Im Technischen Museum Wien läuft es gut. 2019 war überhaupt das erfolgreichste seiner über 110-jährigen Geschichte: 428.619 Personen (davon 52 Prozent unter 19 Jahre alt) besuchten das Museum, um zwölf Prozent mehr als 2018. Diese Zahlen präsentierten am Mittwoch Geschäftsführerin Karin Skarek und der neue Generaldirektor Peter Aufreiter, der sei 1. Jänner 2020 das Haus gegenüber vom Schloss Schönbrunn leitet.

Aufreiter nützte seine Antrittspressekonferenz aber nicht nur dafür, indirekt die Arbeit seiner Vorgängerin Gabriele Zuna-Kratky zu loben. Vor allem präsentierte er seine Ideen für seine erste Amtszeit, in der vor allem auch mehr zahlende Besucher (für Schüler ist der Besuch gratis) ins Museum gelockt werden sollen: Um ausländische Touristen für das TMW zu interessieren (bisher nur knapp 25 Prozent), plant Aufreiter beispielsweise Sissi Führungen, um die Technologie der Habsburger präsentieren.

Die wirtschaftliche Geschäftsführerin Karin Skarek und der neue Generaldirektor Peter Aufreiter bei der Pressekonferenz.
Foto: APA/Hans Punz

Bildungsaufgabe und gesellschaftlicher Diskurs

Der hohe Anteil junger Besucher unterstreicht für Aufreiter die Bedeutung des Museums als Bildungseinrichtung, weshalb die Jugend auch weiterhin mit interaktiven Objekten und Multimedia-Einsatz angesprochen werden soll. Ab Herbst soll daher zusammen mit der neuen Website eine App durch das Museum führen.

Zudem möchte er noch stärker aktuelle Diskussionen aufgreifen. So soll es zur Neupräsentation der größten Dampflokomotive Österreichs, die in den 1930er-Jahren zwischen Wien und Salzburg verkehrte, auch um das Thema CO2-Ausstoß gehen. Ein anderes Beispiel, wie sich Technologiegeschichte mit gegenwärtigen Trends verbinden lässt, sind für Aufreiter Elektroautos. Erste Prototypen wurden bereits vor 100 Jahren entwickelt, doch sie konnten sich damals nicht gegen benzinbetriebene Fahrzeuge durchsetzen.

Die 138 Tonnenschwere Dampflok wurde nach ihrer Restaurierung per Kran zurück ins Technische Museum gehoben.
Foto: Technisches Museum Wien

Um schneller auf aktuelle Themen eingehen zu können, möchte Aufreiter stärker auf kleinere Ausstellungen setzen, die mit einem Themenschwerpunkt alte und neue Technik kombinieren und die großen Langzeitausstellungen ergänzen. Dadurch würde auch ein schnellerer Wechsel von Ausstellungsobjekten ermöglicht – schließlich könne man nur etwa acht Prozent der Sammlung tatsächlich im Museum zeigen.

Kooperationen und Zukunftsorientierung

Aufreiter, der auf eine lange Museumskarriere unter anderem im Kunsthistorischen Museum Wien und im Belvedere zurück blicken kann, gab bei seiner ersten Pressekonferenz als Generaldirektor aber auch konkrete Ausblicke auf künftige Projekte. Zusammen mit technischen Museen in Dortmund, Stockholm und Granada werden vier Ausstellungen entwickelt, die in den kommenden Jahren zwischen den Museen zirkulieren werden. Außerdem soll zukünftig ein Elektrobus als "Science-Mobil" das Technische Museum in die Bundesländer bringen.

Als besondere Herausforderung sieht der neue Leiter die Sammlung und Erhaltung von Software im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung. Darüber hinaus will sich das Museum nicht nur auf das Sammeln von Technikgeschichte beschränken, sondern auch aktuelle Innovationen präsentieren. Aufreiter ruft deshalb österreichische Firmen dazu auf, ihre Prototypen auszustellen.

Sonderausstellung "Special Effects" im Technischen Museum Wien
Foto: TMW/Peter Sedlaczek

Die aktuell laufende Sonderausstellung "Special Effects" kann noch bis Anfang Juli besucht werden, ab November folgt eine neue Ausstellung zum Thema "Robotik und Künstliche Intelligenz". (Friederike Schlumm, 19.02.2020)