Der Musicaldarsteller Drew Sarich wohnt mit seiner Familie und zwei unsichtbaren Katzen in einer Dachgeschoßwohnung in Wien-Meidling. Hier sind Gäste immer willkommen.

"Diese Wohnung war keine Liebe auf den ersten Blick. Man könnte auch sagen: Diese Wohnung hätte keine Facebook-Freunde gefunden. Sie war jahrelang auf dem Markt. Scheinbar hat sie keiner angefasst, weil die Bilder nicht besonders waren. Dass so eine große, schöne Wohnung auf Fotos klein und verkrampft rüberkommt, muss man erst einmal schaffen.

Foto: Lisi Specht

Wir haben damals im siebten Bezirk gewohnt. Die damalige Wohnung war super, aber uns hat ein Zimmer gefehlt. Wir haben sogar überlegt, ob wir am Stadtrand in ein Haus ziehen sollen. Wir hatten schon eines in Groß-Enzersdorf gefunden, inklusive Prinzessinnenturm, Swimmingpool und einer Ziege, die uns der Eigentümer dazugegeben hätte. Aber das war zu weit weg. Da hätten wir uns gegenseitig aufgefressen.

Auf Immobilienportalen sind wir immer wieder über diese Wohnung gestolpert. Irgendwann hat Ann sie sich angeschaut, damit wir sie halt gesehen haben. ‚So schlimm ist sie nicht‘, sagte sie danach. Also bin ich zur nächsten Besichtigung mitgekommen. Die Eigentümerin hatte ganz bestimmte Vorstellungen vom Käufer. Sie wollte wissen, wer die Menschen sind, die ihre Wohnung kaufen. Nach ein paar lustigen Gesprächen konnten wir sie überzeugen.

Die Wohnfläche beträgt 156 Quadratmeter, auf dem Dach haben wir eine 80 Quadratmeter große Terrasse mit Hängematte, Griller und Planschbecken. Es ist groß genug für drei Kinder – oder einen betrunkenen Erwachsenen.

Drew Sarich ist Fan von Abwechslung. Das Oma-Zimmer mit dunkelroten Wänden ist die neueste Kreation.
Fotos: Lisi Specht

Seit 2009 leben wir hier mit unseren Kindern und unseren Katzen. Letztere werden unsichtbar, sobald es klingelt. In Wahrheit gehört die Wohnung aber ihnen. Meine Frau ist eine Sammlerin. Sie lebt für Willhaben und findet fast jede Woche etwas Neues. Oft sind es Schnäppchen aus Haushaltsauflösungen. Sie ist bei der Gestaltung unserer Wohnung die Chefin. Ich bin ein braver Soldat, der versucht, alles so gut wie möglich auszuführen.

Als ich klein war, hatten wir nie Bilder zu Hause aufgehängt. Wir hatten sie irgendwo verstaut. Das fand ich schade. Darum sind unsere Wände nun voll – mit Fotos, Erinnerungsstücken und selbstgemalten Bildern von mir.

Wir sind Fans von Abwechslung. Jedes halbe Jahr gehen wir unsere Kleiderschränke durch und geben weg, was nicht mehr getragen wird. Und auch sonst sind wir ständig am Umstellen und Ausmisten. Wir sind eine Familie, die gerne etwas ausprobiert. Und wenn wir scheitern, dann machen wir es gleich wieder neu. Unser neuestes Projekt ist unser Oma-Zimmer – ein kleiner Durchgangsraum mit dunkelroten Wänden, in dem wir zwei altmodische Königssessel aufgestellt haben. Hier hätten wir gerne auch einen Kamin. Die nötige Bewilligung haben wir schon.

Drew Sarichs Frau Ann Mandrella sammelt alte Möbel. Die Wände sind voll mit Fotos, Erinnerungsstücken und selbstgemalten Bildern.
Fotos: Lisi Specht

Unseren Stil würde ich als einladend eklektisch bezeichnen. Wir wollten ein Zuhause schaffen, aus dem man selbst als Gast nicht wegwill. Wenn wir Partys haben, verbringen Gäste die meiste Zeit damit, sich in unserer Wohnung umzuschauen und Geschichten zu sammeln. Wir hatten schon 70 Gäste auf einmal hier. Unser Sofa frisst einen regelrecht auf, so gemütlich ist es.

Wohnen ist für mich ein Ort, an dem ich sage: ‚Ich bleibe lieber zu Hause, als auszugehen.‘ Obwohl ich das Ausgehen liebe. Hier steht die Tür immer offen; man muss nicht um Erlaubnis bitten, um vorbeizukommen.

Ich singe zu Hause viel, meist im Musikzimmer. Komischerweise ist die Küche aber unser größter Proberaum, weil es hier so bequem und das Licht so gut ist. Und bei Partys stehen ohnehin immer 20 Leute in der Küche.

Als junger Künstler habe ich in New York gelebt. Als ich nach Europa kam, hat sich alles verändert. Hier arbeitet man, um leben zu können, während man in New York ackert und ackert und das Gefühl hat, stets etwas hinterherzujagen. Hier konnte ich mir ein Zuhause aufbauen. Es ist ein echter Genuss, nach Hause zu kommen und zu wissen: Hier ist mein Nest!" (24.2.2020)