Ein Eisvogel beim Beutefang in Ungarn. Die farbenprächtigen Vögel sind auf intakte Gewässer angewiesen, sie ernähren sich von Fischen, Wasserinsekten, Kleinkrebsen und Kaulquappen.

Foto: Wild Wonders of Europe/WWF/Laszlo Novak

Aufgrund des rapiden Artensterbens fordert ein internationales Forschungsteam in der neuen Ausgabe der Fachzeitschrift "BioScience" einen raschen Notfallplan zum Schutz der Flüsse, Seen und Feuchtgebiete. Laut der Studie, an der auch der österreichische Gewässerökologe und FWF-Präsident Klement Tockner beteiligt ist, sind bereits mehr als ein Viertel aller Süßwasserarten weltweit vom Aussterben bedroht.

"Dieser Trend muss dringend gestoppt werden. Mensch und Natur sind mehr denn je auf gesunde Ökosysteme angewiesen", sagte Bettina Urbanek von der Nautschutzorganisation WWF zum Sechs-Punkte-Plan der Experten von mehreren wissenschaftlichen Forschungsinstituten, dem WWF, der Weltnaturschutzunion IUCN und Conservation International. Gefordert werden insbesondere Maßnahmen, um Flüsse natürlicher fließen zu lassen, Verschmutzung zu vermeiden, kritische Feuchtgebietslebensräume zu schützen, Überfischung und Übernutzung zu stoppen sowie invasive Arten zu kontrollieren. Besonders relevant ist demnach die Vermeidung von Staudämmen an den letzten frei fließenden Flüssen der Welt sowie der Ausbau von Schutzgebieten in Partnerschaft mit lokalen Gemeinschaften.

Starke Verbauung in Österreich

In Österreich seien rund 60 Prozent der Flüsse dringend sanierungsbedürftig. So würden über 90 Prozent von 62 untersuchten Süßwasserarten keinen günstigen Erhaltungszustand aufweisen, was laut WWF vor allem auf die starke Verbauung und Übernutzung der Gewässer zurückzuführen ist. "Daher muss die Bundesregierung wie im Regierungsübereinkommen vereinbart die seit Jahren nahezu trocken gelegten Fördertöpfe für die ökologische Gewässersanierung wieder befüllen. Zusätzlich braucht es klare Naturschutzkriterien für die Vergabe der Ökostrom-Subventionen. Neue Kraftwerke in Schutzgebieten und an den letzten intakten Flussstrecken müssen wirksam verhindert werden", forderte Urbanek angesichts des extrem hohen Ausbaugrades mit bereits über 5.200 Wasserkraftwerken.

Dazu komme, dass acht von zehn der bestehenden Wasserkraftwerke die gesetzlichen ökologischen Mindeststandards verfehlen würden: "Fischaufstiegshilfen sind mangelhaft, die Restwassermengen zu gering und die Schwallbelastung viel zu hoch. Ein Notfallplan für Österreich muss daher auch eine ambitionierte Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie umfassen. Hier ist Österreich schon beim nächsten Umweltrat am 5. März gefordert", sagte Urbanek.

Essenzielle Habitate

Flüsse, Seen und Feuchtgebiete machen zwar nur rund ein Prozent der Erdoberfläche aus, beherbergen aber zehn Prozent aller Arten. Gleichzeitig geht die Artenvielfalt in Süßwasser-Ökosystemen zwei- bis dreimal so schnell verloren als in Ozeanen und an Land. Die Megafauna in diesen Lebensräumen ist in den vergangenen 50 Jahren sogar um 88 Prozent eingebrochen. Und gleichzeitig erbringen gesunde Süßwasserökosysteme essenzielle Leistungen für den Menschen, indem sie für Wasser, Nahrung sowie Schutz vor Überschwemmungen und Dürren sorgen. (red, APA, 24.2.2020)