E-Paper-Abos kompensieren rückläufige Print-Abonnements bei vielen Zeitungen. Der Printgigant "Krone" hatte auch im zweiten Halbjahr 2019 noch mehr Abos, als "Heute" oder "Oe24" unter der Woche Zeitungen verschenken. Und der Magazinkonzern VGN kappt bis zu ein Viertel der Aboauflage von "News", "Woman", "TV-Media" und Co: Erkenntnisse und Schlaglichter aus der am Mittwoch veröffentlichten Österreichischen Auflagenkontrolle für das zweite Halbjahr 2019.

Österreichs Printgigant "Kronen Zeitung" hat binnen eines Jahres mehr als 21.600 Abonnentinnen und Abonnenten verloren, sagt die Auflagenkontrolle (ÖAK) für das zweite Halbjahr 2019 (Schnitt Montag bis Samstag). Das ist mehr als ein Drittel der gesamten Abo-Auflage kleinerer nationaler Titel. Aber: Der Riese hat noch immer gut 576.000 zahlende Dauerkunden. Und damit abonnieren mehr Menschen die "Krone", als "Heute" (gut 537.000) und "Österreich" (gut 503.000) jeweils gratis an Mann und Frau bringen.

Auflagengigant "Krone" – auch mit weiteren gut 21.000 Abos weniger im Jahresvergleich.
Foto: fid

Multimillionengeschäft

Fast 460.000 Abos von Österreichs größtem Kleinformat sind praktisch voll bezahlt – laut ÖAK erlösen sie 80 bis 100 Prozent des offiziellen Abopreises von rund 334 Euro im Jahr. Die Multiplikation dieser beiden Werte ergibt 153 Millionen Euro. Da bleiben auch nach Abzug von zehn Prozent Steuer auf den Verkaufspreis sowie Papier, Produktion und Vertrieb noch eindrucksvolle Einnahmen. Die gemeinsame "Krone"-"Kurier"-Verlagstochter Mediaprint setzte laut Jahresabschluss 2017/18 mit Vertriebserlösen deutlich mehr als 200 Millionen Euro um.

Die "Krone" verkaufte im zweiten Halbjahr 2019 laut Auflagenkontrolle insgesamt beinahe diabolische 666.656 Exemplare und verbreitete insgesamt gut 715.000 Stück, alle Werte mehr als 20.000 unter dem Vergleichswert des Vorjahrs.

Mediaprint-Miteigentümer "Kurier" verkaufte mit gut 114.000 Exemplaren knapp 4.000 Stück weniger als vor einem Jahr, die Abos gingen um rund 4.300 auf knapp mehr als 90.000 zurück. Alle Werte für das zweite Halbjahr 2019 finden Sie unter diesem Link auf oeak.at, die Vergleichsweite aus dem zweiten Halbjahr 2018 ebenfalls.

Magazin-Minus mit Anlauf

Drastische Rückgänge bescheinigt die Auflagenkontrolle im Jahresvergleich Titeln der VGN (früher: Verlagsgruppe News) – zum Beispiel:

  • "News" hat mit gut 37.500 exakt ein Viertel (fast 15.000) weniger Abonnements als vor einem Jahr.
  • Das 14-tägliche "Woman" hat ebenfalls exakt ein Viertel (gut 19.000) weniger Abos als im zweiten Halbjahr 2018 – von gut 72.500 auf nun 53.001.
  • Die Fernsehillustrierte "TV-Media" reduzierte ihren Abostand um ein Achtel (mehr als 15.000) auf noch immer stolze 106.385 Stück.
  • Das Wirtschaftsmagazin "Trend" hat mit nun gut 22.000 ein Fünftel weniger Abos als vor einem Jahr.

VGN-Mehrheitseigentümer Horst Pirker erklärt die deutlich geringeren Werte auf STANDARD-Anfrage neben einem "moderaten und branchenüblichen Rückgang bei den nennenswert bezahlten Abos" als "Resultat einer strategischen Überarbeitung im Auflagenmanagement, das sich auf Abonnements mit höheren Deckungsbeiträgen konzentriert und daher die marktüblichen sogenannten Abo-Kooperationen, Großverkäufe, Gegengeschäfte etc. durch intelligente, nach Affinitäten adressierte Auflagen ersetzt hat, was aus unserer Sicht dem Werbekunden deutlich besser hilft, seine Kommunikationsziele zu erreichen".

Die Abozahlen dieser Magazine gingen zwar in allen Abo-Kategorien der Auflagenkontrolle zurück, besonders deutlich aber in der billigsten ÖAK-Abo-Kategorie, die 30 bis 50 Prozent des offiziellen Abopreises erlösen: "News" und "TV-Media" haben hier jeweils mehr als 10.000 Abos weniger als vor einem Jahr, "Woman" 14.000 weniger.

Und wie entwickelte sich "Profil" im zweiten Halbjahr 2019, als Pirkers VGN das Magazin denn doch wieder ganz dem "Kurier" zurückverkauft hat? Um ein Elftel weniger Abos, von rund 42.800 vor einem Jahr auf gut 38.800.

Digitale Ausgaben

Der STANDARD ist ein Beispiel für die Stabilisierung der Abonnements mit digitalen Ausgaben: Der Abostand von rund 49.400* im zweiten Halbjahr 2019 liegt beinahe exakt auf dem Vorjahreswert (minus 267). Die E-Paper-Abos legten in dem Zeitraum um fast 1.900 auf mehr als 8.800 zu.

Martin Kneschaurek, STANDARD-Verlagsleiter Print und E-Paper, spricht von einem "beeindruckenden Wachstum" und setzt "verstärkt" auf E-Paper – er verweist auf die seit Jänner neue App. Auch Kneschaurek verweist auf "stabile" Vollzahler-Abos, die Rückgänge in den verbilligten Abo-Kategorien kompensierten.

(fid, 20.2.2020)