Zwischen zwei erledigten Aufgaben Instagram checken, mit Freunden auf Whatsapp schreiben oder online shoppen: Viele Beschäftigte surfen während der Arbeit privat im Internet. Cyberloafing, also Faulenzen im Web, wird das genannt. Weil das aus Sicht vieler Arbeitgeber aber zu Produktionseinbußen führt, blockieren sie gewisse Seiten und soziale Medien oder entwickeln strenge Regeln zur privaten Internetnutzung am Arbeitsplatz.

Dabei legt eine Studie, die Ende des Vorjahrs im Fachjournal "Computers in Human Behaviour" veröffentlicht wurde, nahe, dass Cyberloafing nicht so schlimm ist wie angenommen. Lange galt Cyberloafing nämlich als eine Form des Prokrastinierens. Doch bedacht eingesetzt, können diese kurzen Pausen helfen, sich auf eine neue Aufgabe zu fokussieren oder mit Stress in der Arbeit umzugehen, zeigen Untersuchungen.

So hat ein Forscherteam das Cyberloafing-Verhalten von 258 US-Studierenden untersucht und mit deren Jobzufriedenheit, deren Wunsch zu kündigen und negativen Erfahrungen wie Mobbing oder Aggressionen am Arbeitsplatz in Verbindung gesetzt. Das Ergebnis: Wenig überraschend gaben jene, die schlecht behandelt wurden, an, weniger zufrieden mit ihrem Job zu sein, und wollten eher als andere ihre Firma verlassen.

Cyberloafing kann Stress reduzieren

Überraschend ist jedoch, dass jene Versuchspersonen, die schlecht behandelt wurden, aber zwischen ihren Arbeitsaufgaben im Internet surften oder private Mails checkten, zufriedener mit ihrem Job waren und seltener kündigen wollten als andere, die sich schlecht behandelt fühlten und weniger Zeit mit Cyberloafing verbrachten. Das lege nahe, schreibt eine der Studienautorinnen, Stephanie Andel, in einem Blogeintrag auf "The Conversation", dass Cyberloafing Stress am Arbeitsplatz reduziere.

Wer sich schlecht behandelt fühlt im Job, aber zwischen zwei Aufgaben im Internet surft, ist zufriedener mit seinem Job und will seltener kündigen als andere, die das nicht tun, zeigt eine Studie.
Foto: imago

Sie glaubt jedoch, dass das von mehreren Faktoren abhängig ist, etwa der Art des Unternehmens, des Arbeitsplatzes und der Arbeitsbedingungen. Denn auch Cyberloafing selbst kann Stress verursachen, wenn man nicht angestellt ist und seine Aufgaben jederzeit erledigen kann, sondern stundenweise bezahlt wird. "Jede Minute, die für eine Cyberloafing-Pause benötigt wird, bedeutet, dass Sie weniger Zeit haben, um Ihre Arbeitsaufgaben zu erledigen", sagt Andel zur BBC.

Insgesamt gaben 65 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, zumindest kurz ihre privaten E-Mails zu checken oder in sozialen Medien zu surfen. Welche konkreten Auswirkungen das tatsächlich auf die Produktivität der Beschäftigten hat, wurde nicht untersucht. Allerdings vermutet Andel, dass die nachgewiesene Stressreduktion durch Cyberloafing auch zu mehr Produktivität führe.

Optimale Pausenlänge

Wie lange sollten diese Pausen also sein, dass sie tatsächlich wirksam sind und nicht zur Prokrastinationsfalle werden? Diese Frage ist laut Andel schwierig zu beantworten. Sie schreibt nämlich auch, dass die Performance unter zu langen Pausen, die man mit Privatem füllt, leidet.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch Andrew Benett, Assistenzprofessor am Management-Institut der Old Dominion University in Virginia, im Vorjahr. Gemeinsam mit seinen Kollegen untersuchte er die Effekte unterschiedlich langer Pausen. Das Ergebnis: Einminütige Pausen können helfen, dass man sich energiegeladener fühlt und längerfristig seine Produktivität verbessern kann.

Auch der Inhalt, mit dem man die Pausen füllt, ist entscheidend. Benett und seine Kollegen stellten fest, dass die Probanden umso mehr Freude empfanden und umso weniger müde waren, je länger die Pause war, in der sie sich lustige Videos angesehen hatten. Sahen sie sich Achtsamkeitsvideos und lustige Videos an, konnten sie am besten von der Arbeit abschalten, je länger sie nicht arbeiteten. Aber: Jene, die sich eine, fünf oder neun Minuten lang lustige Videos angesehen hatten, kehrten den ganzen Tag über nicht mehr zu dem Aufmerksamkeitslevel zurück, das sie zu Arbeitsbeginn hatten. Und nur diejenigen, die fünf Minuten lustige Videos sahen, fühlten sich bei der Wiederaufnahme der Arbeit energischer. (set, 27.2.2020)