Larry Tesler im Jahr 2007 (CC-Lizenz).

Foto: Yahoo/CC-BY-2.0

Egal ob Textverarbeitung, Audiobearbeitung, Photoshop oder Dateimanager: Es gibt kein Programm oder Betriebssystem, das nicht drei essenzielle Werkzeuge mitbringt, nämlich Ausschneiden, Kopieren und Einfügen. Das schnelle Kopieren und Einfügen eines Inhalts von einer Stelle an eine andere ist zum geflügelten Wort geworden: Copy-and-Paste.

Erdacht hat diese Features der Computerwissenschaftler Larry Tesler. Er ist am vergangenen Montag im Alter von 74 Jahren in New York verstorben, wie sein ehemaliger Arbeitgeber Xerox mitteilte.

Wider das IBM-Monopol

Geboren wurde Larry Gordon Tesler 1945 in New York. Er wuchs im Stadtteil Bronx auf und schloss die dortige High School of Science 1961 ab. Sein Weg führte ihn danach an die renommierte Stanford University, wo er Computerwissenschaften studierte und später im Labor für künstliche Intelligenz arbeitete. Als einer von damals wenigen Programmierern in Palo Alto konnte er sich nebenbei bereits gutes Geld verdienen.

Ende der 1960er wirkte er zudem an der "alternativen" Midpeninsula Free University mit, wo er unter anderem über Prokrastination referierte und auch Vorträge darüber hielt, wie man das IBM-Monopol in der Computerwelt beenden könnte. Aus dieser Zeit ging auch die Erfindung der Programmiersprache Compel hervor.

Gypsy und die "Copypasta"

Zu Beginn der 1970er verließ er Stanford und zog nach Oregon, fand dort aber keinen Job, da noch kaum ein Unternehmen Computer einsetzte. Es folgte eine kurze Rückkehr an das Stanford AI Laboratory, eher er schließlich bei der Forschungsabteilung von Xerox (PARC) landete.

Gemeinsam mit seinem Kollegen Tim Mott entwarf er dort ein Konzept für die Zukunft der Computer und antizipierte, dass die damals meist textbasierten Oberflächen von grafischen Interfaces ersetzt werden und Nutzern jederzeit alle Funktionen zur Verfügung stehen, statt erst einen bestimmten Modus einstellen zu müssen – etwa um mit einem Keyboard entweder in Dokumenten zu schreiben oder Kommandos einzutippen.

Diese Ideen setzte er auch um, als er an der Textverarbeitungssoftware Gypsy mitarbeitete. Dies wurde auch zur Geburtsstunde von Ausschneiden, Kopieren und Einfügen – dem Grundrezept der "Copypasta". In Verbindung steht Tesler aber auch mit dem "What You See Is What You Get"-Prinzip, und auch der Begriff "Browser" soll auf ihn zurückgehen, nachdem er ein Programm entwickelt hatte, das es erleichterte, Quellcodes für die von ihm mitentwickelte Programmiersprache Smalltalk anzusehen.

Wechsel zu Apple

Später gehörte er zu einer Reihe von Xerox-Mitarbeitern, die zu Apple wechselten, da seiner Meinung nach das Unternehmen von Steve Jobs ein moderneres Konzept von Computern pflegte. Dort war er in unterschiedlichen Rollen tätig und leitete unter anderem die Forschungsabteilung. Geprägt war seine Zeit dort aber nicht nur durch Erfolge. Maßgeblich verantwortlich war er auch für Apples Newton, einen Vorgänger heutiger Tablets, der kaum Abnehmer fand.

Als Apple Mitte der 1990er in finanzielle Turbulenzen geriet, machte er sich 1997 mit einer eigenen Firma namens Stagecast Software selbstständig. Das aus Apple ausgegliederte Unternehmen fand jedoch für ihre 1999 veröffentlichte Programmier-Lernsoftware Creator zu wenige Abnehmer. Es folgten Entlassungen, und er selbst ging im Jahr 2000 von Bord und überließ die Firma den zwei verbliebenen Mitarbeitern.

Spätere Karriere

Ein Jahr später heuerte er in Amazons Hauptquartier in Seattle an, wo er unter anderem an der Gestaltung des Onlineshops mitwirkte. Aus privaten Gründen – seine Frau war im Silicon Valley geblieben – wechselte er 2005 zu Yahoo. Drei Jahre später folgte ein kurzes Engagement bei der DNA-Analysefirma 23andMe, ehe er 2009 als freiberuflicher Berater tätig wurde. (gpi, 20.2.2020)