Ohne Schutzmaske geht in China gar nichts mehr. Die Angst vor dem Coronavirus ist groß. Masken sowie Schutzbekleidung sind bereits Mangelware.

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Die Schlagzeilen über das Coronavirus halten an. Ökonomen rund um den Globus berechnen laufend, wie dramatisch die Auswirkungen sein können. Ausbleibender Tourismus, ins Stocken geratene Produktionen und nicht nahtlos laufende Lieferketten hinterlassen Spuren. Hinzu kommt die Angst vieler Menschen vor einer Ansteckung. Das wirkt sich meist so aus, dass die Leute lieber zu Hause bleiben, weniger oft in Restaurants, Kinos oder ins Theater gehen – das spürt auch der Dienstleistungssektor. Ein Krisen-ABC:

Apple Der Tech-Konzern verfehlt wegen des Coronavirus die erst wenige Wochen alte Umsatzprognose für das laufende Quartal. Schuld sind Lieferengpässe, weil die Produktion in China langsamer hochgefahren werde als geplant. Weil auch Apple Stores in China geschlossen blieben, ging der Verkauf der Devices zurück.

Börsen Die Märkte lässt das Virus bisher recht kalt. Das könnte sich ändern, wenn noch mehr Unternehmen – wie Apple – ihre Prognosen verfehlen und sich die Konjunktur weiter abschwächt.

Chemiebranche Die deutsche Chemiebranche warnt vor den Corona-Folgen für die exportorientierte Branche. China ist ein wichtiger Absatzmarkt für die deutsche Chemie- und Pharmabranche. Die Nachfrage nach Produkten in der Volksrepublik ist gesunken, Wertschöpfungsketten beeinträchtigt.

Delle Peking hält derzeit trotz aller wirtschaftlichen Folgen an seinen Wachstumszielen fest. China strebt für 2020 ein Wachstum von sechs Prozent an.

Epidemie In vielen Teilen der Welt wächst die Sorge, dass sich das Coronavirus zu einer tragischen Epidemie ausweitet. US-Epidemiologe und WHO-Berater Ira Longini geht davon aus, dass jeder Infizierte zwei bis drei Personen anstecken könnte. Zwei Drittel der Weltbevölkerung seien damit bedroht.

Folgen Eurogruppen-Chef Mário Centeno erwartet nur kurzfristige Folgen der Coronaepidemie für die Konjunktur in Europa. "Das muss uns Sorge machen, aber wir müssen auf die längerfristigen Wachstumsaussichten für die Eurozone schauen, und die sehen im Moment gut aus", sagte Centeno zu Wochenbeginn.

Gaming Wegen der massiven Einschränkung des öffentlichen Lebens greifen viele Chinesen häufiger zu Videospielen. Zuschauerzahlen in Streams explodieren. Begehrt sind "Honor of Kings", "PUBG" und "League of Legends".

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Im November fanden in Paris die Weltmeisterschaften von "League of Legends" statt. Das Coronavirus verschafft dem Game ein größeres Publikum.
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Höhepunkt Experten erwarten, dass mit dem Höhepunkt des Coronaausbruchs in China voraussichtlich Ende Februar zu rechnen ist. Stabilisieren wird sich die Epidemie möglicherweise erst Ende April. "Das ist eine sehr grobe Schätzung", sagte Zhong Nanshan, Chef der Expertengruppe der chinesischen Regierung.

Investition Pharmafirmen rund um den Globus forschen an einem Coronagegenmittel. Die britische Regierung etwa hat staatliche Mittel in der Höhe von 20 Millionen Pfund freigegeben.

Jobverlust Stillgelegte Produktionen und geschlossene Geschäfte schlagen auf die Finanzkraft vieler Betriebe durch. Es kommt zu Gehaltskürzungen und Kündigungen. "Es könnte große Entlassungen geben", warnt Wang Jun, Chefökonom der Zhongyuan-Bank in Peking. Er vergleicht die aktuelle Lage mit der Finanzkrise – während der etwa 20 Millionen chinesische Wanderarbeiter ihre Arbeit verloren haben.

Kryptogeld Die Angst vor Corona hat den Bitcoin-Kurs wieder angetrieben, der nun die Marke von 10.000 Dollar überstiegen hat.

