Die Aufforstung der Wälder wird derzeit als eine der wichtigsten Maßnahmen gegen die Klimakrise gefordert. Doch die marinen Ökosysteme sind bei der Kohlenstoffbindung noch effizienter als Ökosysteme an Land. Ein Hektar Seegras bindet etwa so viel CO2wie zehn Hektar Wald. Allerdings schwinden die Seegraswiesen: Die dänische Seegrasfläche war vor rund 100 Jahren drei- bis fünfmal so groß wie heute. Forscher plädieren daher für eine gezielte Aufforstung der Küstengebiete.

Natürlicher Seegras-Teppich am Bodensee.
Foto: imago/bodenseebilder.de

Auch der gezielte Anbau von Großalgen könnte eine weitere Maßnahme für die Bindung von Kohlenstoff sein. Algen, ein nachhaltiger, klimaschonender Rohstoff, werden immer beliebter und gelten wegen ihres hohen Nährstoffgehalts als Superfood. Untersucht wird auch das Klimaschutzpotenzial der Mangrovenwälder. Mangroven sind gigantische Kohlenstoffsenken. Doch durch die stetige Vernichtung dieser Feuchtgebiete landen jährlich bis zu 120 Millionen Tonnen Kohlendioxid zusätzlich in der Atmosphäre. Die gezielte Aufforstung von Mangroven schützt die Küsten vor Erosion und schafft CO2-Speicher.

Doch Aufforstung der Küstengebiete ist keine leichte Aufgabe:

Foto: Fatih Aydogdu

Seegraswiesen bedecken weltweit etwa 600.000 Quadratkilometer des Meeresbodens, mehr als die Fläche Frankreichs. Seegras bindet pro Jahr weltweit etwa so große Mengen an Treibhausgas aus der Atmosphäre, wie Deutschland in einem halben Jahr emittiert. Laut der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) schrumpft die Seegrasbedeckung weltweit um 1,5 Prozent pro Jahr.

Düngemittel, die mit dem Flusswasser in die Meere gelangen, zerstören das Seegras. Ein Verbot von Phosphat in Waschmitteln und eine Aufrüstung der Klär anlagen lassen nach Jahrzehnten im nordfriesischen Wattenmeer wieder neues Seegras wachsen. Die weltweite Erfolgsquote der gezielten Aufforstung von Seegraswiesen liegt derzeit allerdings nur bei 30 Prozent.

Das Ziel des strategischen Plans für Biodiversität aus dem Jahr 2010 wurde verfehlt: Bis 2020 hätten zehn Prozent der Weltmeere unter Naturschutz gestellt werden sollen, derzeit sind lediglich 6,35 Prozent geschützt.

Foto: Fatih Aydogdu

Die Mangrovenwälder speichern weltweit etwa 20 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr auf einer Fläche, die nicht einmal einem Prozent der Fläche des globalen Regenwalds entspricht.

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5000 Quadratkilometer Algen können 570.000 Tonnen Kohlenstoff pro Jahr binden. Dabei wandeln Algen dreimal mehr CO2 um als Nutzpflanzen auf dem Festland. Die gezielte Düngung der Meere, um Algen blühen zu lassen, ist allerdings umstritten. Die nötigen Eisendüngermengen könnten unvorhersehbare Auswirkungen auf das Ökosystem haben. (Olivera Stajić, 27.2.2020)