des Boknis-Eck-Observatoriums geborgen.
Foto: Martin Steen/GEOMAR

Am 21. August 2019 sahen sich Forscher unvermittelt einem veritablen Mysterium gegenüber: Ein aus zwei etwa schreibtisch-großen Plattformen bestehendes Unterwasserobservatorium war von seinem Ankerplatz am Ausgang der Eckernförder Bucht in Schleswig-Holstein spurlos verschwunden. Mit dem Observatorium, das unter dem Namen Boknis-Eck-Knoten bekannt ist, hatten das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und das Helmholtz-Zentrum Geesthacht Zentrum für Material- und Küstenforschung (HZG) Umweltdaten wie Temperatur, Salzgehalt, Sauerstoff- oder Methankonzentrationen direkt am Meeresboden erhoben. Eines der beiden Gestelle war mit den entsprechenden Sensoren bestückt, das zweite sorgte über ein Landanschlusskabel für die Stromversorgung.

Schleifspur wies in die andere Richtung

Nun hat die Besatzung des Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiffes (VWFS) Deneb des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) eines der Gestelle knapp 200 Meter nordnordöstlich der ursprünglichen Position in etwa 20 Metern Wassertiefe kopfüber am Meeresboden aufgespürt und geborgen. "200 Meter klingen nicht viel", sagt Martin Steen, der am GEOMAR als Techniker für Boknis Eck zuständig ist und bei der Suchfahrt am vergangenen Wochenende mit an Bord der Deneb war. "Doch bei den Sichtverhältnissen in der Ostsee ist das schon die Nadel im Heuhaufen. Zumal eine Schleifspur am Meeresboden, die wir bei früheren Ausfahrten mit dem Forschungsschiff Alkor entdeckt hatten, unsere Suche zunächst in die genau entgegengesetzte Richtung geführt hatte."

Der Besatzung der VWFS Deneb gelang es, die Plattform vom Meeresboden zu holen.
Foto: BSH/Claudia Thomsen

Bei dem nun gefundenen Gestell handelt es sich um den mit Sensoren bestückten Teil des Observatoriums. "Es ist zwar in verhältnismäßig gutem Zustand, aber die Sensoren sind stark beschädigt oder fehlen ganz. Da unsere Versicherung den Schaden bereits beglichen hat, müssen wir mit ihr klären, was jetzt mit dem gefundenen Gestell wird", erklärt Hermann Bange vom GEOMAR, wissenschaftlicher Koordinator der Messstation Boknis Eck.

Verschwinden bleibt rätselhaft

Wie das Gestell von seiner ursprünglichen Position zur Fundposition gelangte, bleibt noch unklar. Ebenso unbekannt ist weiterhin der Verbleib des zweiten Gestells. "Wir haben mit den Echoloten der Deneb noch weitere Verdachtspunkte entdeckt. Die haben sich aber als falsch erwiesen", sagt Steen. Denkbar sei, dass in dem Sperrgebiet illegal ein Fischerboot mit Schleppnetz unterwegs war. Dies sei aber nur Spekulation.

Der Boknis-Eck-Unterwasserknoten hatte seit Ende 2016 die Zeitserienstation Boknis Eck ergänzt, an der seit 1957 jeden Monat Umweltdaten erhoben werden. Diese Daten lassen Rückschlüsse auf den Zustand des Ökosystems der südwestlichen Ostsee zu. Boknis Eck ist einer der ältesten, noch aktiven meereswissenschaftlichen Zeitserien weltweit.

Der Knoten war auch Teil des COSYNA-Messnetzes (Coastal Observing System for Northern and Arctic Seas) des HZG. "Die Geräte standen extra in einem Sperrgebiet. Wir hoffen, dass sich in Zukunft alle Verkehrsteilnehmer auf dem Wasser an die Regeln halten und das Sperrgebiet respektieren, damit neue Geräte ungestört arbeiten können", appelliert Bange. (red, 19.2.2020)