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Richard Grenell wird Geheimdienstkoordinator.

Foto: Reuters / Denis Balibouse

Washington – Der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, ist geschäftsführender Geheimdienstkoordinator im Weißen Haus. Seine Entscheidung teilte US-Präsident Donald Trump zuvor Mittwochabend (Ortszeit) über Twitter mit. "Rick hat unser Land äußerst gut repräsentiert, und ich freue mich darauf, mit ihm zu arbeiten", schrieb Trump dazu.

Grenell folgt damit auf den amtierenden Koordinator Joseph Maguire, der im August Dan Coats auf dem Posten abgelöst hatte. Grenell gilt als extrem loyal zu Trump und rühmt sich immer wieder eines guten Drahtes ins Weiße Haus. Am Sonntag hatte er auf Twitter geschrieben, Trump habe ihn gerade angerufen. Während seiner Zeit als Botschafter in Deutschland machte Grenell immer wieder Schlagzeilen mit polarisierenden Äußerungen und für einen Diplomaten ungewöhnlich scharfer Kritik an der deutschen Regierungspolitik, wenn diese amerikanischen Interessen entgegenlief. 2018 hatte er auch Österreichs damals noch relativ neuen Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hoch gelobt, und diesen als "Rockstar der Konservativen" bezeichnet.

Die Personalie sorgte bei den oppositionellen Demokraten umgehend für scharfe Kritik. Der demokratische Senator Mark Warner erklärte, Grenell besitze keinerlei Geheimdiensterfahrung. Der demokratische Abgeordnete Bill Pascrell bezeichnete Grenell als "Schoßhund" Trumps. Die Republikaner zeigten, dass ihnen Loyalität gegenüber Trump wichtiger sei als der Schutz der nationalen Sicherheit.

Mehrere Nachfolgekandidaten

Der Direktor der Nachrichtendienste (DNI) hat die Aufgabe, die verschiedenen US-Geheimdienste zu koordinieren. Maguire hat den Posten ebenfalls nur geschäftsführend inne, das heißt, er ist für die Aufgabe nicht vom Senat bestätigt worden. Deswegen kann er der "New York Times" zufolge nur noch maximal bis 12. März im Amt bleiben.

Coats hatte den Spitzenposten seit März 2017 inne. Gegen Ende seiner Amtszeit wurden immer wieder Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und Trump öffentlich erkennbar, unter anderem in Bezug auf den Konflikt mit dem Iran. Nach Coats' Abgang legte auch dessen Stellvertreterin Sue Gordon ihr Amt nieder. Ursprünglich hatte Trump daraufhin den republikanischen Abgeordneten John Ratcliffe als Nachfolger für Coats vorgesehen, doch gab dieser nach zahlreichen kritischen Medienberichten über seine Vergangenheit auf. Daraufhin hob Trump Maguire auf den Posten, den damaligen Direktor des Terrorabwehrzentrums.

Trotz seiner Berufung bleibt Grenell US-Botschafter für Deutschland. Wie die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag von US-Diplomaten in Berlin erfuhr, wird er die Amtsgeschäfte trotz seines vorübergehenden Wechsels nach Washington in vollem Umfang fortführen. Es werde erwartet, dass er nach "einigen Monaten" nach Berlin zurückkehren werde, sobald ein neuer Geheimdienstkoordinator benannt und vom US-Senat bestätigt worden sei. (APA, 20.2.2020)