Lieferungen Damit das Geschäft von McDonalds, Starbucks und Co nicht vollständig zum Erliegen kommt, haben diese Betriebe kontaktlose Lieferungen und Abholungen eingeführt. Die bestellte Ware wird in versiegelten Sackerln an Eingängen oder anderen Orten zur Abholung abgestellt.

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Leer aber nicht ganz zugesperrt. Starbucks liefert derzeit in China vermehrt nachhause.
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Medikamente Von dem Produktionsstopp in China ist die Pharmabranche betroffen. Dadurch werden auch hierzulande etliche Medikamente knapp, etwa Kopfwehtabletten, Blutdruckmitteln oder Antibiotika.

Niedrigzinsen Auch Vertreter der Fed und der EZB betrachten die Auswirkungen des Coronavirus aufmerksam. Verschärfen sich die wirtschaftlichen Auswirkungen, könnte das der Grund für weitere Zinssenkungen sein.

Outlook Die Ratingagentur Moody’s erwartet, dass es in den kommenden Monaten zu einem deutlichen Rückgang von Umsätzen und Gewinnen in ganz China, vor allem in den Bereichen Verkehr, Konsum, Tourismus und Unterhaltung, kommen wird.

Procomure Der Salzburger Pharmabetrieb hat einen Corona-Schnelltest entwickelt und steht damit laut Eigenangaben knapp vor der Marktreife.

Quarantäne China hat ganze Städte abgeriegelt, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen. Betroffen von der Isolation sind auch gebrauchte Banknoten.

Rezession Der japanischen Wirtschaft droht die Rezession. Im Schlussquartal 2019 schrumpfte das BIP der weltweit drittgrößten Volkswirtschaft auf das Jahr hochgerechnet um 6,3 Prozent und damit so stark wie seit 2014 nicht mehr. Das Coronavirus und die dadurch gestörte Wirtschaftswelt in China, Japans wichtigstem Handelspartner, drohen die Konjunktur auch im laufenden Quartal zu drücken. Bei zwei Minusquartalen sprechen Ökonomen von einer Rezession.

Singapur Der Stadtstaat rechnet nach Angaben des Tourismusverbands heuer infolge des Coronavirus mit einem Rückgang der Besucherzahlen um 25 bis 30 Prozent. "Die Situation in diesem Jahr wird mindestens so ernst wie bei Sars sein, möglicherweise schlimmer", sagte Keith Tan, Vorsitzender des Tourismusverbands in Singapur.

Tourismus Auswirkungen auf Österreichs Fremdenverkehr werden laut Experten überschaubar sein. Weit stärker betroffen sind Thailand und Japan – dort sind rund 20 Prozent der Urlauber Chinesen.

Uber Der Fahrtenanbieter hat in London einen und in Mexiko-Stadt zwei Fahrer gesperrt, weil sie Leute transportiert haben, die mit dem Coronavirus infiziert waren. Verschoben wurde die für Ende April geplante Automesse in Peking. Diese ist vor allem für deutsche Autobauer wichtig, weil China für VW, BMW oder Daimler der weltweit größte Einzelmarkt ist.

Verschoben wurde auch das Formel-1-Rennen in Schanghai am 19. April. Bedroht ist der Start in Vietnam. Dort sollte am 5. April auf einem Stadtkurs in Hanoi gefahren werden. Hanoi liegt 150 km entfernt von der Grenze zu China.

Auch der Formel 1 Zirkus ist vom Coronavirus betroffen. Hier die Rennstrecke in Shanghai.
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Wildtiere Chinesische Behörden glauben, dass sich der Erreger des Coronavirus von einem Markt für Wildtiere in Wuhan aus verbreitet hat. Wildtiere sind besonders begehrt – auch für die Traditionelle Chinesische Medizin.

Xi Jinping Chinas Staatschef will verhindern, dass die Epidemie seine Herrschaft bedroht. Er hat daher in Hubei die Führung mit Vertrauten ausgetauscht.

Yokohama Ein aus diesem Ort zugestiegener Passagier hat die Quarantäne für Reisende auf dem Kreuzfahrtschiff Diamond Princess ausgelöst. Der Mann verließ das Schiff fünf Tage später in Hongkong, wurde dann aber positiv auf das Virus getestet.

Zinsen Chinas Notenbank hat beim Ausbruch des Virus die Zinsen gesenkt, um wirtschaftliche Folgen der Krise abzufedern. Zuletzt wurden auch die Zinsen für einjährige Kredite gesenkt. (Bettina Pfluger, 22.2.2020)