Garbine Muguruza war sichtlich erleichtert nach ihrem Erstrundenmatch beim Tennisturnier in Dubai. Bei allem Respekt vor einer ehemaligen Nummer eins wollte die 26-jährige Spanierin zwei Wochen nach ihrer Finalteilnahme bei den Australian Open nicht verlieren gegen Kim Clijsters. Schließlich war es für die 36-jährige Belgierin der erste Tourauftritt nach 2728 Tagen Pause, schließlich ist sie mehr als zehn Jahre älter als Muguruza und eindeutig noch lange nicht in bester körperlicher Verfassung.

Allerdings ist Clijsters schlagtechnisch auf einem Niveau, das im aktuellen Damentennis selten zu sehen ist. Ihre durchtrainierte Gegnerin hatte viele Meter zu machen, um schließlich nach 97 Minuten mit 6:2, 7:6 die Oberhand zu behalten.

Trotz Niederlage: Clijsters erstaunt die Konkurrenz.
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Die Reaktionen auf Clijsters schweißtreibenden Auftritt waren euphorisch – von Serena Williams abwärts. Die aktuell beste Mutter auf der Tour fühlt sich "inspiriert" von der dreifachen Mutter aus Bree in Flandern. Es könnte sein, dass die Freude der Konkurrenz flott nachlässt, wenn Clijsters ihr zweites Comeback derart erfolgreich gestaltet wie das erste. 2007 war die Tochter einer Sportgymnastin und eines belgischen Teamfußballers wegen zunehmender Verletzungsanfälligkeit mit 24 Jahren erstmals abgetreten – nach 34 Einzeltiteln, darunter jenem bei den US Open 2005, insgesamt 19 Wochen als Nummer eins und einer kurz vor der Hochzeit spektakulär gescheiterten Beziehung mit dem australischen Tennisheroen Lleyton Hewitt.

2009, nach der Hochzeit mit US-Basketballer Brian Lynch und der Geburt von Tochter Jada (heute elf Jahre alt), fühlte sich Clijsters wieder zu jung für die Sportpension, fand sofort Anschluss und gewann ihren zweiten Titel bei den US Open, verteidigte ihn im Jahr darauf und holte sich 2011 noch die Australien Open.

Clijsters' Popularität zeigte sich in einer Exhibition gegen Serena Williams vor 35.681 Zusehern im König-Baudouin-Stadion zu Brüssel – ein Tennisrekord. Im August 2012 war erneut Schluss, Clijsters kümmerte sich um ihre Tennisakademie in Bree und brachte die Söhne Jake (heute 6) und Blake (3) zur Welt.

Seit Frühjahr 2019 begleitet eine belgische Produktionsfirma das Tennisidol, das bei fast 25 Millionen Dollar Karrierepreisgeld hält und mit der Familie in Bree und New Jersey wohnt, filmisch auf dem Weg zum zweiten Comeback. Für die Gegnerinnen von "Mutter Courage" könnte es ein Schocker werden. (Sigi Lützow, 18.2.2020)